Uli Hoeneß sitzt seit heute in der JVA Landsberg. Das haben inzwischen auch die Anwälte des ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München bestätigt. Hoeneß war im März zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Doch wie werden die ersten Wochen im Gefängnis für Hoeneß? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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In welchem Gefängnis sitzt Uli Hoeneß?

Hoeneß sitzt seit heute in der JVA Landsberg am Lech, westlich von München. Das Gefängnis war schon für einige Prominente Zwangsheimat, unter anderem saßen hier der Oetker-Entführer Dieter Zlof, der Erpresser von Quandt-Erbin Susanne Klatten, Helg Sgarbi, und Karl-Heinz Wildmoser junior ihre Strafen ab. Auch die NS-Größen Julius Streicher und Rudolf Hess waren hier inhaftiert - und auch Adolf Hitler nach seinem Putschversuch 1923. Er soll hier sogar einige Kapitel von "Mein Kampf" verfasst haben.

Was durfte Hoeneß in den Knast mitnehmen?

Um es kurz zu machen: So gut wie nichts. Privates Eigentum gibt es im Gefängnis nicht, nur für einzelne Bilder der Familie oder andere persönliche Gegenstände mit rein ideellem Wert wird eine Ausnahme gemacht. Handys sind ebenso verboten wie andere Luxusgüter. Auch auf "Sky"-Empfang muss Hoeneß in Zukunft verzichten: Fernseher und Radios sind zwar grundsätzlich erlaubt und dürfen im Gefängnis gemietet werden, der Empfang bleibt aber auf normale Kabelprogramme beschränkt.

Auch private Kleidung ist in der JVA nicht erlaubt. Hoeneß muss die gleiche Kleidung tragen wie seine Mitinsassen.

Kommt Hoeneß in eine Einzelzelle oder muss er sich sein Zimmer teilen?

Das ist noch nicht endgültig entschieden. Rund drei Viertel der Inhaftierten in Landsberg am Lech sind in Einzelzellen untergebracht und auch für Hoeneß ist das eher wahrscheinlich. Wenn aber gerade keine Einzelzelle frei ist, dann soll auch bei dem prominenten Häftling keine Ausnahme gemacht werden und er müsste sich sein Zimmer dann teilen.

Ist Hoeneß im Gefängnis in Gefahr?

Die meisten Experten meinen: nein. Der Vorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, Anton Bachl, betont: "Im Gefängnis gibt es keinen Promibonus". Aber dennoch wird Hoeneß unter seinen Mithäftlingen einen besonderen Status einnehmen, der ihn vor Übergriffen schützen sollte.

Die Diskussion um Hoeneß' Sicherheit war erneut aufgebrandet, nachdem ein Ex-Häftling versucht hatte, Hoeneß zu erpressen. Doch Tom Heindl, Fachanwalt für Strafrecht bei "Steinberger & Heindl", beruhigt: "Die Justizvollzugsbeamten dort sind nicht auf den Kopf gefallen." Die Beamten würden ein "besonderes Auge" auf den prominenten Insassen werfen. Denn sollte ihm etwas passieren, wäre das "der Justizskandal schlechthin".

Wie sieht der Tagesablauf im Gefängnis aus?

Wie in jeder Strafanstalt ist auch in der JVA Landsberg der Tagesablauf streng geregelt: 6 Uhr wecken, anschließend Frühstück, dann Arbeit. Als Wurstfabrikant bekommt Hoeneß womöglich einen Job in der Gefängnisküche zugeteilt, sonst stünden ihm noch Bäckerei, Wäscherei, Schlosserei, Schreinerei, Schneiderei, Schuhmacherei, Druckerei, Buchbinderei, Bau, Autowerkstatt und zwei landwirtschaftliche Betriebe offen. Gearbeitet wird 40 Stunden pro Woche und als Stundenlohn stehen den Häftlingen zwischen 1,06 Euro und 1,77 Euro zu. Nach dem Abendessen kehren die Häftlinge in ihre Zellen zurück, wo sie über Nacht eingeschlossen werden. Zwischen den Arbeitsschichten gibt es noch täglich eine Stunde Hofgang und sportliche Betätigungsmöglichkeiten.

Wird Hoeneß regelmäßig Besuch erhalten?

Regelmäßig, aber nicht häufig. Laut Richtlinien hat Hoeneß nur Anspruch auf eine Stunde Besuch pro Monat. Dazu kommen noch Besuchsrechte für seinen Anwalt, wenn es juristische Dinge zu besprechen gibt. Die Gefängnisse selbst können diese Zeiten auch ausweiten - aber nicht für einen Häftling, sondern nur für alle gleichberechtigt. So genannte "Intimzimmer" für den Besuch der Ehefrau sind in Landsberg nicht vorgesehen.

Wie lange muss Hoeneß im Gefängnis bleiben?

Die Sozialprognose dürfte bei Uli Hoeneß ziemlich günstig sein: Er wird nach der Entlassung schnell wieder Arbeit finden, es besteht eher geringe Wiederholungsgefahr und dass er seine Taten bereut, macht der Verzicht auf Rechtsmittel gegen das Urteil deutlich. Deshalb könnte ihm seine Reststrafe nach Verbüßen von mindestens 21 Monaten zur Bewährung ausgesetzt werden. Innerhalb dieser 21 Monate sollte Hoeneß auch recht schnell das Recht bekommen, als Freigänger zu arbeiten. Das heißt, dass er tagsüber außerhalb des Gefängnisses einem Beruf nachgehen könnte und erst abends wieder ins Gefängnis zurückkehren müsste. Ab wann er Freigänger werden kann, entscheidet das Gefängnis - dazu muss Hoeneß jedoch auch einen Antrag auf Freigang stellen. Eine erste Frist für diese Option ließ er laut "Bild" verstreichen.

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