• Das Coronavirus hat den neuen, besonders stark mutierten Subtyp BJ.1 hervorgebracht.
  • Experten sagen, er müsse beobachtet werden.

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Viele Mutationen: Müssen wir uns wegen des Corona-Subtyps BJ.1 Sorgen machen?

BJ.1 ist ein neu entdeckter Omikron-Subtyp, der nach Angaben von Experten besonders viele Mutationen am Spike-Protein hat. Das kann zur Folge haben, dass das Virus der Immunabwehr besser entgehen kann und vorangegangene Infektionen und Impfungen nicht mehr so gut schützen. Experten halten das bei BJ.1 für möglich bis wahrscheinlich, was allerdings nicht bedeute, dass der Immunschutz komplett wegfalle.

Was ist BJ.1?

BJ.1 ist ein Subtyp der Omikron-Variante des Coronavirus, genauer gesagt: eine Unterlinie des Omikron-Subtyps BA.2.

Wie häufig ist BJ.1 bislang nachgewiesen worden?

Bislang wurden einige Dutzend Fälle vor allem in Indien nachgewiesen, aber auch in Singapur, den USA und in Europa in Österreich und den Niederlanden.

Wurde BJ.1 auch in Deutschland nachgewiesen?

Nein, bislang nicht. Im aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) spielt dieser Subtyp noch keine Rolle. Vorherrschend ist hierzulande nach wie vor der Omikron-Subtyp BA.5, der nahezu alle anderen Subtypen – und die Varianten Alpha und Delta ohnehin schon länger – verdrängt hat. In der Pandemie haben wir gelernt: Das Virus mutiert ständig.

Was ist so besonders an BJ.1?

Der österreichische Mikrobiologe Ulrich Elling spricht bei der Zahl der Mutationen von BJ.1 von einem "neuen Rekord". BJ.1 weise im Vergleich zum Index-Virus, dem "Urtyp", 33 Mutationen in jenen Bereichen auf, an denen die Antikörper des Immunsystems andocken und das Virus unschädlich machen sollen. Im Vergleich zu Delta sind es 36; im Vergleich zu BA.5, der Variante, die hierzulande derzeit vorherrscht, sind es 17. Die Unterlinie BJ.1 gebe "Anlass zur Sorge", schrieb Elling auf Twitter.

Sind Virus-Mutationen immer gefährlich für uns Menschen?

Nein, es hängt davon ab, in welchen Bereichen das Virus mutiert und wie stark. Verändern sich beispielsweise (wie bei BJ.1) bestimmte Regionen des Spike-Proteins, kann das bedeuten, dass ein Immunsystem, das auf andere Virentypen hin trainiert wurde, das Virus nicht mehr so gut erkennt. Mikrobiologe Elling schrieb dazu, die Mutationen von BJ.1 ergäben eine "unangenehme Kombination" und machten "eine weitere signifikante Umgehung des Immunsystems sehr wahrscheinlich". Man nennt das dann "Immunflucht".

BJ.1 und BA.2.75.2, ein anderer Omikron-Subtyp, der unter Beobachtung steht, seien Varianten, die da, wo die Antikörper auf der Oberfläche des Virus anbinden, vermehrt Mutationen hätten, sagte auch der Virologe Hendrik Streeck kürzlich im Interview mit n-tv. "Aber das ist keine komplette Immunflucht. Man hat immer noch eine Teilimmunität gegen das Virus, auch wenn man gegen das ursprüngliche Virus geimpft wurde." Das bestätigt auch der Infektiologe Christoph Spinner. "Unser Immunsystem kann trotz Immunflucht schwere Verläufe offenbar wirksam verhindern", sagte er dem BR.

Weiß man denn, ob BJ.1 ansteckender ist oder kränker macht?

Nein, das weiß man noch nicht. Aber wenn ein Virus das Immunsystem austricksen kann, ist beides zumindest denkbar.

Wird BJ.1 auch nach Deutschland kommen?

Das weiß man ebenfalls noch nicht. Selbst wenn: Man könne zurzeit noch gar nicht sagen, ob BJ.1 oder auch BA.2.75.2. sich durchsetzen würden, sagte Streeck in dem n-tv-Gespräch. Und wenn es so weit käme? Auch dann gebe es keinen Grund zu glauben, "dass alles, was wir in den letzten zweieinhalb Jahren erreicht haben, jetzt wieder futsch wäre", sagte Streeck.

Verwendete Quellen:

  • who.int: Corona-Varianten
  • rki.de: Aktueller Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts zu Corona (15. September 2022)
  • cov-lineages.org: Überblick über Virus-Abstammungslinien und ihre Vebreitung in der Pango-Nomenklatur
  • twitter.de: Molekularbiologe Ulrich Elling
  • ntv.de: Virologe Hendrik Streeck bei n-tv
  • br.de: Christoph Spinner zum BR

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