Immer mehr Fußballerinnen wollen nicht länger in weißen Hosen spielen, weil sie sich darin während ihrer Periode unwohl wohlfühlen. Eine Studie zeigt zudem, dass die Leistung der Spielerinnen durch weiße Hosen tatsächlich beeinträchtigt wird.
Noch immer laufen einige Frauen-Nationalteams bei ihren Länderspielen in weißen Hosen auf. Dabei sind sie einem Problem ausgesetzt, das vielen - gerade Männern - möglicherweise nicht bekannt ist. Die Angst, während der Periode sichtbar auszulaufen, ist für die Spielerinnen allgegenwärtig. Das hat Konsequenzen: Weiße Hosen können Spielerinnen in ihrer Leistung beeinträchtigen.
Einen Beweis dafür liefert Alex Krumer, Professor für Sportökonomie am University College im norwegischen Molde. Er erforschte dort die Frage, wie sich weiße Hosen auf die Leistung von weiblichen Fußballteams auswirken. Dafür zog er alle Spiele bei Welt- und Europameisterschaften zwischen der WM 2003 und WM 2023 heran.
In diese Zeit fielen laut Krumer 391 Spiele. In knapp über zwei Dritteln dieser Partien sei ein Team in weißen Hosen aufgelaufen, während die andere Mannschaft Hosen in anderen Farben getragen habe.
Studie belegt: Frauenteams in weißen Hosen holen 0,3 Punkte weniger pro Spiel
Bei der Analyse der Partien stellte der Professor tatsächlich einen Unterschied fest. Er habe herausgefunden, dass Frauenteams in weißen Hosen über 0,3 Punkte weniger pro Spiel holen, als die, die nicht in weißen Hosen spielen, schreibt er in seiner Studie, die im September 2023 veröffentlicht wurde. Rechnet man das auf eine Gruppenphase bei einem Turnier hoch, fehlt den Teams am Ende im Durchschnitt rund ein Punkt. Ein Punkt, der für den Einzug in die K.-o.-Runde entscheidend sein kann.
In seiner Studie beachtete Krumer auch, dass die Teams in den weißen Hosen nicht etwa schlechter sind als die Konkurrenz. Im Gegenteil: Sie standen demnach auf der Fifa-Rangliste im Durchschnitt sogar weiter oben als ihre Gegnerinnen.
Der Form halber wertete Krumer auch die Spiele der Männer in dem Zeitraum aus. Dabei sei in 73 Prozent der Fälle ein Team in weißen Hosen aufgelaufen. Einen ähnlichen Effekt wie bei den Frauen konnte Krumer jedoch nicht feststellen. Es habe keinen Zusammenhang zwischen den weißen Hosen und einer geringeren Punkteausbeute gegeben, erklärt er.
Die Beeinträchtigung für die Frauen findet sich nicht nur auf dem Papier wieder. Die ehemalige Fußballspielerin und heutige Präsidentin des norwegischen Fußballverbandes Lise Klaveness kann sich an diese Problematik aus ihrer aktiven Karriere noch erinnern: "Ich stand selbst im WM-Viertelfinale und im EM-Finale. Ich war ein junges Mädchen und ich hatte Angst davor, auszulaufen. Das war ein sensibles Thema, damals hat man mit niemandem darüber gesprochen. Man war im Fernsehen vor Abermillionen Zuschauern – sowas beeinflusst Karrieren", zitiert sie der "Deutschlandfunk" von der internationalen "Play the Game"-Konferenz in Trondheim Anfang Februar.
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Englands Frauenteam spielt bereits nicht mehr in weißen Hosen
Das Nationalteam der englischen Frauen hat - unabhängig von der Studie - bereits reagiert. Dort laufen die Frauen seit der WM 2023 nicht mehr in weißen, sondern in blauen Hosen auf. Eine Begründung dafür gab es damals nicht, in seiner Mitteilung ging der Verband nicht auf die Hosenfarbe ein. Die Lionesses hatten während der Europameisterschaft 2022 allerdings andersfarbige Hosen gefordert, um unangenehme Situationen während der Periode zu vermeiden.
Und Norwegen? "Das wird jetzt in den Teams entschieden", sagte Präsidentin Klaveness. Man habe "die Teams gefragt, mit welchen Hosen sie spielen wollen und ob sie zum Beispiel mit diesen zusätzlichen Shorts drunter spielen wollen, die Auslaufen verhindern."
Verwendete Quellen
- Studie von Alex Krumer: "On the cost of wearing white shorts in women’s sport"
- deutschlandfunk.de: Weiße Hosen beeinträchtigen Leistungen von Fußballerinnen
- dpa
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