Sterben die Innenstädte aus? Diese Sorge treibt den Handelsverband Deutschland um. Mit einem Brandbrief an Innenminister Horst Seehofer schlägt er Alarm.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat vor der drohenden Verödung vieler Einkaufsstraßen in der Bundesrepublik gewarnt. "Viele Innenstädte in Deutschland sind in höchster Not. Früher attraktive und vitale Zentren verlieren an Zugkraft, vielerorts finden nur noch wenige Menschen den Weg in die Fußgängerzonen und Ladenzeilen", warnt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Der HDE hat deswegen einen Brandbrief an Bundesinnenminister
Online-Handel als Hauptkonkurrent
Gründe für die Verödung vieler Innenstädte seien nicht zuletzt die Umsatzverschiebung in den Online-Handel sowie die prognostizierte Schrumpfung der Bevölkerung. "Wir erleben deshalb heute in etlichen Kommunen eine deutliche Zunahme der Leerstände", klagt Genth.
Nach Schätzungen des HDE hat sich die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland zwischen 2012 und 2017 um 11.000 verringert. "Die Politik darf diesem Erosionsprozess nicht länger nur zuschauen."
Kritik an drohenden Fahrverboten
Statt jedoch Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Innenstädte zu ergreifen, drohten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge die Situation weiter zu verschärfen, klagt der Verband. Der Handel befürchte dadurch nicht nur massive Umsatzeinbußen, sondern eine weitere Umsatzverschiebung in den Online-Handel.
Außerdem: In etlichen Kommunen würden bald nicht mehr genug Verbraucher leben, um den Einzelhandel im bisherigen Umfang weiterhin zu ermöglichen. In diesen Städten müsse die Stadtplanung auch die bewusste Schrumpfung der Einkaufsstraßen in Erwägung ziehen.
Besonders bedroht seien hier Mittelstädte im direkten Einzugsbereich von Großstädten, da die Kunden infolge des umfassenden Online-Angebotes immer weniger bereit seien, Kompromisse bei der Warenauswahl und -verfügbarkeit zu akzeptieren. (am/dpa)
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