Trier/Mainz - Andreas Weber kauft Lebensmittel heute anders ein. Vor ein, zwei Jahren habe er nicht geschaut, was es so im Angebot gibt. "Das mache ich jetzt aber. Man muss sich schon genau überlegen, was man kauft", sagt der Vater von vier Kindern in Trier. Denn die Preise seien ja quasi für alles gestiegen, das Gehalt aber bleibe gleich. "Mit vier Kindern vervierfacht sich jede Preiserhöhung bei uns", sagt der 42-Jährige. Da überlege man sich schon, ob es spontan für alle vier Kinder zwei Kugeln Eis oder eine Brezel gebe.

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Er sei niemand, der groß jammere. "Uns geht es sehr gut und es macht Spaß mit den Kindern", sagt Weber. Aber es habe sich mit der hohen Inflation der Blick aufs Geld verändert. Auswärts Essen gehen gehe ohnehin "ganz selten", in den Urlaub fahren sei auch zu teuer. Brote kaufe er jetzt immer früh morgens im Bioladen vom Vortag, das sei dann um die Hälfte günstiger. "Alles andere ist nicht leistbar", sagt der Angestellte, der nebenberuflich als Berufschullehrer arbeitet.

"Ein Familienticket wäre toll"

Er würde sich wünschen, dass die Politik kinderreiche Familien mehr in den Blick nehme. "Wer viele Kinder hat, leistet ja auch einen Beitrag zur Gesellschaft. Es wäre schön, wenn das irgendwie honoriert würde." Zum Beispiel beim ÖPNV: "Ein Familienticket für zwei Erwachsene und egal wie viele Kinder, das wäre toll", sagt er. Außerdem sollte der Schülertransport generell umsonst sein. "Wir fahren mit dem Fahrrad. Auch im Regen, weil es sonst zu teuer ist." Die Kinder sind zwei, vier, sechs und zehn Jahre alt.

Die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende des Verbandes kinderreiche Familien Deutschland, Claudia Siebner, ist der Ansicht, dass kinderreiche Familien bei Entlastungen für enorme Preissteigerungen von der Politik vernachlässigt werden. "Man hat uns vergessen. Wir stehen im Abseits und werden stiefmütterlich behandelt", sagt sie der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Etliche größere Familien seien derzeit an der Belastungsgrenze.

"Mit jedem Kind erhöhen sich die Kosten"

"Sie sagen Kindergeburtstage ab, sie sagen Ausflüge ab, sie sagen Urlaube ab", sagt Siebner. Die Politik übersehe, dass kinderreiche Familien besonders von der Inflation getroffen würden. "Mit jedem Kind, das ich mehr habe, erhöhen sich die Kosten nicht einfach linear, sondern um ein Vielfaches", sagt Siebner, die selbst Mutter von vier Kindern ist.

Als kinderreich gelten Familien, die mehr als zwei Kinder haben. Es gebe auch Familien mit acht, neun oder zehn Kindern, sagt Siebner.

Auch die Erhöhung des Kindergeldes im Rahmen des Inflationsausgleichsgesetzes trage nicht zur finanziellen Entlastung in großen Familien bei, teilt der Bundesverband kinderreicher Familien in Mönchengladbach mit. Je mehr Kinder im Haushalt lebten, desto mehr schmelze die Wirkung der Erhöhung ab. 250 Euro Kindergeld gab es bisher ab dem vierten Kind - nun gibt es bereits ab dem ersten Kind jeweils 250 Euro. "Sowohl für eine achtköpfige Familie als auch eine fünfköpfige Familie stehen nach der Erhöhung des Kindergeldes lediglich 87 Euro monatlich mehr zur Verfügung", hieß es.

Bei vielen von ihnen sei die Lage wegen der finanziellen Belastung derzeit "sehr angespannt", sagt Vorsitzende Elisabeth Müller. Laut Abfrage unter Mitgliedsfamilien des Verbandes kostet der Wocheneinkauf in kinderreichen Familien durchschnittlich 100 bis 150 Euro mehr. Der Verband vertritt 1,4 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland.  © dpa

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