"Ohne Aluminium", dieser Hinweis ist bei der Bewerbung von Deodorants inzwischen fast obligatorisch geworden. Während den meisten lange nicht bewusst war, dass Deos überhaupt Aluminium enthalten, steht das Leichtmetall beim aufgeklärten Konsumenten jetzt auf dem Index. Zurecht?

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Vor ein paar Jahren war Aluminium bei Deos einfach eines von vielen Ingredienzien auf der Liste der Zusatzstoffe. Derzeit ist es so verpönt wie Silikone bei Shampoos und Ammoniak bei Haarfärbemitteln. Aber was steckt wirklich dahinter?

Am Anfang war der Film

Der Film "Die Akte Aluminium" von Bert Ehgartner lief am 12. März 2013 im Rahmen des ARTE-Themenabends "Aluminium – Zeitbombe im Körper?" und stieß auf ein breites Zuschauerinteresse. Der Beitrag berichtete unter anderem über Eva Glave, die an Brustkrebs erkrankt ist.

Die behandelnde Ärztin stellte im Film eine Verbindung her zwischen den Deos mit Aluminiumchlorid, die ihre Patientin jahrelang verwendet hatte, und Frau Glaves Erkrankung. Auch zwischen Aluminium und der Alzheimer-Krankheit soll ein Zusammenhang bestehen.

Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. haben Tierversuche und Experimente an Zellkulturen gezeigt, dass Aluminium die für die Krankheit typische Ablagerung des Amyloid-Proteins im Gehirn begünstigt. Welche Rolle Aluminium tatsächlich als auslösender Faktor für Krebserkrankungen, die Alzheimer-Krankheit und zahlreiche Allergien spielt, darüber gibt es widersprüchliche Studien. Eindeutige Nachweise fehlen bislang.

Warum ist Aluminium im Deo?

Aluminiumchlorid verschließt die Kanäle in der Haut, somit tritt weniger Schweiß aus. Das hat zweierlei Folgen: Wenn die Achselhöhlen verstopft sind, werden Schadstoffe nicht mehr richtig ausgeschieden, sondern verbleiben im Körper. Und über das Deo gelangt das Leichtmetall in den Körper.

Besonders dann, wenn die Haut verletzt ist, etwa nach der Rasur. Doch nicht nur über Deos findet das Aluminium den Weg in unsere Körper, wir alle nehmen es täglich zu uns.

Aluminium in Lebensmitteln

Aluminium ist das am dritthäufigsten vorkommende Element der Erdkruste und das häufigste Metall. Es ist leicht, zäh und weich und damit einfach zu verarbeiten, aber extrem aufwändig in der Herstellung. Da es in der Erdkruste ist, enthalten sehr viele Nahrungsmittel Spuren von Aluminium, Kräuter, Gewürze und Gemüse etwa, aber auch Schokolade.

Auch Wasser enthält Aluminium, ebenso wie viele Medikamente. Rückstände von Aluminiumsalzen finden sich außerdem in Lebensmittelverpackungen oder als Lebensmittelzusatzstoff.

Wie gefährlich ist Aluminium im Körper?

Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sollte ein 60 Kilogramm schwerer Mensch nicht mehr als 8,6 Mikrogramm Aluminium pro Tag aufnehmen. Dieser Grenzwert, so das Bundesinstitut für Risikobewertung, wird durch die tägliche Nutzung von Deos mit Aluminiumsalzen überschritten. Welche Langzeitfolgen dies haben wird, darüber sind sich die Experten uneins.

Wie lange bleibt das Aluminium im Körper?

Einmal im Körper angelangt, verteilt sich das Metall ungleichmäßig in den Knochen, der Lunge und zu einem kleineren Teil auch im Gehirn. Tierversuche deuten darauf hin, dass sich Aluminium besonders bei Kalzium- und Eisenmangel in Hirn und Knochen ansammelt. Auch wie lange das Metall im Körper verbleibt, schwankt. Über die Niere wird viel Aluminium direkt wieder ausgeschieden, aber Spuren bleiben lange Jahre im Körper nachweisbar.

Was raten Experten?

Da der von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit festgelegte unbedenkliche Grenzwert von Aluminium sehr leicht überschritten wird, scheint eine Reduktion des Leichtmetalls im Alltag empfehlenswert. Panikmache oder eine komplette Ernährungsumstellung scheinen dagegen nicht angezeigt.

Detlef Wölfle vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät dazu, verzichtbare Quellen wie Deos zu meiden. Bergkristall-Deos sind übrigens keine gute Alternative. Sie bestehen aus Alaun, also reinem Aluminiumsalzkristall.

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