Ein Stromlinien-Mercedes könnte das zweitteuerste Auto der Welt werden. Die Auktion soll Ende 2024 im Mercedes-Museum stattfinden.
Seit Mercedes 2002 sein einziges fahrbereites Uhlenhaut Coupé versteigerte, ist der 300 SLR das teuerste Auto, das jemals bei einer Auktion verkauft wurde. Das zweitteuerste Auto der Welt könnte ebenfalls ein Mercedes werden: RM Sotheby's hat während der Monterey Car Week die Auktion eines W196 mit Stromlinien-Karosserie angekündigt. Das Auto aus der Sammlung des Indianapolis Motor Speedway Museum soll 50 bis 70 Millionen US-Dollar kosten, umgerechnet 45 bis 64 Millionen Euro. Die Auktion soll Ende 2024 im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart stattfinden.
Autos verkaufen, Museum renovieren
Das Museum trennt sich nach eigenen Angaben von Autos, die nichts mit der namensgebenden Rennstrecke oder dem weltbekannten Renn-Event Indianapolis 500 zu tun haben. Neben dem Mercedes sind das ein Ferrari 250 LM und ein Ford GT40 Mk II aus den Sechzigerjahren sowie diverse weitere Rennwagen vom Itala, Baujahr 1907, bis zum Benetton B191 aus der Formel-1-Saison 1991. Der Erlös soll in das Stiftungskapital und den Umbau des Museums fließen.
"Unsere Kapitalkampagne 'Stories Behind the Spectacle' trägt dazu bei, die komplette Neugestaltung des IMS-Museums zu finanzieren, von neuen baulichen und hochmodernen technologischen Installationen bis hin zu interaktiven Exponaten und Erlebnissen", erklärt Joe Hale, Präsident des Indianapolis Motor Speedway Museum. Mit dem Geld sollen unter anderem Restaurierungen, ein neues Archivsystem, eine Feuerlöschanlage und neue Ausstellungen bezahlt werden. Vor der Auktion kommt der W196 mit der Chassisnummer 9 ins Mercedes-Classic-Center nach Fellbach. Dort soll eine Herstellerexpertise erstellt werden.
Mercedes W196 Stromlinie
Der Stromlinien-W196, den das Museum mithilfe von RM Sotheby's verkauft, hat eine interessante Geschichte. Rennen hat der Mercedes nicht gewonnen, obwohl er von zwei der besten Fahrer seiner Zeit gefahren wurde: Juan Manuel Fangio und Stirling Moss bewegten jeweils diesen W196. Chassis Nummer 9 wurde nach der Saison 954 in der Version mit frei stehenden Rädern gebaut und bekam für einen Einsatz bei einem formelfreien Rennen in Argentinien einen 3-Liter-Motor.
Fangio erreichte beim Großen Preis von Buenos Aires am 30. Januar 1955 zwei zweite Plätze. Später bekam das Auto einen 2,5-Liter-Motor und eine Stromlinien-Karosserie. Mit diesem Auto fiel Stirling Moss beim Großen Preis von Italien in Monza an siebter Position liegend nach 28 Runden aus. Nach den Rennaktivitäten übernahm das Werksmuseum den W196. Im Rahmen einer Schenkung bekam 1965 das Indianapolis Motor Speedway Musem (IMSM) den Rennwagen.
Das Wunder von Bern und Reims
Nachdem Mercedes 1953 eine Rennpause eingelegt hatte, kehrte die Marke am 4. Juli 1954 mit einem Doppelsieg in den Motorsport zurück: Juan Manuel Fangio und Karl Kling kreuzten die Ziellinie des Kurses von Reims-Gueux im Abstand von wenigen Zehntelsekunden. Hans Herrmann war die schnellste Runde gefahren, fiel aber wegen eines Motorschadens aus. Am selben Tag gewann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Schweiz gegen Ungarn und wurde damit Weltmeister.
Der W196 war nach der 2,5-Liter-Formel konstruiert. Der Reihenachtzylinder mit Doppelzündung, Benzin-Direkteinspritzung und desmodromischer Ventilsteuerung leistet 257 PS bei 8.250/min. Zur besseren Gewichtsverteilung ist das Fünfgang-Schaltgetriebe nach dem Transaxle-Prinzip an der Hinterachse montiert. Die ist wie beim 300 SL Flügeltürer und 220 SE eine Eingelenk-Pendelachse. Vorn führt eine Doppelquerlenkerachse die Räder. Um die ungefederten Massen zu reduzieren, sitzen die Bremstrommeln innen an den Achsen. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.