• Homeschooling, kochen, betreuen: Die Corona-Pandemie stellt Familien vor große Herausforderungen.
  • Neue Umfrageergebnisse der Bertelsmann Stiftung zeigen: Frauen schultern weiter den größten Anteil der Arbeit in Haushalt und Familie.
  • Doch in der Wahrnehmung der Männer sind Kinderbetreuung und Hausarbeit gerecht aufgeteilt.

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Kontaktsperre und Homeoffice haben dazu geführt, dass Männer und Frauen in diesem Jahr deutlich mehr Zeit zu Hause verbracht haben. Mit welchen Folgen? Wie verändert Corona die Rollenverteilung in den Familien?

Das Marktforschungsunternehmen Ipsos wollte im Auftrag der Bertelsmann Stiftung genau diesen Fragen auf den Grund gehen. Eine kürzlich durchgeführte repräsentative Umfrage bestätigt nun die traditionellen Rollenzuweisungen: In der Coronakrise lastet die Haus- und Familienarbeit zum überwiegenden Teil auf den Schultern der Frauen. So geben 69 Prozent der Frauen an, dass sie die generelle Hausarbeit erledigen, während das unter den Männern gerade einmal elf Prozent von sich behaupten.

Ähnlich verhält es sich bei Kinderbetreuung und beim Homeschooling: Während laut Auskunft der Frauen jeweils mehr als die Hälfte von ihnen die hier anfallenden Aufgaben übernimmt, sind es bei den Männern nur 13 und 15 Prozent.

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Bruch in der Wahrnehmung der Hausarbeit

Auffällig ist ein Bruch in der Wahrnehmung der Hausarbeit und der damit einhergehenden Arbeitsbelastung zwischen Frauen und Männern. Obwohl den Männern auffällt, dass viele der genannten Aufgaben bei den Frauen liegen, sind sie dennoch zu 66 Prozent der Ansicht, die Aufgaben der Kinderbetreuung und Hausarbeit seien gerecht aufgeteilt.

Die Antworten der Frauen vermitteln hingegen ein anderes Bild: Noch nicht einmal jede zweite Befragte ist der Meinung, dass die Hausarbeit gerecht verteilt sei. 43 Prozent geben an, dass ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schwerer falle als zu normalen Zeiten. Fast die Hälfte der Frauen fühlt sich außerdem durch die Situation an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht. Unter den Männern räumen dies 30 Prozent ein.

Maßnahmen für flexiblere Arbeitsformen sollten deshalb forciert werden, dürften aber nicht zu Lasten der Work-Life-Balance auf der persönlichen Ebene gehen, sagt Martin Spilker, Experte für Unternehmenskultur und Führung bei der Bertelsmann Stiftung. Sonst drohe eine Abwärtsspirale, bei der erhöhte psychische Belastung im Alltag am Ende auch wieder auf Leistungen oder Krankenstände in der Organisation durchschlage.

Rollen zwischen Mann und Frau bereits vor Pandemie ungleich verteilt

Jede zweite Frau ist der Auffassung, dass Hausarbeit und Kinderbetreuung schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie ungleichmäßig zwischen ihr und dem Partner aufgeteilt gewesen seien. Die Krise hat also laut Stiftung weniger einen Rückfall in traditionelle Rollen verursacht. Sondern es zeige sich vielmehr, dass die klassische Rollenverteilung "bisher so gut wie gar nicht aufgebrochen" gewesen sei.

"Vor diesem Hintergrund sollten sich sowohl Frauen als auch Männer mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln", fordert Barbara von Würzen, Expertin für Führung und Unternehmenskultur bei der Bertelsmann Stiftung.

Viele der Aufgaben, die als "traditionell weiblich gelten" seien laut der Stiftung vor der Pandemie beispielsweise von Kitas, Mensen oder Großeltern übernommen worden. In der Krise würden sie nun "scheinbar selbstverständlich" wieder den Frauen zufallen. Es sei jedoch davon auszugehen, dass bereits in normalen Zeiten eine doppelte Belastung auf den Frauen liege. (kad)

Verwendete Quellen:

  • Bertelsmann Stiftung: Corona: Traditionelle Aufgabenverteilung im Haushalt belastet Frauen stark
  • Ärzteblatt: Frauen haben in Coronakrise größere Belastung

Risiko der Corona-Übertragung durch Kinder geringer als angenommen

Da COVID-19-Erkrankungen bei Kindern meist ohne oder nur mit schwachen Symptomen abläuft, vermuteten Experten lange, dass sich das Coronavirus an Schulen und in Kitas unbemerkt verbreitet. Eine Datenauswertung von Kinderärzten hat diese Annahme nun widerlegt. (Teaserbild: Sean Gallup/Getty Images)
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