Magdalena Neuner bereitet sich wie Laura Dahlmeier auf die Biathlon-WM vor. Die beiden Olympiasiegerinnen sind in Antholz als TV-Expertinnen dabei. Für Neuner ist die Rückkehr nach Südtirol eine besondere Reise in die Vergangenheit.
Auf ihre Dienstreise zur Biathlon-Weltmeisterschaft freut sich
"Meine Tochter will manchmal wissen, was die Mama eigentlich früher gemacht hat. Dann schauen wir uns manchmal so ein Youtube-Video an. Das ist dann echt schön. Ich genieße es richtig", erzählt Neuner, die gerade erst ihren 33. Geburtstag gefeiert hat.
Magdalena Neuner will nicht "Everybody's Darling" sein
Konstant etwas über 4,5 Millionen Sportfans waren 2012 als Fernsehzuschauer dabei, als sich Magdalena Neuner in Ruhpolding mit den letzten beiden ihrer insgesamt zwölf WM-Titel von der großen Sport-Bühne verabschiedete.
Nach ihren beiden Olympiasiegen 2010 hatte sich die Bayerin noch einmal motivieren können, kurzerhand die Heim-WM als neues Ziel definiert. "Aber ich habe auch gemerkt, dass es in meinem normalen Leben Dinge gibt, die mich vielleicht sogar noch mehr motivieren, als weiterhin Sport zu machen."
Hype war Neuner zu viel
Denn für Neuner war nicht alles Gold nach ihrem Antholzer Titel-Triple vor 13 Jahren. Ihr Leben hatte sich auf einen Schlag geändert. Sie war über Nacht berühmt. "Damit konnte ich erst einmal nicht so gut umgehen. Ich war total verunsichert, war überfordert."
Wildfremde Leute standen damals vor der Haustür. "Meine ganze Familie, meine Eltern haben ganz schön geknabbert." Neuner hat die Situation gemeistert, sie hat das getan, was ihr eigentlich gar nicht so richtig liegt: "Man kann nicht jedem gefallen, man muss der Masse nicht gerecht werden, man muss nicht Everybody's Darling sein."
Die im bayerischen Wallgau als Magdalena Holzer mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern lebende Neuner hat sich nicht verbiegen lassen. Und es trotzdem in die Herzen der Menschen geschafft. Dreimal war sie Deutschlands Sportlerin des Jahres. "Im Grunde bin ich immer der Mensch geblieben, der ich war", sagt sie.
Olympia 2010: Trauriger Moment bei Siegerehrung
"Vielleicht ist es das, was mich ausmacht, dass ich versucht habe, ich selbst zu bleiben, dazu stehe, dass ich aus dem kleinen oberbayerischen Dorf komme." Doch die Rekordweltmeisterin hat auch gemerkt, "dass ich mich die letzten Jahre so ein bisschen verändert habe".
Genau wie sich vieles für sie nach Olympia 2010 verändert hat. "Die Spiele waren für mich auf der einen Seite natürlich super schön, super emotional. Auf der anderen Seite waren sie extrem anstrengend und extrem ernüchternd. Dieser Hype, dieses Auf-mich-Stürzen, hat mich überfahren."
Damals hatte sie das Gefühl, überhaupt keine Macht mehr über sich selbst zu haben, fühlte sich "völlig verloren" in diesem Trubel. Auch im Team gab es Unstimmigkeiten. Die Familie fing sie auf. "Ich war froh, dass meine Eltern vor Ort waren."
"Menschlich enttäuschend" war es für Neuner, dass ihre Eltern bei ihrem ersten Olympiasieg keine Karten für die Siegerehrung bekamen und "ganz hinten draußen standen, weil sie nicht rein durften, und unsere Funktionäre standen in der ersten Reihe", erinnert sie sich.
"Das sind halt alles kleine Puzzleteile, die am Ende dazu führen, dass du dir Gedanken machst: Möchte ich das wirklich noch einmal erleben?"
Aus Magdalena Neuner wird Magdalena Holzer
Sie wollte nicht, lebt ein normales Leben als Magdalena Holzer. Als Magdalena Neuner glänzt sie als Markenbotschafterin für verschiedene Sponsoren und Partner, setzt sich für Charity-Projekte ein.
Und übernimmt als ARD-Expertin bei der Biathlon-WM sozusagen das Mikrofon von Laura Dahlmeier. Von der anderen Olympiasiegerin, die aus ähnlichen Gründen ihrer Sport-Karriere früh beendet hat, und nun beim ZDF vor der Kamera steht.
"Ich habe eigentlich einen Traumberuf, weil ich richtig tolle Dinge machen darf", sagt Neuner. "Im Grunde führe ich ein Doppelleben. Wenn ich von zu Hause telefoniere, melde ich mich immer mit Holzer, da bin ich halt Magdalena Holzer. Sobald ich irgendwie im Auto sitze, und ich weiß, ich fahre jetzt arbeiten, da bin ich Magdalena Neuner."
Überlegungen, ihren Mädchen-Namen nach der Hochzeit im März 2014 abzulegen, gab es nicht. "Ich bin schon auch gerne noch Magdalena Neuner", sagt sie. "Im Endeffekt lebe ich davon, der Name ist eine Marke, wenn man das so banal sagen darf."
Irgendwann im Frühling steht der Umzug ins neue Haus an. "Mein Mann ist ja Zimmermann und Bautechniker, er hat es selber gezeichnet, wir haben wirklich gemeinsam überlegt, wie wir es haben wollen. Wenn man ins Haus kommt und das Gefühl hat: Es ist einfach so, wie wir leben wollen, ist das sehr schön." (dpa/fte)
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