Der Geschäftsbericht 2024 von Knaus Tabbert zeigt tiefrote Zahlen – und bilanziert einen "Jahresfehlbetrag in Höhe von 48 Millionen Euro".
Der niederbayerische Reisemobilhersteller Knaus Tabbert hat seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2024 veröffentlicht – allerdings ohne große öffentliche Ankündigung. Wie der BR berichtet wurde das Dokument am 31. März abends auf der Unternehmenswebsite veröffentlicht, ohne eine begleitende Pressemitteilung oder Pressekonferenz.
Verlust und Umsatzrückgang
Im Jahr 2024 verzeichnete Knaus Tabbert einen Gesamtverlust von 48 Millionen Euro. Der Umsatz brach um etwa 24,9 Prozent ein und sank unter 1,1 Milliarden Euro. Den Rückgang führt das Unternehmen auf das Ende des Corona-Booms im Bereich Freizeitmobile zurück. Die Branche insgesamt kämpfte mit hohen Lagerbeständen.
Laut dem Geschäftsbericht 2024 von Knaus Tabbert ist der Umsatzrückgang vor allem auf hohe Lagerbestände bei den Händlern sowie mehrere Betriebsunterbrechungen zurückzuführen. Die Produktionsausfälle sollten dazu dienen, den Fahrzeugbestand zu verringern.
Keine Dividende
Wegen der negativen Geschäftszahlen und weil sich der Auftragsbestand des Unternehmens sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert hat, schüttet die KTAG für 2024 keine Dividende aus.
Im Gegensatz dazu steht der immer höhere Bestand an fertigen und unfertigen Fahrzeugen, die zum Stichtag am 31.12.2024 insgesamt Kosten in Höhe von 59,1 Millionen Euro verursachten. Diese sind dreimal so hoch wie im Vorjahr (19,1 Millionen).
Den größten Gesamtumsatz macht Knaus Tabbert mit motorisierten Fahrzeugen (Wohnmobile und Campervans). Allerdings liegt er mit 77,6 Prozent etwas niedriger als im Vorjahr (80,6). In zwei anderen Bereichen stieg der Anteil an: Wohnwagen tragen mit 19,1 Prozent dazu bei (Vorjahr 17,7) und Aftersales mit 3,3 Prozent (Vorjahr 1,7).
Weniger Personal, trotzdem hohe Kosten
Im vergangenen Jahr musste Knaus Tabbert zahlreiche Arbeitsplätze abbauen. Besonders betroffen waren die Werke in Jandelsbrunn (Niederbayern) und Nagyoroszi (Ungarn). Der Geschäftsbericht verzeichnete zum Jahresende noch 3.953 Beschäftigte, was einen Rückgang von 262 Stellen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Insgesamt 769 der Mitarbeitenden sind Leiharbeitskräfte.
Der Personalaufwand blieb mit 157 Millionen Euro zwar nahezu konstant, steigt aber relativ wegen des Umsatzrückgangs. Insgesamt lag er mit 13,5 Prozent über dem Vorjahreswert (10,7%). Der Materialaufwand ist im Verhältnis zur Gesamtleistung bei 73,3 Prozent – und liegt damit nur 1,7 Prozent über Vorjahr. Die Materialkosten lagen bei 862,2 Millionen Euro.
Korruptionsvorwürfe und Führungskrise
Die schlechten Zahlen korrespondieren mit einer schweren Unternehmenskrise: Zwei ehemalige Vorstandsmitglieder standen unter dem Verdacht, Bestechungsgelder angenommen zu haben, was teilweise zu ihrer Untersuchungshaft führte.
Infolge dieser Korruptionsvorwürfe trat die Geschäftsführung Ende November zurück. Für Rechts- und Beratungsleistungen rund um den mutmaßlichen Korruptionsfall Knaus Tabbert hat insgesamt 3,9 Millionen Euro ausgegeben – plus 1,5 Millionen Euro Anzahlungen. Als Ausblick nennt der Bericht eine Gerichtsentscheidung zugunsten des Konzerns: "Positive richterliche Entscheidungen bergen die Chance, dass Knaus Tabbert Schadensersatzzahlungen zustehen."
Schon vor diesem Fall waren bereits zwei Vorstandsmitglieder aus dem Unternehmen ausgetreten. Die Abfindungsleistung für die zwei Personen liegt bei 2 Millionen Euro. Auf insgesamt neun Seiten im Jahresbericht beschreibt der Konzern, wie mehr Transparenz, Diversität, Kontrolle und Kompetenz in der Führung umgesetzt werden sollen.

Derzeit ist der CEO-Posten von Knaus-Tabbet Willem Paulus de Pundert besetzt. Er ist gleichzeitig Hauptaktionär der AG. Der neue Vorstand steht vor der Herausforderung, das Unternehmen zu stabilisieren. © Promobil