Die Philadelphia Eagles sind in dieser Saison auch dank eines speziellen Spielzugs besonders erfolgreich. Die Diskussionen über ein mögliches Verbot nehmen an Fahrt auf. Die Entscheidung hätte jedoch einen faden Beigeschmack.

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Den meisten Mannschaften in der National Football League (NFL) kommt das Grauen, wenn sie auf die Philadelphia Eagles, eines der erfolgreichsten Teams in dieser Saison, treffen. Das liegt vor allem an der starken Offense, die die Defensivreihen aller Mannschaften mit einem ganz speziellen Spielzug regelmäßig zum Verzweifeln bringt.

Football-Spielzug: So funktioniert der "Tush Push"

Bei diesem Spielzug, dem sogenannten "Tush Push", rückt die Offensive Line um Star-Center Jason Kelce ganz eng zusammen und bildet dadurch eine quasi undurchdringliche Mauer. Dahinter positioniert sich mit Jalen Hurts einer der athletischsten Quarterbacks der Liga.

Die Besonderheit beim "Tush Push": Beginnt der Spielzug, drücken sich Hurts und seine Kraftpakete vor ihm in Richtung Defense - dazu wird der Quarterback noch von weiteren Spielern unterstützt, die hinter ihm stehen und ihm einen kräftigen Schubser mitgeben. Das Schubsen des Quarterbacks von hinten war eine Praktik, die in der NFL jahrzehntelang verboten war. 2005 wurde die Regel dann aufgehoben, da das Schieben schwierig zu regulieren war.

Die Philadelphia Eagles haben den "Tush Push" perfektioniert

Weil Philadelphia gemeinhin auch als Stadt der "brüderlichen Liebe" bezeichnet wird, hat der Spielzug hier inzwischen auch den Spitznamen "Brotherly Shove", also "brüderlicher Schubser", erhalten.

Die Eagles haben ihren "Tush Push" mit der Zeit perfektioniert, kaum eine Mannschaft findet ein adäquates Gegenmittel, wenn sich Kelce, Hurts und Co. in der speziellen Formation aufreihen. Der Spielzug wird dann angewendet, wenn dem angreifenden Team nur noch wenige Zentimeter oder ein Yard zu einem neuen First Down fehlen.

Der Spielzug verhalf den Eagles am vergangenen Spieltag gegen die San Francisco 49ers zwar nicht zum Sieg (19:42), dennoch bleibt der "Tush Push" ein wichtiges und erfolgversprechendes Mittel der Offense in dieser Saison.

Sorgt sich Ligaboss Goodell um die Gesundheit der Spieler?

Doch möglicherweise kann die Mannschaft von Headcoach Nick Sirianni schon bald nicht mehr auf ihren Wunderspielzug zurückgreifen. Wie die US-Sportjournalistin Diana Russini von "The Athletic" berichtet, soll Ligaboss Roger Goodell über ein dauerhaftes Verbot des "Tush Push" nachdenken.

Ein Argument, das Goodell für ein mögliches Verbot anführen könnte, ist die Sorge vor schweren Verletzungen, wenn etliche Kraftpakete mit voller Wucht ineinanderkrachen. Ob die Bedenken gerechtfertigt sind, dürfte zumindest angezweifelt werden - in einem Bericht der "Sportschau" heißt es, dass der "'Tush Push' bislang nicht als Quelle für Verletzungen bekannt ist".

Vielmehr soll es dem mächtigen NFL-Boss darum gehen, den vermeintlich unattraktiven Spielzug aus dem Repertoire der Offense zu verbannen.

Eagles-Gegner sitzen in Ausschuss, der über Verbot entscheidet

Ein Verbot hätte einen faden Beigeschmack, denn ein spezieller Ausschuss würde darüber entscheiden - ein Ausschuss, in dem kein Vertreter der Eagles sitzt. Stattdessen befindet sich dort je ein Vertreter der Washington Commanders, der Dallas Cowboys und der New York Giants.

Das Brisante: Alle drei Teams spielen in der NFC East, der Divison der Eagles. Der Konkurrenz dürfte theoretisch also einiges daran gelegen sein, die Eagles mit einem "Tush Push"-Verbot zu schwächen.

Eine Regeländerung während der Saison ist nicht möglich

Trotz der Niederlage gegen San Francisco führen die Eagles die NFC East weiter an. Der Finalist des vergangenen Jahres ist auch in der aktuellen Saison wieder auf dem besten Wege, in die Playoffs einzuziehen.

Eine etwaige Regeländerung könnte es erst im kommenden Sommer geben, eine Einführung des Verbots während der Saison ist nicht möglich. Die Eagles haben mindestens in dieser Spielzeit also noch häufig die Gelegenheit, die Gegner mit ihrem "brüderlichen Schubser" zur Verzweiflung zu treiben.

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