Seit August 2024 galten unterschiedliche Tempolimits für Autos und Motorräder auf einem Teilstück der Autobahn A7. Nach Berichten des SWR und von MOTORRAD sowie einem Anwaltsbrief des BVDM wurde das Tempolimit wieder aufgehoben.
Weil der Fahrbahnbelag erhebliche Schäden aufweist, galt seit Mitte August 2024 auf der A7 zwischen Feuchtwangen-West in Bayern und Aalen/Oberkochen in Baden-Württemberg ein Tempolimit. So weit, so normal. Doch während Autos auf der rund 40 Kilometer langen Strecke 120 km/h fahren durften, war die Geschwindigkeit für Motorräder auf nur 80 km/h beschränkt.
Tempolimit nach Medienberichten aufgehoben
Die Schilder sind weg! Das war die überraschende Erkenntnis einer MOTORRAD-Fahrt über die A7. Das umstrittene Motorrad-Tempolimit von 80 km/h bei erlaubten 120 km/h für Autos zwischen Feuchtwangen-West und Aalen/Oberkochen (zwischen Würzburg und Ulm) wurde am Mittwoch, 18. September, sang- und klanglos wieder aufgehoben, bestätigte eine Sprecherin der verantwortlichen Autobahn GmbH Südbayern auf Nachfrage. Es galt seit Mitte August auf rund 40 Kilometern Länge und wurde mit dem schlechten Zustand der Beton-Fahrbahn begründet. Der schlechte Zustand stelle eine Gefahr für schneller fahrende Motorräder dar. Dabei verwies ein Sprecher der Autobahn GmbH auf einen tödlichen Motorradunfall aus der Vergangenheit. Gemeint war offenbar das Hitze-Blow-up auf der A 93, das 2013 einem Harley-Fahrer das Leben kostete.
Dazu hieß es im September 2024, dass aufgrund der tieferen Temperaturen diese Gefahr nicht mehr bestehe. Ob das umstrittene Motorrad-Tempolimit im Sommer 2025 wieder verhängt werden soll, sei noch offen. Auf die gefährliche Unsinnigkeit, Motorräder ausgerechnet auf die besonders schadhafte rechte Spur zwischen die Lkw zu verbannen, hatte MOTORRAD hingewiesen. Zu diesem Thema interviewte SWR3 die MOTORRAD-Redakteurin Eva Breutel. Den Beitrag könnt ihr hier nachhören.
Tempolimit 80 km/h galt nur für Motorräder
Mit Bekanntwerden des Tempolimits aus 80 km/h im August 2024, hieß es auf MOTORRAD-Nachfrage bei der zuständigen Autobahndirektion, das habe man beschlossen, "um Stürze und Personenschäden durch eventuell vom Lenkenden zu spät erkannte Schadstellen zu vermeiden" und so "die sichere Befahrbarkeit" für alle Verkehrsteilnehmer sicherzustellen.
Autos durften 120 km/h fahren
Aber ist das wirklich sicher? Im Grunde hatte die Autobahndirektion – zuständig ist übrigens die Niederlassung Südbayern in München – zwar eine Gefahr gebannt, aber eine neue geschaffen. Denn Motorräder sollten dort nun ganze 40 km/h langsamer fahren als Pkw und wurden so auf die von Lkw schwer verschlissene und dadurch besonders holprige rechte Spur verbannt. Zwischen den schweren Lastwagen eingeklemmt, sollten Motorradfahrer ausharren – und das auf langen 40 Kilometern.
Video: ADAC MOTORRAD Safety League Fahrsicherheitszentrum Nürburgring und Nordschleife
In der Praxis gefährlicher statt sicherer
Dadurch waren gefährliche Situationen quasi vorprogrammiert, wie auch durch drängelnde Autofahrer, wenn sich die Biker doch auf die linke Spur wagten. Auf den entsprechenden Einwand von MOTORRAD, dass unterschiedliche Tempolimits für Auto- und Motorradfahrer das Unfallrisiko für letztere erhöhten und nur eine einheitliche Geschwindigkeitsbeschränkung sicher sei, ging die Autobahndirektion nicht ein.
Autobahn A7 soll baldmöglichst saniert werden
Obendrein stand zu Beginn noch nicht fest, wie lange dieses ungleiche Tempolimit gelten sollte. Generell, so hieß es aus München, "hat die alte Betonfahrbahn zwischen Feuchtwangen-West und Aalen/Oberkochen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und ist nicht mehr leistungsfähig." Mittelfristig müsse die Fahrbahn grundlegend saniert werden, kurzfristig wolle man die besonders geschädigten Bereiche streifenweise erneuern. Wann das sein wird, konnte man auf MOTORRAD-Nachfrage allerdings nicht sagen. Immerhin heißt es abschließend: "Wir setzen jedoch alles daran, die streifenweise Erneuerung baldmöglichst umzusetzen".
Video: Polizei in Tschechien erwischt Motorradfahrer am Handy
Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) aktiv
MOTORRAD informierte derweil den Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM), der hier auf seiner Homepage ein aktuelles Verzeichnis von Strecken mit unterschiedlichen Tempolimits für Motorräder und Pkw anlegen möchte. Der schaltete einen auf Verkehrsrecht spezialisierten Anwalt ein. Dieser forderte die zuständige Betreibergesellschaft Autobahn GmbH Südbayern Mitte September 2024 auf, das Tempolimit für alle Fahrzeugklassen zu vereinheitlichen und begründete es damit, dass das aktuelle 80-km/h-Limit nur für Motorradfahrer diese massiv gefährde. Dieser Aufforderung folgte die Betreibergesellschaft wohl am 18. September, denn die Konsequenz wäre eine Klage gewesen.
Klage als nächster Schritt
"Wenn das Tempolimit für alle gleich ist, dann können wir gut damit leben", sagte der BVDM-Beauftragte für Streckensperrungen, Michael Wilczynski. Sollte die Autobahn-Behörde der Aufforderung seitens des Rechtsanwalts nicht folgen, wäre eine Klage gegen das ungleiche Limit der logische nächste Schritt.
Fazit
Auf der Autobahn A7 zwischen Feuchtwangen-West (Bayern) und Aalen-Oberkochen (Baden-Württemberg) galten ab Mitte August 2024 neue Tempolimits: 120 km/h für Pkw und 80 km/h für Motorräder. Die zuständige Autobahndirektion begründete das mit Fahrbahnschäden, kündigte die baldmöglichste Sanierung an, konnte jedoch noch keinen Zeitraum nennen. Auf den Einwand von MOTORRAD, dass unterschiedliche Tempolimits für Auto- und Motorradfahrer das Unfallrisiko für letztere erhöhten und nur einheitliche Geschwindigkeitsbeschränkungen wirklich sicher seien, ging die Autobahndirektion zunächst nicht ein. Der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) und ein auf Verkehrsrecht spezialisierter Anwalt schalteten sich daraufhin ein. Sie forderten ein einheitliches Tempolimit für alle und erwägten eine Klage. In Summe fruchteten alle Maßnahmen, denn seit dem 18. September ist das Tempolimit nur für Motorräder auf dem Teilstück der A7 aufgehoben, für alle Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gelten 120 km/h. © Motorrad-Online
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.