Im Fußball gebe es kein Doping, behauptet Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt des FC Bayern München und der Deutschen Fußballnationalmannschaft. Diese Aussage versetzt deutsche Doping-Experten wie Fritz Sörgel in Rage.
Der Nürnberger Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel hat mit großem Unverständnis auf die Behauptung von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt reagiert, es gebe kein Doping im Fußball.
"Wer die Augen vor Doping so zumacht oder zumindest so tut, der übersieht natürlich die aktuellen Trends im Doping im Fußball", sagte Sörgel der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.
"Müller-Wohlfahrt hat einfach vom Thema keine Ahnung, er sollte sich auf seine Fähigkeit des Muskel-Tastens konzentrieren. Mull redet Müll."
Doping bringe keine Vorteile
Müller-Wohlfahrt, Arzt des Rekordmeisters Bayern München und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, hatte die Aussage ("Im Fußball, soweit ich das übersehe, gibt es kein Doping") im Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" gemacht und dabei betont, dass Doping im Fußball nichts bringe.
Nach Ansicht des 75-Jährigen würde es unter anderem keine Vorteile bringen, wenn sich Fußballer mit Hilfe von Doping Muskelmassen antrainieren, weil sie zu schwer werden.
Laut Sörgel, der die Aussagen als "absurd" bezeichnete, verdrehe Müller-Wohlfahrt die Tatsachen. "Die anabolen Substanzen werden doch im Fußball – wie bei den Radfahrern auch – nicht in massiven Dosierungen eingenommen, die Muskelmasse machen", sagte der Pharmakologe.
Koffein und Nikotin sind beliebte Drogen
Vielmehr gehe es um "kleinere Dosierungen, die die Regenerationsfähigkeit verbessern, und da haben sich anabole Substanzen gut bewährt", betonte Sörgel: "Sie verbessern offensichtlich auch die Stimmungslage. Deswegen gibt es ja in so vielen Sportarten Doper mit Anabolika."
Zu aktuellen Trends im Fußball gehöre laut Sörgel "die Kombination von nicht auf der Dopingliste stehenden Substanzen wie Koffein und Nikotin und auch Alkohol. Auch das ist Doping. Und das Schmerzmittel dazu – das ist Doping."
Auch die NADA kontert
Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur widerspricht dem Teamarzt. "Doping macht durchaus auch im Fußball Sinn", teilte die NADA der "Rheinischen Post" mit.
Es bestehe auch im Fußball die (mögliche) Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit durch die Einnahme von verbotenen Substanzen. "Doping kann nicht auf den Missbrauch von Anabolika oder den Einsatz von Stimulanzien reduziert werden!", so die NADA.
Daher sei Doping im Fußball "grundsätzlich nicht ausgeschlossen" und könne "einen entsprechenden Einfluss auf die Leistung haben".
Dopingfälle hat es im Fußball zudem durchaus bereits gegeben. 2004 wurde etwa der Teamarzt von Juventus Turin zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er seine Spieler zwischen 1994 und 1998 systematisch mit Epo gedopt haben soll. (mh/dpa)
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