Lucid überrascht mit einer Patentanmeldung eines neuartigen Zweigang-Getriebes für seine Elektromodelle. Was verspricht sich der Hersteller davon?
Der überwiegende Teil aller E-Autos begnügt sich mit einem Eingang-Getriebe. Doch es gibt einige Modelle, welche die Anzahl der Fahrstufen verdoppeln. Das weitgehend baugleiche Elektro-Duo Porsche Taycan und Audi E-Tron GT zum Beispiel. Auch der Lotus Eletre verfügt in seiner besonders starken R-Version über ein Zweigang-Getriebe. Genau wie ein anderer chinesisch-britischer Elektriker, der MG Marvel R. Und es scheint, als plane Lucid künftig ebenfalls, in seine Elektroautos eine Kraftübertragung mit zwei Fahrstufen einzubauen. Zumindest haben die Kalifornier im Oktober 2024 ein Patent auf ein entsprechendes Getriebe erhalten.
Aktuell verwendet Lucid Antriebseinheiten mit je einem Planeten-Zahnradsatz an beiden Seiten des Antriebsgehäuses, um die bis zu fünfstelligen Umdrehungswerte des Motors auf die niedrigeren Radumdrehungen zu übersetzen. Dadurch lässt sich nicht nur ein kompaktes und leichtgewichtiges, sondern auch ein koaxiales Layout realisieren. Die Komponenten können also auf derselben Achse untergebracht werden, was Vorteile beim Packaging und bei der Effizienz bringt. Tatsächlich gehören Lucids Antriebe zu jenen mit dem niedrigsten Energieverbrauch; die Elektro-Limousine Lucid Air ist angesichts ihrer Größe und ihres Gewichts ein sehr sparsames Auto.
Mehr Performance oder Effizienz? Beides geht!
Mit dem neuen Patent verdoppelt Lucid offensichtlich die Zahnradsätze auf zwei an jeder Seite des Antriebsgehäuses und verknüpft sie per Kupplung miteinander. Damit realisiert der Hersteller zwei Fahrstufen. Theoretisch besteht dadurch die Möglichkeit, die Performance eines Elektroautos zu pushen: Dank der kleineren Übersetzung beim Beschleunigen und per längerer Übersetzung beim Topspeed. Auf der anderen Seite verspricht das Layout Fortschritte bei der Energieeffizienz, denn durch die beiden Gänge dürften die Motoren länger im effizientesten Wirkungsbereich arbeiten können. Obendrein lassen sich so einzelne Bereiche des Antriebs verlangsamen; auch dies soll zu sparsameren Antrieben führen.
Lucid scheint vor allem auf eine weiter optimierte Energieeffizienz zu schielen. Nach der WLTP-Norm verbrauchen die sparsamsten Air-Varianten dem Hersteller zufolge etwa 15 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Wie Firmenchef Peter Rawlinson ankündigte, sollen künftige Lucid-Modelle den Verbrauch für dieselbe Strecke auf ungefähr zehn Kilowattstunden drücken. Das würde bedeuten, dass ein E-Auto mit 100-Kilowattstunden-Batterie in ein Reichweitenspektrum von etwa 1.000 Kilometern vordringen würde. Das dürfte einige Elektro-Skeptiker von der Technik überzeugen.
Wann kommt Lucids Zweigang-Getriebe?
Die Kalifornier sowie die eingangs erwähnten Hersteller sind nicht die Einzigen, die im Zweigang-Getriebe für Elektroautos Potenzial sehen. Zulieferer ZF kündigte bereits 2019 einen Zweigang-Elektroantrieb für Pkw an, Konkurrent Drexler folgte etwa ein Jahr später. Im Januar 2023 wurde bekannt, dass Suzuki ebenfalls mit einer zweistufigen Kraftübertragung bei seinen ersten Elektromodellen plant.
Noch ist allerdings unklar, wann und in welchen Lucid-Modellen das neue Getriebe eingesetzt werden könnte. Seit Anfang November 2024 nimmt der Autobauer Bestellungen für sein zweites Modell, den großen E-SUV Gravity (siehe Video nach dem ersten Absatz und Fotoshow über dem Artikel), entgegen. Allerdings ist nichts darüber bekannt, dass das Getriebe dort bereits eingesetzt wird. Ab 2026 will Lucid seine Palette um neue Mittelklasse-Baureihen ergänzen, die eine neu entwickelte Plattform nutzen. Gut möglich, dass das Zweigang-Getriebe hier erstmals integriert wird. © auto motor und sport
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