Die Corona-Pandemie sorgt bei Geschäften für milliardenschwere Einbußen - einige Läden müssen Insolvenz anmelden oder schließen. Bundeswirtschaftsminister Altmaier äußert nun Vorschläge, um gegen diesen Trend anzusteuern.
Bundeswirtschaftsminister
Altmaier will die "Attraktivität der Innenstädte" stärken
"Jetzt kommt es weniger darauf an, immer neues Geld zu verteilen, sondern darauf, die Attraktivität der Innenstädte zu stärken", sagte Altmaier mit Blick auf Forderungen, Konsumgutscheine auszugeben. Die Absenkung der Mehrwertsteuer bis Ende des Jahres wirke nach seiner Beobachtung und trage dazu bei, dass vor allen Dingen Investitionen in höherwertige Konsumgüter vorgezogen würden.
Seit der Corona-Pandemie würden sehr viel mehr Geschäfte online getätigt, sagte Altmaier. An diesem Trend will er auch kleinere Geschäfte stärker beteiligen: "Wir müssen den Geschäftsinhabern in den Innenstädten dabei helfen, ihre Kundenbeziehungen so zu digitalisieren, dass es auch den Modeläden und Schuhgeschäften zugute kommt", sagte er.
"Wenn zum Beispiel ein Kunde ein Marken-Hemd online bestellen möchte, sollte er das nicht unbedingt beim Hersteller tun müssen, sondern die Möglichkeit haben, zum gleichen Preis auch über den Einzelhändler seiner Wahl online zu kaufen."
Stadtteilkonzepte sollen helfen
Er halte es auch für wichtig, unter Einsatz von digitalen Angeboten Stadtteilkonzepte zu entwickeln, die beispielsweise an Wochenenden dazu führten, dass die Stadt von den Menschen als "Erlebnisraum" wahrgenommen werde, so der Minister. Das eröffne dann auch der Gastronomie neue Möglichkeiten.
Altmaier kündigte an, Anfang September die Beteiligten an einen Tisch zu laden, "um über die wirtschaftlichen Chancen von Digitalisierung für Innenstädte, für Einzelhändler, für die Gastronomie zu sprechen". Der Bund müsse bereit sein, "notwendige Maßnahmen gemeinsam mit Kommunen und Ländern noch stärker zu unterstützen".
Zweiter Lockdown könnte für viele Geschäfte entscheidend werden
Der Präsident des Handelsverbandes HDE, Josef Sanktjohanser, hatte erklärt, die Coronakrise werde den Handelsunternehmen abseits des Lebensmittelhandels voraussichtlich Umsatzeinbußen von 40 Milliarden Euro bringen.
Dies könne 50.000 Standorte in Deutschland die Existenz kosten: "Wenn schon die erste Welle der Pandemie solch dramatische Folgen im Handel hervorruft, möchte ich mir eine zweite nicht vorstellen", sagte er. Viele Händler hätten bei erneuten Einschränkungen oder gar einer zweiten Lockdown-Phase keine Chance mehr, der Insolvenz zu entgehen.
FDP-Fraktionsvize Michael Theurer kritisierte, der Bund habe verhindert, dass es flächendeckend Glasfaser und schnelles mobiles Internet gebe. "Wo es kein schnelles Internet gibt, ist auch das parallele Betreiben von Onlineshops für Händler keine triviale Aufgabe", sagte er. Denkbar seien regionale Handelsplattformen.
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Bundestags-Grünen, Katharina Dröge, sagte, die Mehrwertsteuersenkung komme zu großen Teilen dem Onlinehandel zugute. Stattdessen hätten Kauf-vor-Ort-Gutscheine den lokalen Handel unterstützen können. Die Grünen wollten einen 500 Millionen Euro-Fonds zur Unterstützung von lokalen Infrastrukturen. (awa/dpa) © dpa
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