Lachgas wird laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen (EMCDDA) bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren immer beliebter. In Deutschland häufen sich zudem die Vorfälle im Straßenverkehr.

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Was ist Lachgas?

In erster Linie wird Distickstoffmonoxid (N2O) in der Medizin als Narkosemittel eingesetzt. Die Nahrungsmittel-Branche verwendet es hingegen auch als Treibgas etwa zum Aufschäumen von Sahne. Im Handel ist Lachgas entsprechend in Stickstoffkartuschen zum Beispiel für Sahnespender erhältlich. Eine 0,65 Liter-Kartusche kostet rund 25 Euro, kleinere Kartuschen liegen bei unter einem Euro.

Wie wirkt Lachgas?

Beim Inhalieren direkt aus der Kartusche oder einem Luftballon – es ist farblos und schmeckt leicht süßlich – reduziert der Stoff Schmerzen, Ängste und Anspannung, führt aber auch zu Halluzinationen. Der Konsum beeinträchtigt das Gefühl für Zeit und Raum. Die Wirkung lässt nach kurzer Zeit jedoch wieder nach.

Macht Lachgas abhängig?

Drogenexperten sehen kein hohes Suchtpotenzial bei Lachgas. Die Gefahr einer physischen (körperlichen) Abhängigkeit ist nicht bekannt. Allerdings kann bei chronischem Konsum eine starke psychische Abhängigkeit entstehen, die aufgrund des Gewöhnungseffekts zu einer erheblichen Dosissteigerung führen kann.

Welche Gesundheits-Risiken hat Lachgas?

Ärzte warnen vor gesundheitlichen Risiken. So lähmt das N2O die Nerven und kann in extremen Fällen zur vollständigen und teilweisen Bewegungsunfähigkeit führen. Wer länger konsumiert, riskiert dauerhafte Nervenschäden. Außerdem kann es dauerhaft zu Herz- und Hirnschäden führen sowie die Bildung roter und weißer Blutplättchen reduzieren.

Hier die Risiken im Detail, wie sie die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht aufführt.

Risiken beim Konsum

  • Erfrierungen in Mund und Kehlkopf (wenn direkt aus einer Gasflasche oder Kapsel inhaliert wird)
  • Bewusstlosigkeit wegen Sauerstoffmangel (wenn der Anteil des eingeatmeten N2O im Verhältnis zum Sauerstoff zu hoch ist)

Physische Risiken

  • Periphere Neuropathie (Brennen, Kribbeln (in den Extremitäten), Taubheitsgefühl, Muskelkrämpfe, Zuckungen usw.)
  • Lungenödem
  • Abfall des Blutdrucks
  • Blähungen
  • Herzrhythmusstörungen (z. B. Herzrasen)
  • Hirn- und Organschäden (wenn N2O in der Atemluft 90 % übersteigt)
  • Tod durch Stillstand der Atemfunktionen oder durch Ersticken
  • Kopfschmerzen
  • Erschöpfungsgefühl (Asthenie)
  • Hautkrebs (Schleimhautkrebs)
  • Leber- und Nierenschäden
  • Vitamin-B12-Mangel
  • Verletzung im Ohr oder Hörverlust, wenn der Konsum bei Mittelohrenentzündung oder bestehenden Trommelfellproblemen erfolgt

Risiken aufgrund der psychoaktiven Wirkung

  • Sturz, Unfall oder Fehlmanöver aufgrund einer Gleichgewichtsstörung
  • Kurzfristiger depressiver Zustand
  • Übelkeit und Erbrechen / Gefahr, an Erbrochenem zu ersticken
  • Drang, wieder zu konsumieren

Risiken bei regelmäßigem Konsum

  • Verminderung der Fruchtbarkeit bei Frauen und Risiko von Fehlgeburten
  • Störungen des Bewegungsapparats und Taubheitsgefühl in Extremitäten (Parästhesie)
  • Mögliche Schädigung des Rückenmarks und der peripheren Nerven
  • Konzentrations- oder Gedächtnisverlust aufgrund der irreversiblen Zerstörung von Gehirnzellen

Ist Lachgas-Konsum nachweisbar?

Lachgas löst sich kaum im Blut und ist dort auch nicht nachweisbar. Es wird etwa eine Stunde nach dem Konsum vollständig aus dem Organismus ausgeschieden.

Ist Lachgas legal?

Lachgas fällt weder unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) noch unter das NpSG (Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz). Weder der Kauf noch der Besitz ist in Deutschland illegal. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant, den Verkauf an Minderjährige deutlich einzuschränken. Als eine Möglichkeit nannte er den Vorschlag aus Niedersachsen, Lachgas in die Liste von psychoaktiven Stoffen aufzunehmen, mit dann sehr strengen Regeln für den Verkauf.

Darf ich unter Lachgas Autofahren?

Wer unter Lachgas Auto fährt, macht sich nach §316 Absatz 1 Strafgesetzbuch (StGB) strafbar. Dort heißt es: "Wer im Verkehr ein Fahrzeug führt, obwohl er infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu führen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 315a oder § 315c mit Strafe bedroht ist." Entsprechend könnte gemäß §69 StGB die Fahrerlaubnis entzogen werden. Zudem lässt sich anhand der Fahrerlaubnisverordnung (FEV) §11 die Eignung an der Teilnahme am Straßenverkehr beschränken, wenn Fahrer nicht die körperliche oder geistige Eignung zum Führen eines Fahrzeugs haben.

Insgesamt ist das Fahren unter Lachgaseinwirkung schwer nachweisbar, es sei denn, Fahrer werden auf frischer Tat ertappt, so wie am 27. März 2024 in Dortmund, als ein Mercedes-Fahrer in den Gegenverkehr fuhr und fast mit einem Polizeiauto kollidierte. Die Beamten beobachteten, dass beide Insassen je mit einem aufgeblasenem Luftballon vor dem Mund unterwegs waren.

Bei der anschließenden Kontrolle beschlagnahmte die Polizei den Führerschein des jungen Mannes und untersagte ihm das Führen von Kraftfahrzeugen. Außerdem stellten sie zwei ungesicherte Lachgasflaschen im Fahrzeug fest. Für die nicht korrekt gesicherte Ladung droht zudem ein Bußgeld.

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Wo ist Lachgas verboten?

In den Niederlanden und in Großbritannien ist der Verkauf und der Besitz von Lachgas verboten, in Dänemark ist der Handel eingeschränkt. Frankreich denkt ebenfalls über ein Verbot nach.

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