Der VW-Konzern sucht eine Lösung gegen die Elektroauto-Flaute. Auf dem US-Markt ist der Range Extender fest eingeplant, Europa könnte folgen.
Rund 20 Milliarden Euro investiert der Volkswagen-Konzern derzeit in Nord-Amerika. Das zeigt, wie wichtig der US-Markt und Kanada für die Wolfsburger sind. Allerdings schwächelt auch auf der anderen Seite des Atlantiks das einst vielversprechende Geschäft mit Elektroautos. Um potenziellen Kunden die Reichweiten-Angst zu nehmen, prüft das Team um CEO Oliver Blume den Einsatz von Range-Extendern.
Scout macht den Anfang
Ursprünglich war die Technik – einen kleinen Verbrenner zum Laden der Hochvoltbatterie eines Elektroautos zu verbauen – für die Modelle der VW-Marke Scout vorgesehen. Die Traditionsmarke feiert gerade mit dem Pick-up Scout Terra und dem SUV Traveler ein Comeback (siehe Galerie). Angetrieben werden die Scout-Modelle von je einer E-Maschine pro Achse. Die Leistung des Allradantriebs hält VW noch unter der Decke. Das maximale Drehmoment soll bei rund 1.350 Nm liegen. Eingebettet sind die E-Motoren in eine 800-Volt-Architektur, die Ladeleistungen von bis zu 350 kW erlaubt.
Zwar gibt es auch zu den Akku-Größen bisher keine Angaben, doch bis zu 560 Kilometer sollen bei den reinen Elektrikern möglich sein. Wer einen größeren Aktionsradius braucht, kann optional einen Range Extender ordern. In der dann Harvester getauften Version liefert ein kleiner Benzinmotor als Generator zusätzlichen Strom. Die Reichweite steigt auf bis zu 800 Kilometer. Auch wenn die aktuellen ID-Modelle nicht über 800-Volt-Technik verfügen – ein kleiner Benziner als Range Extender ließe sich sicherlich unter der vorderen Haube von ID.4 und Co. verstecken. Ob die Kunden durch ein solches Options-Angebot dann in Scharen zu den Händlern laufen, bleibt abzuwarten.
Hybrid- und Range-Extender-Boom in China, Europa könnte folgen
Allerdings könnte sich der konstruktive Aufwand auch für andere Märkte lohnen. In China wächst derzeit die Nachfrage nach Hybrid-Modellen und Elektroautos mit Range Extender. Und auch hierzulande könnte man vielleicht den einen oder anderen Kunden dadurch vom Elektroauto überzeugen. "Ich halte das für Europa auch für eine gute Technologie, weil es die Hürde senkt, in die Elektromobilität einzusteigen", sagte Blume gegenüber dem Onlineportal Golem. Aber auch China hat Blume im Visier. "Das Segment wächst und wächst. Und deshalb setzen wir in China auch auf Range Extender", erklärte er.
Doch eine schleichende Abkehr von der E-Mobilität ist laut Blume damit nicht verbunden. "Als Fernziel steht das absolut da, weil die Elektromobilität auch die überlegene Technologie ist. Es dauert nur etwas länger", sagte der VW-Chef.

Auch Hyundai oder etwa der riesige Stellantis-Konzern haben bereits Range Extender-Modelle für die entsprechenden Märkte angekündigt. So sollen etwa große Elektro-SUV und Pick-ups, die auf der Stellantis-Plattform "STLA Frame" stehen, optional mit einem Reichweiten-Verlängerer ausgestattet werden. © auto motor und sport