Die Briefmarken für Briefe und Postkarten werden im Juli teurer. Das hat die Deutsche Post angekündigt und findet die Preise im Vergleich zum europäischen Ausland niedrig.

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Ein Standardbrief der Deutschen Post kostet ab Juli 80 Cent. Außerdem steigt das Porto für eine Postkarte im Inland auf 60 Cent, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Diese Preise sollen demnach bis Ende 2021 unverändert gelten.

Damit erhöht sich das Porto für einen Standardbrief nach "mehr als drei Jahren Preisstabilität" um zehn Cent, wie die Post betonte. Sie verwies darauf, dass der europäische Durchschnittspreis für einen inländischen Standardbrief derzeit bei 97 Cent liegt.

Großbrief und Maxibrief werden ebenfalls zehn Cent teurer

Ebenfalls zehn Cent teurer werden ab Juli in Deutschland der Kompaktbrief, der Großbrief und der Maxibrief. Das Porto für die Postkarte erhöht sich um 15 Cent - das Verschicken kostete mehr als 15 Jahre lang 45 Cent.

Die Post beantragte die Genehmigung der neuen Preise am Montag bei der Bundesnetzagentur und rechnet noch im Juni mit grünem Licht. Für nicht verbrauchte Marken unterhalb des neuen Werts wird es Ergänzungsmarken im Wert von fünf, zehn, 15 und 20 Cent geben. Ein Umtausch der alten Marken ist damit nicht nötig, wie das Unternehmen erklärte.

Zuletzt war das Porto Anfang 2016 angehoben worden, damals lag der Preiserhöhungsspielraum bei 7,5 Prozent - das Versenden eines Standardbriefs verteuerte sich zum Beispiel von 62 auf 70 Cent, das Verschicken einer Postkarte blieb damals gleich teuer.

Warum kleine Beträge die Verbraucher ärgern

Über die Portoerhöhung, die fast jeden Bürger betrifft, war in den vergangenen Monaten heftig diskutiert worden. Und es mangelte nicht an Kritik.

Warum ist das so? Stefan Schulz-Hardt verweist auch auf die Vergangenheit der Deutschen Post. "Die Tatsache, dass die Post ein ehemaliger Staatskonzern ist, könnte hier eine wichtige Rolle spielen", sagt der Professor für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der Universität Göttingen. "Im Verbund mit anderen Preiserhöhungen wie etwa bei der Deutschen Bahn sowie Steuerlasten, die als zu hoch empfunden werden, stellt sich so leicht beim Bürger das Gefühl ein, der Staat schröpfe ihn und ziehe diese Schraube immer weiter an."

Bei Portoerhöhung direkt mit Preissteigerung konfrontiert

Zwar geben die Haushalte in Deutschland weniger Geld für Porto aus, weil sie immer weniger Briefe schreiben, dennoch reagieren sie auf Portoerhöhungen sensibel.

Bei der Reaktion auf Preiserhöhungen mache es erfahrungsgemäß einen Unterschied, "ob man die Preise direkt wahrnimmt, indem man sie bar oder mit der Karte im Laden bezahlt, oder ob sie mehr oder weniger automatisch und kontinuierlich abgebucht werden". Bei Bar- und Kartenzahlungen, wie etwa beim Briefporto, "ist die Reaktion stärker, weil man direkter mit der Preissteigerung konfrontiert ist".

Außerdem werde "bei kleineren Beträgen stärker auf die relative als auf die absolute Preissteigerung geachtet", betont der Wissenschaftler. Die absoluten Mehrausgaben seien zwar eher gering, "aber prozentual sieht das schon anders aus".

Standardbrief wird fast um 15 Prozent teurer

Beim Standardbrief bedeutet die Erhöhung um 10 Cent immerhin ein Plus von fast 15 Prozent, bei Postkarten steigt das Porto sogar um ein Drittel. Schon bei der Portoerhöhung von 62 auf 70 Cent im Jahr 2016 hatte die Post kräftig zugelangt. Erstmals seit 2010 sei damit der Briefpreis stärker als der Verbraucherpreisindex gestiegen, stellte die Bundesnetzagentur fest.

(dpa/afp/sap)  © AFP

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