Die deutschen Handballer haben die EM-Hauptrunde erreicht. Hoffnungen auf das Halbfinale weckten sie beim mühevollen Erfolg gegen Außenseiter Lettland aber nicht.
Christian Prokop konnte sich nach dem glanzlosen Einzug der deutschen Handballer in die EM-Hauptrunde nicht einmal ein zartes Lächeln abringen. Mit versteinerter Miene verfolgte der Bundestrainer nach dem 28:27 (16:11)-Zittersieg im Gruppenfinale gegen Lettland, mit dem der WM-Vierte das drohende Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft mühevoll abwendete, den verhaltenen Jubel seiner Schützlinge.
«Hauptsache, wir haben gewonnen. Wichtig ist nur, dass wir weiter sind. Das war heute der Auftrag», sagte Prokop über die am Ende dürftige Vorstellung des DHB-Teams. In dem wusste lediglich der gut aufgelegte Julius Kühn am Montag vor 3540 Zuschauern in Trondheim mit acht Toren zu überzeugen. Große Freude kam aber auch beim Rückraumschützen von der MT Melsungen nicht auf: «Wir müssen ehrlich zu uns sein und die Fehler aufarbeiten.»
Reichmann: «Wir müssen selbstsicherer werden»
Nach der 26:33-Pleite gegen Titelverteidiger Spanien geht das Prokop-Team dennoch mit 0:2 Punkten in die Hauptrunde, wo es zum Auftakt am Donnerstag in Wien zum Duell mit Weißrussland kommt. «Das wollen wir erfolgreich bestreiten», sagte der Bundestrainer.
Zwei Tage später steht gegen Kroatien das nächste Schlüsselspiel im Kampf um den Einzug ins Halbfinale an. Die anderen beiden Hauptrundengegner werden erst am Dienstag ermittelt. «Wir müssen uns in vielen Bereichen steigern, selbstsicherer werden», forderte Rechtsaußen Tobias Reichmann.
Das gilt in erster Linie für die Torhüter, die auch gegen Lettland kein Faktor waren. Erstmals im Turnierverlauf begann Deutschland zwischen den Pfosten mit dem 37-jährigen Oldie Johannes Bitter, der schon 2007 beim WM-Triumph dabei war. Der Stuttgarter parierte in der ersten Halbzeit zwar einen wichtigen Siebenmeter, fand aber erneut nicht zur erhofften Topform. «Ich habe es nicht geschafft, die Situation wegzuschieben», räumte Bitter im ZDF ein.
Auch Andreas Wolff war in der engen Schlussphase nicht der erhoffte Rückhalt. «In der zweiten Halbzeit haben wir nicht viel Hilfe von den Torleuten bekommen», stellte Prokop fest. Dabei schien die Partie nach einigen Anlaufschwierigkeiten beim 24:17 (43.) bereits entschieden.
Etliche leichte Fehler im Angriff
Doch die Letten, die zuvor jeweils deutlich gegen Spanien und die Niederlande verloren hatten, brachten das DHB-Team noch einmal ins Schwitzen. Wie schon in den Spielen zuvor leistete sich der WM-Vierte, für den Kapitän Uwe Gensheimer, Regisseur Paul Drux und Rechtsaußen Timo Kastening jeweils vier Mal trafen, etliche leichte Fehler im Angriff. Zudem stand die Deckung nicht mehr stabil, was den Vorsprung zehn Minuten vor Schluss beim 25:22 auf drei Tore schmelzen ließ.
Prokop reagierte mit einer Auszeit und schwor seine Schützlinge mit ruhiger Stimme noch einmal für den Schlussspurt ein. Sechs Minuten vor Ultimo wurde es in doppelter Unterzahl jedoch richtig brenzlig. Der Außenseiter nutzte seine numerische Überlegenheit und verkürzte auf zwei Tore.
40 Sekunden vor Schluss drohte das völlig aus dem Tritt geratene DHB-Team das Spiel beim 28:27 sogar aus der Hand zu geben, brachte den knappen Vorsprung aber mit Mühe ins Ziel. «Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, weil es noch einmal richtig eng wurde», gestand Prokop. «Ich bin trotzdem sehr zufrieden, dass wir dieses psychologisch schwierige Spiel gewonnen haben. Ich hoffe, dass wir uns jetzt peu a peu steigern.» (ash/dpa)
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