Ein genussvoller Camping-Trip Richtung Kitzbüheler Alpen und Salzburger Land. Hier kommen auch Kinder auf ihre Kosten.

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Die Alpen glühen in Tirol. Doch es ist nicht die untergehende Sonne mit ihrem abendlichen rosa Licht auf den Gipfeln, sondern es sind viele kleine Feuer, die sich auf die Bergketten verteilen. Auf hohen Almen, an Klettersteigen und direkt an den Gipfelkreuzen leuchten immer am 21. Juni in ganz Tirol die meterhohen Lagerfeuer zur Sonnenwendfeier. Und es ist für uns alle ein ganz besonderer Moment: Dem Sonnenuntergang oben auf der Alm zuzusehen, das ist schon sehr beeindruckend und intensiv. Mit Anbruch der Dunkelheit sind die unzähligen Feuer dann plötzlich da. Oft sieht man auch die Fackeln der Bergsteiger wie ein glühender Wurm den Berg hochziehen. "Da drüben am Berg brennt sogar ein Herz!", ruft die elfjährige Anna-Lea mit Blick zum Wilden Kaiser und ihre jüngere Schwester Leticia staunt über die Funken des großen Lagerfeuers am Kitzbüheler Horn: "Das geht ja bis zu den Sternen hoch!"

Für Kinder ist der längste Tag des Jahres ein besonderes Highlight, denn lange aufbleiben ist dabei inklusive: Eine Tiroler Musikkapelle macht mächtig Stimmung auf der Harschbichlalm bei St. Johann, alte Traktoren und Klettergerüste sind zum Toben da, Leticia und Anna-Lea sind mit Taschenlampen unterwegs, und für uns Große gibt es Radler, Aperol Spritz oder Weißweinschorle. Die Gondeln fahren an diesem intensiven und doch auch romantischen Abend bis spät in die Nacht. Mit dem Campervan geht es unter dem Sternenhimmel dann zurück zum Stellplatz am großen Wohnmobilpark in Reit im Winkl.

Schmugglerweg nach Bayern

Natürlich wollen wir auch mal länger wandern. Mit der Aussicht auf einen alten geheimen Schmugglerweg am Klobenstein entlang einer reißenden Schlucht ist morgens schon die Spannung im Wohnmobil hoch: Allerdings muss das Versprechen, dass es auch ein Eis am Ende geben würde, doch her, damit wir die Kinder aus dem Dachbett bekommen und wir den Camping Steinplatte (mit "ihrem" Badesee) verlassen können. "Wusstet ihr, dass enge Wege am Canyon nach Bayern schon vor über 2000 Jahren von den Kelten nur im Sommer genutzt wurden? Und die Schmuggler dann immer im Frühjahr und Herbst kamen? Es war aber eine äußerst gefährliche Route, um Rum, Kaffee und sogar Tiroler Käse zu transportieren, um dem König nichts abgeben zu müssen", versuche ich mich als Geschichtslehrer. Meine Frau Isabelle grinst nur, im Rückspiegel sehe ich warum: Die Kids ziehen Kopfhörer mit Tabler vor. Wer also wie wir meist später loskommt, sollte wegen der wenigen Parkmöglichkeiten an der Schlucht besser direkt an der Tourist-Info in Kössen parken, mit dem Vorteil, dass man im Supermarkt gegenüber noch Proviant bekommt. Nach 15 Minuten ist man auch so am Startpunkt zur Schlucht. Dort passiert Wundersames: Nachdem wir über einen QR-Code ein Hörspiel über die Geschichte des Schmugglerwegs auf das Handy geladen haben, das mit dunkler, spannender Erzählstimme und tollen Hörspieleinlagen an vielen Stationen im Wald und weit über der steilen Schlucht den Kindern berichtet, sind unsere Mädchen plötzlich an jedem Detail interessiert: wie Gendarmen von den Schmugglern mit Hilfe der Bauern reingelegt wurden, wie der Sage nach ein riesiger Felsbrocken an der Überquerung der Tiroler Ache herabstürzte und sich gerade noch vor einer Bäuerin teilte. Na gut, so geht das heute eben. Wir dagegen können uns an den türkisgrünen Farben des Flusses, dem tosenden Wasserfall und dem wahren Zauberwald kaum sattsehen. Und statt Eis war dann ein Kaiserschmarrn in der Klobenstein-Hütte natürlich viel besser.

Dinos auf der Steinplatte

Hoch hinaus wollen wir am nächsten Tag. Die Steinplatte, im Winter ein Skigebiet zwischen Reit im Winkl und Waidring und somit genau auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol in knapp 2000 Meter Höhe, wird im Sommer zum Dinosaurier-Land mit wunderschönem Weitblick. Manch ein Skifahrer würde nicht schlecht staunen, wenn er wüsste, was unter dem Schnee verborgen ist: eine Tropfsteinhöhle, viele Tunnel, Sandspielplätze zur Schatzsuche, Badestellen und große Dinosaurier. Schon die Gondel nach oben zum "Triassic Park" (Kinderwagen-tauglich übrigens) gibt es mit Dino-Outfit. "Wie? Der Berg hier war mal mitten im Meer?", fragt Leticia, als wir oben dann die Fossilien anschauen. Das Urmeer hat sie sich dann aber gemerkt und in der Schule damit gepunktet. Anna-Lea konnte derweil gar nicht genug fotografieren. Als alle gruseligen Bilder mit uns im Maul der Dinosaurier für die Oma im Kasten sind, die Brotzeit mit würzigen Kaminwurzen (Tiroler Bergwurst), frischen Vinschgauer Semmeln und leckerem Bergalmkäse im Sonnenliegestuhl erledigt ist, geht es noch auf die freischwebende Aussichtsplattform. Bei gutem Wetter sind hier die gesamten Alpen Richtung Italien zu bestaunen. Mutige blicken auch direkt durch die Füße nach unten.

Ellmis Zauberwelt

Es ist wohl der schönste Blick auf den Wilden Kaiser in ganz Tirol: Von Ellmis Zauberwelt auf dem Hartkaiser kann man zu jeder Zeit diesen absoluten "Postkarten-Blick" genießen. Entweder mal sportlich nach oben in knapp zwei Stunden (mit viel Schatten und ganz vielen Pausen) oder die voll verglaste Gondel nehmen. An der Talstation gibt es für alle Kinder eine mit einem Holztaler verschlossene Schatzkarte, oben zahlreiche Spielstationen. Meiner Frau Isabelle hat es der Alpen-Pflanzgarten oben besonders angetan. Alle seltenen, sonst kaum zu findenden Gewächse sind zu bestaunen, unsere Mädchen wissen jetzt, dass der Enzian nicht nur ein Schnaps auf der Speisekarte sein muss, den die nachgereiste Oma nach den reichhaltigen Kaspressknödeln bestellt hatte. Und ehrlich gesagt: Die Sonnenterrasse vom Bergkaiser-Restaurant (mit praktischem Zweit-Blick auf die Kids am großen Spielplatz) verlässt man erst wieder, wenn die Zeit für die letzte Gondelfahrt zu Tale gefährlich nahekommt, also kurz vor 17 Uhr.

Große und kleine Pferde

Wer zwei Mädchen hat, der kann ja morgens kaum größere Freude auslösen als mit dem Ausblick durch das Wohnmobil-Fenster auf Pferde. Wenn man nicht wie am ruhigen Stellplatz beim Bairauhof praktisch die Fohlen um die Ecke hat und dort auch reiten kann, dann muss man unbedingt nach Ebbs im Kufsteiner Tal fahren. Denn stolzer als dort vor dem "Zahmen Kaisergebirge" sind sie nirgends in Tirol auf ihre Pferde: Rund 100 wunderschöne und weltberühmte Haflinger warten dort nicht nur auf unsere Mädchen. Die Fohlen freuen sich immer auf Besuch an den Boxen, auch kann man dort eine Wissens-Rallye mitmachen, Freitagabend sind dann immer die großen Vorführungen mit Springen, Einblicken in die Zucht und sogar mit alten römischen Einspännern in der Arena. Ach ja, wenn man dort nicht nur die zugegeben wunderschönen Haflinger mit den weißen Mähnen sehen will oder die immer wiederkehrende Frage, ob wir nicht auch mal ein Pferd zu Hause haben können, nicht mehr hören mag: Der Raritäten-Zoo von Ebbs ist genau 500 Meter weiter am Wald gelegen, ändert garantiert die Themenlage und ist ebenso einen Besuch wert. Aber aufgepasst mit dem frechen kleinen Waschbären, wenn der wieder unterwegs ist.

Hexenwasser in Söll

"Schau mal, in der Gondel vor uns fährt eine Hexe nach oben!" Tatsächlich stecken in den Skihalterungen der alten Gondel vor uns zwei Besen drin. "Wir müssen die überholen!", meint Leticia aufgeregt und muss dann selber lachen. Am Ausstieg haben wir sie aber eingeholt: Zwei Hexen mit Tiroler Akzent begeistern unsere Kinder mit alten Geschichten über die Fabelwesen im nahen Wald und verraten, dass es weiter oben eine "echte" Hexenküche und ein Bienenhaus gebe und ganz viele versteckte Badestellen. So schnell sind wir nie wieder einen Berg weiter hochgekommen. Und sogar bei sengender Sonne gar kein Problem: zahlreiche Bäche, ein ganzer Schlammweg zum Spielen, Wasserstellen zum Floßfahren und zum Reinfallen natürlich. Aber auch an die Eltern wird hier gedacht: In der letzten Hütte mit Blick auf die Berge wurde der Bach direkt davor durch die Tische geleitet: die Füße im kalten Wasser, den Cappuccino und den Topfenstrudel auf dem alten Holztisch. Die Kinder derweil in umgebauten Kuhtränken beim Baden. Kam dem Paradies schon verdammt nahe.

Tirol im Sommer mit Kindern

Auch wenn aller Anfang Richtung Berge eher schwer war: "Wanderurlaub? Auf gar keinen Fall", kam als prompte und energische Antwort. Und: "Bergsteigen ist doch sooo langweilig", da waren sich beide Mädchen sofort einig, was sonst sehr selten der Fall ist. Doch schon nach dem ersten Tirol-Trip war klar: Einmal im Jahr geht es nun mindestens in Richtung Wilder Kaiser und seiner Nebentäler. Denn das Angebot an "Berggipfel-Abenteuer-Plätzen", an spannenden Schmuggler-Pfaden und sogar ganzen Bergen und Gipfeln nur für Familien wie am legendären "Hexenwasser" in Söll reicht ohne Übertreibung noch für viele Jahre.

Die Anfahrt über das Inntal-Dreieck geht übrigens von beiden Autobahnen (A 8, A 93) völlig gebührenfrei in den nordöstlichen Teil von Tirol an der Grenze zum Salzburger Land. Das ganz große Geheimnis dieser Tiroler Region ist es wohl, dass es an vielen Orten auch noch ganz normale Dinge gibt, die je nach Wetter allesamt für sich schon "Highlights" wären: der Bienenlehrpfad im Wald bei Pillersee mit traumhaften Ausblicken, die kühlen Fluten im Loferer Steinbergbad, die sehr tiefe und kühle Lamprechtshöhle bei Waidring, das leckere Café Eis-Wiese mit Streichelzoo bei Kirchdorf, die rauschende Grießbachklamm, die wunderschöne Almen-Hochebene weit über Lofer, der hochalpine Tierpark bei Aurach. Wenn wir dann so langsam wieder Richtung Norden aufbrechen wollen (oder besser gesagt endlich mal losmüssen), heißt es übrigens nun immer lautstark von hinten: "Mannomann, wir müssen hier endlich mal länger bleiben."

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