Wenn es nach den Katastrophenexperten geht, dann war 2014 ein gutes Jahr. Schwere Ereignisse wie der Taifun Haiyan, der 2013 auf den Philippinen wütete, blieben aus. Und auch die Hurrikansaison verlief ruhig, so dass die Schadensbilanz deutlich niedriger ausfällt. Laut Experten spielen Frühwarnsysteme bei der Prävention eine immer größere Rolle.
Wie wichtig die Aufklärung vor Naturkatastrophen tatsächlich ist, das zeigen die neuen Zahlen zu den Naturkatastrophen aus dem Jahr 2014, die der Rückversicherer Munich Re vorstellte. Demnach waren im vergangenen Jahr etwa neun von zehn Naturkatastrophen Wetterereignisse. "Maßnahmen zur Verringerung der Schadenanfälligkeit beispielsweise von Gebäuden haben daher größte Bedeutung", sagte Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung von Munich Re.
Und auch den Frühwarnsystemen kommt laut Experten eine wichtige Bedeutung zu. Sie scheinen einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass anders als in den Jahren zuvor 2014 sowohl die finanziellen Schäden als auch die Zahl der Todesopfer deutlich niedriger ausfielen.
Die Zahlen der Naturkatastrophen 2014 im Überblick:
- Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 980 Naturkatastrophen registriert, bei denen es zu Schäden kam. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen 30 Jahren. Experten sehen den Grund in einer verbesserten Dokumentation, die dafür sorgte, dass insbesondere kleine Ereignisse eine größere Aufmerksamkeit bekamen.
- Die teuerste Naturkatastrophe im Jahr 2014 war der Zyklon Hudhud, der einen Gesamtschaden von sieben Milliarden US-Dollar (knapp sechs Milliarden Euro) anrichtete.
- Insgesamt betrug die Summe der Gesamtschäden, die 2014 durch Naturkatastrophen entstanden, rund 110 Milliarden US-Dollar, also etwa 92 Milliarden Euro.
- Sie lag damit deutlich unter den Durchschnittswerten der vergangenen zehn Jahre, in denen die Schadenssumme im Mittel 190 Milliarden US-Dollar und damit 161 Milliarden Euro betrug.
- Auch die Zahl der Todesopfer war mit 7700 deutlich geringer als im Vorjahr, in dem bei Naturkatastrophen insgesamt 21 000 Menschen ums Leben kamen.
"Dass die Naturkatastrophen im vergangenen Jahr weniger Menschenleben gekostet haben, ist – bei aller Tragik im Einzelfall – eine gute Nachricht", sagte Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re. Die Entwicklung ist für ihn kein bloßer Zufall: "Vielerorts funktionierten Frühwarnsysteme besser", sagte er.
Etwa beim Auftreffen des Zyklons Hudhud auf die Ostküste Indiens und des Taifuns Hagupit auf die Küste der Philippinen, bei denen die Behörden die Bevölkerung im Vorfeld konsequent in Sicherheit brachten.
Als Hudud am 12. Oktober bei der indischen Hafenstadt Visakhapatnam an Land eintraf, fielen in dem wichtigen Wirtschaftszentrum mit zwei Millionen Einwohnern in 24 Stunden mehr als 120 Liter Regen pro Quadratmeter. Aufgrund der Warnungen des indischen Wetterdienstes aber hatten die Behörden zuvor bereits etwa eine halbe Million Menschen evakuiert und in sichere Unterkünfte gebracht, so dass die Zahl der Todesopfer mit 84 für eine Katastrophe dieser Stärke vergleichsweise niedrig blieb.
Ähnlich verhielt es sich beim Taifun Hagupit, der am 6. Dezember die philippinische Insel Samar traf und dann Kurs auf die Hauptinseln mit der Hauptstadt Manila nahm. Mit 175 Stundenkilometern war der Sturm zwar schwächer als der Supertaifun Haiyan im Jahr zuvor, bei dem 6000 Menschen starben. Dass es dieses Mal bei 18 Todesopfern blieb, ist wohl aber vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die Behörden bereits vor dem Auftreffen von Hagupit 165.000 Menschen entlang der Zugbahn evakuiert hatten.
Dennoch, so betont Torsten Jeworrek von Munich Re, dürfe man sich durch die jüngsten Zahlen nicht in Sicherheit wiegen. "Die Risikosituation insgesamt hat sich nicht verändert." Ob 2015 mit einem ähnlich gemäßigten Verlauf der Katastrophen zu rechnen sei, vermochte der Experte nicht zu sagen.
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