Einsam in der Natur zu campen, ist in den meisten Ländern Europas nicht erlaubt. Auch in Deutschland sind die Regeln strikt.

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Schon für die Dichter der Romantik war die Natur ein Zufluchtsort vor dem Trubel der modernen Welt. In den letzten Jahren zieht es immer mehr Menschen in ihrer Freizeit raus in die Natur, weg vom hektischen Großstadtdschungel und den allgegenwärtigen Bildschirmen.

Spätestens seit dem Vanlife-Trend der vergangenen Jahre versprüht das Wildcampen einen besonders großen Reiz. In den sozialen Medien wird das Campen in der Natur als ultimative Form der Freiheit und Sorglosigkeit dargestellt. Was jedoch häufig nicht gezeigt wird, sind die negativen Folgen, wobei arglos zurückgelassener Müll noch der netteste Zeuge menschlicher Anwesenheit ist. Wenn man an die negativen Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt denkt, ist es kein Wunder, dass die Regeln in Deutschland und Europa Wildcampen meist streng verbieten.

Ist Wildcampen in Deutschland legal?

Wildcampen ist in Deutschland verboten. Übernachtungen für Camperinnen und Camper sind nur an solchen Orten erlaubt, die ausdrücklich als Campingmöglichkeit benannt sind. Diese Aussage ist klar und richtet sich gleichermaßen an Reisende im Wohnmobil, Caravan, Zelt und dem Dachzelt auf dem Pkw. Trotzdem herrschen online viele Mythen und die Verwirrung ist groß.

Grund dafür sind einige Sonderregelungen für einzelne Übernachtungsformen, denn das Übernachten in freier Wildbahn ist in einigen Sonderfällen gestattet. Um welche Fälle es sich genau handelt, erklären wir weiter unten im Artikel.

Wildcampen in Deutschland: Strafen

16 Bundesländer, 16 unterschiedliche Gesetzesgrundlagen: Die Rechtslage zu Wildcamping in Deutschland ist nicht einheitlich und richtet sich im Detail nach den Regeln der einzelnen Bundesländer. Obwohl das Wildcampen in den meisten Bundesländern streng verboten ist, können in einigen Ländern zumindest theoretisch Sonder-Erlaubnisse bei den jeweiligen Kreisverwaltungsbehörden erfragt werden – ob diese jedoch zustimmen, ist fraglich. Ausgenommen sind auch hier Privatgrundstücke, Nationalparks und Naturschutzgebiete.

Verstöße gegen diese Regularien werden geahndet. Werden Camperinnen oder Camper beim rechtswidrigen Übernachten erwischt, drohen hohe Geldstrafen. Diese liegen aktuell zwischen 10 und 5.000 Euro.

Wo ist Wildcampen erlaubt?

Etwas lockerer sind die Regeln in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Beide Bundesländer erlauben es Wanderern mit Zelt eine Nacht im Freien zu schlafen. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass es in Bremen keine Regeln und somit Verbot zum Wildcampen gibt, allerdings gibt es im kleinsten Stadtstaat Deutschlands vermutlich keine geeigneten Flächen.

Beim Campen auf privaten Plätzen mit Erlaubnis des Eigentümers gibt es in Deutschland meist keine Probleme. Auf allen anderen Flächen muss nach der Art des Campens unterschieden werden.

  • Wildcampen im Wohnwagen, Campingbus und Reisemobil: Für Caravaner und Reisende im Wohnmobil lassen die Gesetze keine Freiräume. Übernachtungen in der freien Natur sind verboten. Was jedoch erlaubt ist, ist das Übernachten an öffentlichen Plätzen, wenn es zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit gilt. Überall, wo die Straßenverkehrsordnung oder Schilder es nicht verbieten, dürfen sich Reisende für eine Nacht regenerieren. Hierbei gilt es zu beachten, dass kein Campingverhalten an den Tag gelegt wird. Das heißt, Campingmöbel, Grill und Co bleiben im Fahrzeug.
  • Wildcampen im Mikrocamper und Dachzelt: Reisende in Pkws, die nicht als Reisemobil im Fahrzeugschein ausgewiesen sind, dürfen öffentliche Plätze nutzen, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Es gelten hier ebenfalls die Begrenzungen lokaler Verweisschilder und die Straßenverkehrsordnung. Auch hier darf es sich um maximal eine Nacht, genauer gesagt maximal 10 Stunden, handeln.
  • Wildcampen im Zelt: Das Campen im Zelt ist keine Möglichkeit, die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Daher ist es nicht erlaubt, an öffentlichen Plätzen zu zelten. Wer allerdings auf das Zelt verzichten kann und nur unter freiem Himmel schläft, hat in Deutschland etwas Spielraum.

Biwakieren in Deutschland

Einen Sonderfall stellt das sogenannte Biwakieren dar. Hierunter versteht man das Übernachten ohne Zelt, beispielsweise nur mit Isomatte und Schlafsack. Hierunter fällt die Übernachtung in einem Iglu im Winter, in einer Hängematte oder unter dem Schutz eines Tarps.

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Abgesehen vom Biwakieren gibt es für Zeltcamper im Sommer die Möglichkeit, auf Trekkingplätzen oder Naturlagerplätzen zu übernachten. Diese einfachen Plätze haben meist Holzplattformen für Zelte sowie eine Komposttoilette und eine Feuerstelle. Das Übernachten ist hier zwar nicht kostenlos, mit Preisen von 5 bis 10 Euro jedoch recht preiswert. Trekkingplätze finden sich überall in Deutschland, vor allem entlang von Wanderwegen. Besonders viele Plätze bietet das Bundesland Schleswig-Holstein, das mit der Initiative Wildes Schleswig-Holstein an vielen Ecken des Landes kostenfreie Übernachtungsplätze ermöglicht.  © Promobil