Melbourne - Vor dem Viertelfinal-Kracher gegen Carlos Alcaraz ließ es Alexander Zverev ganz ruhig angehen. Lange schlafen, eine lockere Einheit auf Court 8 im National Tennis Centre abseits des Trubels rund um die Rod Laver Arena - nach dem nächsten Fünf-Satz-Krimi gegen den Briten Cameron Norrie im Achtelfinale ging es für Zverev vor allem darum, den Akku aufzuladen.
Schließlich steht ihm gegen den Wimbledon-Champion der nächste Kraftakt bevor. "Das wird wieder ein großer Kampf. Ich freue mich darauf", sagte
An den letzten Vergleich mit
"Ich fühle mich nicht wie bei den US Open, als ich komplett tot war. Da war ich physisch am Ende", blickte Zverev zurück. Dieses Mal sei er zwar müde. "Aber ich bin nicht in einem so schlechten Zustand wie bei den US Open. Deshalb wird es, denke ich, ein ganz anderes Match."
Viele Schwankungen im Spiel
Doch weil der Olympiasieger bislang in Melbourne zu viele Schwankungen in seinem Spiel zeigt und sowohl gegen Norrie als auch zwei Runden zuvor gegen den slowakischen Qualifikanten Lukas Klein jeweils über fünf Sätze gehen musste, hat er beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres bereits unnötig viel Energie gelassen.
Alcaraz hat dagegen erst einen Satz abgegeben und vor allem die beiden Runden zuvor im Schnelldurchgang für sich entscheiden. "Natürlich ist das ein Vorteil", räumte Zverev ein. "Wenn du weniger spielst, bis du frischer."
Dennoch traut sich der gebürtige Hamburger gegen Alcaraz eine Überraschung zu. Zuversicht zieht er unter anderem aus dem letzten Aufeinandertreffen, als er den 20 Jahre alten Spanier bei den ATP-Finals in drei Sätzen besiegte.
Alcaraz hat Respekt
Der Spanier zeigt deshalb auch durchaus Respekt vor Zverev, gegen den er bislang von sieben Duellen vier verloren hat. "Er ist ein großartiger Spieler", sagte Alcaraz. "Ich liebe es, gehen ihn zu spielen. Es sind immer große Kämpfe. Ich muss mein bestes Tennis spielen, er pusht mich immer dazu, 100 Prozent zu geben."
Von 100 Prozent seines Leistungsvermögens ist Zverev in Melbourne noch ein Stück weit entfernt. Um wirklich einmal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, müsse der er endlich aggressiver und dominanter spielen, haben Experten wie Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker immer gefordert.
Doch auch im Jahr 2024 hat sich an der Herangehensweise von Zverev an seine Matches nicht viel geändert. Viel zu oft überlässt der 26-Jährige seinem Gegner die Initiative, egal ob dieser ein Top-Ten-Spieler ist oder wie Klein in Runde zwei jenseits der 150 steht.
Sich immer nur auf sein großes Kämpferherz und seine Nervenstärke im fünften Satz zu verlassen, wird nicht reichen, um sich den Traum vom ersten Grand-Slam-Titel zu erfüllen. Zumal die Marathonmatches in Form von Blutblasen Spuren hinterlassen haben. Auch deshalb war im am Dienstag sehr heißen Melbourne vor allem Ruhe und Mario Kart an der Konsole spielen angesagt.
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