Die Lufthansa ringt weiter mit den Gewerkschaften um Sparbeiträge in der Coronakrise. Mit den Piloten soll nun eine kurzfristige Vereinbarung mehr Luft verschaffen.

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Die Lufthansa und ihre Piloten von der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) haben sich auf einen kurzfristigen Krisenplan geeinigt. Betriebsbedingte Kündigungen seien damit frühestens im zweiten Quartal des kommenden Jahres möglich, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt mit. Die Lufthansa reduziert ihre Aufstockungen beim Kurzarbeitergeld und Zuschüsse zu den Betriebsrenten. Auch wird eine bereits vereinbarte Tariferhöhung auf das kommende Jahr verschoben.

Tarifparteien verschaffen sich Luft bis zum Jahresende

Mit dem Abschluss verschaffen sich die Tarifparteien Luft bis zum Jahresende, um über weitere Einschnitte zur langfristigen Bewältigung der Corona-Krise zu verhandeln. Lufthansa verlangt Einsparungen von mindestens 20 Prozent der Personalkosten, um betriebsbedingte Kündigungen vermeiden zu können. Entsprechende Verhandlungen waren in den vergangenen Wochen ohne Ergebnis geblieben.

Innerhalb der VC hatte es Konflikte zwischen der Tarifkommission, dem Vorstand und Piloten anderer Lufthansa-Konzerngesellschaften gegeben, die erst mit Hilfe einer Mediation beigelegt worden waren. VC-Präsident Markus Wahl kritisierte die zwischenzeitlichen Kündigungsdrohungen des Vorstands. Die Piloten seien bereit, einen spürbaren Beitrag zu leisten, um das gesamte Cockpitpersonal an Bord zu halten.

Ein wichtiger Streitpunkt bleibt die jüngst gegründete Plattform "Ocean", mit der Lufthansa den zunehmend wichtigen Freizeitverkehr aus ihren Drehkreuzen Frankfurt und München organisieren will. Die VC will möglichst verhindern, dass dort niedriger tarifierte Piloten eingesetzt werden. Lufthansa sicherte zu, keine Externen anzuheuern und will dort Piloten der SunExpress Deutschland und der deutschen Betriebsstätte von Brussels Airlines einsetzen.

Lufthansa hat nach eigenen Angaben 22.000 Vollzeitstellen Überhang

Der Lufthansa-Konzern mit weltweit rund 138.000 Beschäftigten hat nach dem Corona-Einbruch seinen weltweiten Personalüberhang auf rund 22.000 Vollzeitstellen beziffert, von denen rund 11.000 auf Deutschland entfallen. Der Konzern rechnet mittelfristig mit einer um 100 Jets verkleinerten Flotte.

Für die Flugbegleiter hat deren Gewerkschaft Ufo Eckpunkte einer Spar-Vereinbarung unterschrieben, deren Volumen rund 2.600 Stellen entsprechen soll. Die Gespräche zum Bodenpersonal mit der Gewerkschaft Verdi hat Lufthansa hingegen abgebrochen, weil ihr die angebotenen Sparmaßnahmen nicht ausreichend erschienen.  © dpa

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