In einem chaotischen Grand Prix fährt Lewis Hamilton in Mugello zum nächsten Formel-1-Sieg. Der Mercedes-Star kommt einer weiteren Bestmarke von Michael Schumacher ganz nah. Für Ferrari setzt es beim großen Jubiläumsrennen auf der Hausstrecke wieder ein Debakel.

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Zu einem müden Gruß an die Fans aus seinem lahmenden Ferrari reichte es noch, doch Sebastian Vettels Urteil nach der nächsten Formel-1-Demütigung fiel vernichtend aus. "Es gab heute nicht viele Autos, die langsamer waren als wir. Das ist natürlich bitter", sagte der viermalige Weltmeister nach Platz zehn in Mugello. Beim 1000. Grand Prix der Scuderia fuhr das Traditionsteam am Sonntag vor den heimischen Tifosi chancenlos hinterher. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir mehr abstauben als nur einen Punkt, aber mehr war am Ende nicht drin", sagte der 33 Jahre alte Vettel.

Im Crash-Chaos auf der Ferrari-Hausstrecke in der Toskana fuhr Lewis Hamilton den 100. Mercedes-Erfolg seit dem Wiedereinstieg als Werksteam vor zehn Jahren ein. Der Finne Valtteri Bottas als Zweiter machte beim wilden Rennen mit mehreren Unfall-Unterbrechungen den Tag der Silberpfeile perfekt. Dritter wurde der Thailänder Alexander Albon, der im Red Bull erstmals einen Podestplatz eroberte.

Vettel: "Wir hatten im Rennen einfach nicht die Pace"

Der Brite Hamilton baute durch seinen 90. Karriere-Triumph seinen WM-Vorsprung auf 55 Punkte vor Bottas aus und kann im kommenden Rennen in Russland mit Rekordhalter Michael Schumacher (91 Siege) gleichziehen. "Das waren heute drei Rennen an einem Tag, es war unglaublich hart. Mein Herz rast immer noch", versicherte der Brite, nachdem er sichtlich erschöpft aus seinem Auto geklettert war.

Im ersten Grand Prix nach Bekanntwerden seines Wechsels zu Aston Martin ab 2021 konnte Vettel im hoffnungslos unterlegenen Ferrari auch von heftigen Unfällen kaum profitieren. "Es war natürlich viel los, aber das könnten heute alle sagen", sagte Vettel: "Wir haben einfach nicht die Pace gehabt im Rennen, das war alles, was geht."

Teamkollege Leclerc: "Uns fehlt die Geschwindigkeit"

Teamkollege Charles Leclerc war als Achter ebenfalls abgehängt. "Uns fehlt die Geschwindigkeit, wir verschleißen die Reifen zu schnell. Es ist das gesamte Projekt, das wir überdenken müssen", gestand Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

Schon der Start ins Ferrari-Jubiläum mündete im Durcheinander. Hamilton kam von der 95. Pole Position seiner Karriere schlecht weg, Bottas raste sofort auf Rang eins. Dahinter versagte der Motor von Max Verstappens Red Bull, der Niederländer fiel ins Mittelfeld zurück und wurde dann von Kimi Räikkönen im Alfa Romeo unsanft ins Kiesbett geschoben. Schon zuletzt in Monza war der vermeintlich stärkste Mercedes-Jäger Verstappen nicht ins Ziel gekommen.

Auch für Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly aus Frankreich, in der Vorwoche noch Sensationssieger, war der Arbeitstag nach wenigen Kilometern wegen dieses Unfalls schon vorbei. Weil sich auch der Spanier Carlos Sainz noch in seinem McLaren auf der Strecke drehte, mussten die folgenden Fahrer mühsam ausweichen. Vettel sah Sainz erst spät und beschädigte sich am McLaren den Frontflügel. Die Rennleitung griff ein und beorderte das Safety-Car auf die Strecke.

Rennen vorerst gestoppt, Zielgerade übersät von Trümmerteilen

Nach dem Wiederbeginn fuhr Bottas an der Spitze Schlangenlinien, hielt damit den Rest zu lange auf. Weil am hinteren Ende die ersten Fahrer schon beschleunigten, krachte Antonio Giovinazzi mit seinem Alfa Romeo in den Haas-Rennwagen von Kevin Magnussen. Auch Sainz und Williams-Pilot Nicholas Latifi wurden in den Unfall verwickelt. "Wollen die uns umbringen?", schimpfte Haas-Pilot Romain Grosjean.

Die Zielgerade war übersät von Trümmerteilen, das Rennen wurde wie schon eine Woche zuvor in Monza vorerst gestoppt. Ein solches Spektakel hatten die Formel-1-Macher wohl eher nicht im Sinn, als sie in der Corona-Notsaison erstmals einen Grand Prix an die Ferrari-Hausstrecke in der Toskana vergaben. Immerhin bekamen die knapp 3.000 Zuschauer, die erstmals in diesem Jahr bei einem Rennen zugelassen waren, aufregende Action in Überlänge geboten.

Nach 25 Minuten Pause formierten sich nur noch 13 der 20 Piloten zum Neustart. Wegen überhitzter Bremsen an seinem Renault hatte auch der Franzose Esteban Ocon aufgeben müssen.

Diesmal aber ging alles glatt, als die roten Ampeln erloschen. An der Spitze stellte Hamilton die normale Hackordnung wieder her, saugte sich zunächst im Windschatten an Teamkollege Bottas heran und zog dann vorbei. Dahinter gab Leclerc als Dritter den Gastgebern ein wenig Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis zum großen Festtag. Doch bald konnte sich der Monegasse nicht mehr gegen die Verfolger wehren. "Wir sind so langsam", funkte er an die Box - und fiel weit zurück.

Ferrari mit anhaltender Sieglos-Serie

Auch Ferrari-Rivale Vettel war einmal mehr chancenlos. Mit unterlegenem Motor ist die Aussicht für Ferrari, die seit einem Jahr anhaltende Sieglos-Serie zu beenden, bestenfalls minimal.

Dagegen läuft für Superstar Hamilton auf dem Weg zu seinem siebten Titel wieder alles nach Plan. Auch eine weitere Renn-Unterbrechung nach einem heftigen Abflug von Lance Stroll im Racing Point nach 45 Runden brachte den Briten nicht mehr vom Siegkurs ab.

Nachdem er in Monza noch wegen einer Zeitstrafe das Podium verpasst hatte, kann er nun in Sotschi Schumachers Siegrekord egalisieren. Mit der 222. Platzierung in den Punkten holte er sich schon in Mugello eine weitere Bestmarke des Rekordchampions. (Thomas Wolfer/Christian Hollmann/dpa/ash)


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