VW-Konzernchef Oliver Blume hat technische Details zum ersten Lamborghini mit E-Antrieb genannt. Der soll nicht nur schnell fahren, sondern auch laden.

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Oliver Blume nutzte die kürzlich abgehaltene Jahreshauptversammlung, um Technik-Details zum ersten Elektro-Modell von Lamborghini zu enthüllen. Laut diverser Medienberichte könnte der allradgetriebene E-Lambo dem Vorstandsvorsitzenden des Volkswagen-Konzerns zufolge bis zu 2.000 PS erhalten und ein Elektro-Layout mit einer Spannung von 980 Volt nutzen, was unter anderem enorme Vorteile in Bezug auf die Ladezeiten der Batterie bringen soll.

Das wäre ein Spitzenwert unter allen Elektroautos. Zum Vergleich: Aktuell bilden die Lucid-Modelle Air und Gravity sowie der Nio ET9 mit ihren 900-Volt-Architekturen die Benchmark in dieser Hinsicht. Als derzeitiger Standard gelten 400 Volt; einige Modelle aus dem Hyundai-Konzern sowie der Porsche Taycan und Audi E-Tron GT verfügen über 800-Volt-Systeme.

Konzern-Plattform mit "spezifischem Setup"

Blume nannte die diesem Lamborghini-Modell zugrundeliegende Plattform nicht beim Namen. Er sagte lediglich, dass es sich dabei um einen Baukasten handelt, der federführend von Porsche entwickelt und zudem von Audi sowie Bentley eingesetzt werden wird. Dabei dürfte es sich um eine sportlich ausgelegte Version der SSP (Scalable Systems Platform) handeln, die frühestens 2026 erstmals zum Einsatz kommen soll. Lamborghini-Technikchef Rouven Mohr legte im Sommer 2023 in einem Gespräch über die SSP-Architektur jedoch Wert darauf, dass die Feinabstimmung von Software und Steuerungssystemen im Verantwortungsbereich der italienischen Marke liege. Blume sprach nun ebenfalls von einem "sehr spezifischen Setup für Lamborghini".

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Mit seiner Ankündigung überflügelte Blume den Lamborghini-CTO auch bei der Leistungsangabe. Mohr stellte seinerzeit noch eine Leistung von "über einem Megawatt" – also mehr als 1.360 PS – in Aussicht; dieser Wert wird konzernintern inzwischen als "Mindestmaß" bezeichnet. Früheren Angaben zufolge liefert ein "Hochleistungsakku einer neuen Generation", der wohl noch auf eine Lithium-Ionen-Zellchemie zurückgreift, die nötige Energie.

Kommt tatsächlich eine Serienversion des Lanzador?

Eher unkonkret drückte sich Blume im Hinblick auf das Fahrzeugkonzept des ersten Lamborghini-Elektrikers aus; dieses werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Damit steht die bisherige Annahme infrage, dass das Modell direkt vom 2023 vorgestellten Concept-Car Lanzador (siehe Video und Fotoshow) abgeleitet wird. Die Studie einer Mischung aus Sportwagen und SUV mit 2+2-Sitz-Layout – von Lamborghini "Ultra GT" genannt – debütierte damals im Rahmen der Monterey Car Week. Mohr meinte seinerzeit, der Lanzador sei "dicht am Serienauto und keine verwegene Vision ohne Chance auf Realisierung". Der VW-Vorstandschef ergänzte jüngst, dass das Design "typisch Lamborghini" sein werde, also sehr emotional und ausdrucksstark. Das trifft fraglos auch auf den Lanzador zu, weshalb eine Serienversion der Studie keineswegs aus dem Rennen ist.

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Blume bestätigte ferner, dass der erste Elektro-Lamborghini am Stammsitz in Sant'Agata Bolognese gebaut wird. Allerdings dauert es bis dahin noch eine Weile. Ursprünglich hatte der Hersteller geplant, sein erstes E-Modell 2028 auf den Markt zu bringen. Dieses Ziel relativierte Markenchef Stephan Winkelmann jedoch kürzlich. "Wir halten das Ende des Jahrzehnts für den besten Zeitpunkt, um ein zusätzliches Auto wie den Lanzador auf den Markt zu bringen – mit einem neuen Karosseriestil und für neue Kundentypen", sagte der Lamborghini-Boss vor einigen Monaten dem britischen Magazin "Evo". Grund für die Verschiebung um mindestens ein Jahr sei die aktuell mangelnde Kundenakzeptanz für vollelektrische Autos, die "umso mehr für teure Autos" gelte.  © auto motor und sport