Im Erwin Hymer Museum kann man die Geschichte des Vanlifes oder besser gesagt der Campervans mit den Augen nachverfolgen. Los geht es mit dem Gutbrot Atlas, einem Urahn der heutigen Campervans in Bulli-Größe.

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Gutbrot Atlas

1950 kam der VW Transporter auf den Markt und wurde zur Legende. Doch hatte der VW stets seine "Marktbegleiter", wie beispielsweise den Gutbrod Atlas, auf dessen Basis das wohl erste "moderne" europäische Wohnmobil entstand, wie Isabell Eisenbarth erklärt. Sie ist Kuratorin im Erwin Hymer Museum und war für die Realisierung der Sonderausstellung "How VanLife started" zuständig.

"Die Jenbacher Werke in Tirol montierten in der Nachkriegszeit im Auftrag der deutschen Firma Gutbrod den Atlas 800. Knapp 11.000 Exemplare wurden bis 1954 im Auftrag des Motorrad-, Automobil- und Maschinenherstellers aus Plochingen am Neckar gebaut, bevor die Produktion aufgrund zu geringer Gewinne eingestellt wurde", sagt Isabell Eisenbarth.

DKW Schnellaster

Das erste Modell der neu gegründeten Nachkriegs-Auto-Union aus Ingolstadt ist ein richtiges Handwerkerauto, "das eigentlich Langsamlaster heißen müsste", meint Isabell lächelnd. "Doch im Vergleich zu einem Handkarren war der DKW Schnelllaster eine enorme Verbesserung – und bekannt waren die Fahrzeuge der Auto Union ja auch. Die waren in den 1940er-Jahren bereits führend beim Bau von Fronttrieblern und Zweitaktern. Rund 60.000 Autos befanden sich bei Kriegsende in Deutschland im Umlauf, ein Großteil wurde von der Wehrmacht genutzt."

Hymer Caravano

Der Hymer Caravano fand nach nur drei Fahrzeugen ein jähes Ende: "Das Erstlingswerk von Erwin Hymer im Bereich Campingbus und Reisemobil auf Basis des Borgward B611 war knapp über fünf Meter lang und bot weitaus mehr Platz als der Bulli. 1961 entstanden drei luxuriöse Varianten in Auftragsarbeit, die Serienfertigung war geplant, die Prospekte gedruckt – doch dann kam der Borgward-Konkurs," erzählt die Kuratorin. Erwin Hymer begrub das Projekt. In seinen Augen besaß kein anderes Basisfahrzeug die notwendige Qualität. Erst in den 1970er-Jahren kam wieder ein Reisemobil, jedoch in Gestalt eines Lkw-Fahrgestells mit "aufgesetztem" Wohnwagen. Der Caravano wäre ein reinrassiger Kastenwagen-Ausbau gewesen.

Bedford CA Dormobile Deauville

In England setzte man als Basis auf den Bedford CA. Der Dormobile Deauville ist ein skurriler Camper mit spezieller Bettenkonfiguration. Im Inneren können bis zu vier Personen schlafen, da sich die klappbaren Sitze zu Betten umbauen lassen. Die Campingausstattung umfasst Stauschränke, ein Spülbecken und einen tragbaren Gaskocher.

Der Bedford CA ist gewissermaßen der britische Bruder des VW-Bullis. Entwickelt und gebaut hat ihn Vauxhall Motors in den Jahren 1952 bis 1969. Sein Markenzeichen war der Vierzylinder-Antrieb, den er sich mit dem Vauxhall Victor teilte. 50 PS und 1508 cm³ Hubraum bot der Reihenmotor. Anders als im VW T1 sitzt der Antrieb des Bedford nicht im Heck, sondern vorne.

Peugeot Weinsberg

In Frankreich wiederum waren Reisende gerne mit Peugeot J7 und einem Renault Estafette unterwegs, schon 1962 von Renault selbst ausgebaut. Die Firma Star wiederum entwickelte eine Ausbauvariante, die die frühen Surfer ansprach, während der Spezialist Maillet hochwertige Ausstattungen für den Citroën HY offerierte, 48 Modelle waren am Start.

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Westfalia James Cook

Auf "den guten Stern auf schlechten Straßen" vertraute wiederum Westfalia 1976, der James Cook auf Basis von Mercedes-Benz setzte neue Maßstäbe und wurde rasch zum Symbol komfortablen Reisens. Alles andere als platzsparend und auch nicht multifunktionell gestaltet, dient er ausschließlich für Freizeitfahrten. Das aber mit Stil!  © Promobil

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