Ende 2025 entscheidet die EU final darüber, ob es künftig eine EU-weite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht zum Schutz gegen illegalen Welpen- und Kittenhandel geben wird. "Vier Pfoten" unterstützt die Forderung mit einer großangelegten Kampagne.
Im Dezember 2023 schlug die EU-Kommission neue "EU-Vorschriften für das Wohlergehen und die Rückverfolgbarkeit von Hunden und Katzen vor, die als Haustiere gezüchtet, gehalten und erstmals zu kommerziellen Zwecken gehandelt werden." Die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" hat die Vorschläge der Kommission, mit einer schärferen Verordnung gegen illegalen Welpenhandel vorzugehen, grundsätzlich begrüßt. Nach Meinung der Tierschützer sollten einige Punkte des Vorschlags jedoch noch angepasst werden. Denn noch gebe es Schlupflöcher, die skrupellose Welpenhändler schamlos ausnutzen.
Unter den mehr als 500 Rückmeldungen, die die EU-Kommission zu ihren Vorschlägen erhalten hat, war auch eine von "Vier Pfoten". So schlägt die Tierschutzorganisation die Regulierung des Online-Welpenhandels mithilfe technischer Lösungen vor. Als Beispiel dafür bringt "Vier Pfoten" das innovative Projekt "VeriPet" ins Spiel. Denn diese Technologie stellt sicher, dass nur registrierte Hunde von rückverfolgbaren Verkäufern online angeboten werden können. "VeriPet" macht somit den Online-Handel sicherer und blockiert illegale Welpenhändler. Als Pilot-Projekt gestartet, ist "VeriPet" mittlerweile in der Schweiz als Kontrollsystem fest etabliert.
Forderungen von "Vier Pfoten"
"Vier Pfoten" fordert, dass jeder Hund und jede Katze rückverfolgbar ist und auch nur solche Tiere auf dem Markt – auch auf Online-Märkten – zugelassen werden. Um das Tierwohl zu gewährleisten und gleichzeitig die europäischen Verbraucher zu schützen, muss der Vorschlag die folgenden Punkte beinhalten:
- Alle Hunde und Katzen müssen mit einem Transponder (Mikrochip) identifiziert und registriert werden
- Es muss vor der Veröffentlichung einer Online-Verkaufsanzeige überprüft werden, ob die Hunde und Katzen auf den Inserenten registriert sind. Nur so können jeder Hund und jede Katze und ihre künftigen Besitzer vor illegalen Tierhändlern geschützt werden.
"Vier Pfoten" startet Kampagne
Noch ist in der EU nichts entschieden, die Registrierung ist zurzeit nur eine "Option für Käufer". Im entsprechenden Arbeitsdokument der Europäischen Kommission heißt es: "Die vorgeschlagene Maßnahme wird nicht verhindern, dass Angebote für nicht registrierte Hunde und Katzen auf Plattformen eingestellt werden (da die Überprüfung nicht vor der Veröffentlichung der Anzeige erfolgt). Aber es wird erwartet, dass sie dies entmutigt."
Die letzte Chance liegt jetzt bei den Mitgliedern des Europäischen Parlaments, diese Änderungen nicht nur vorzunehmen, sondern auch sicherzustellen, dass die Abgeordneten eine strengere Version der vorgeschlagenen Verordnung endgültig verhandeln und diese dann als neues Gesetz eingeht. Dies passiert im Trilog – dem paritätisch zusammengesetzten Dreiertreffen der gesetzgebenden Institutionen der Europäischen Union. Diese drei Institutionen bestehen aus der Europäischen Kommission, dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament.
Um wirklich etwas zu bewirken, ist es entscheidend, dass die Mitglieder des Europäischen Parlaments den Entwurf für eine neue, EU-weite Verordnung jetzt verstärken. Daher forderte "Four Paws International" Anfang November 2024 dazu auf, an jeden Parlamentarier eines Landes, der an dem Entwurf des Vorschlags für das neue Gesetz arbeitet, eine persönliche E-Mail zu senden. Mit dem Kampagnen-Namen "Contact your MEP" wird der Parlamentarier um Unterstützung für die neue Verordnung gebeten und dazu aufgefordert, sich mit den Hintergründen der "Milliarden-Euro-Industrie" des illegalen Welpenhandels auseinanderzusetzen. Den Link für die entsprechende Aufforderung an die deutschen EU-Abgeordneten findest Du hier.
Zusätzlich hat "Four Paws" am 4. November einen Bericht mit dem Titel "Regulate the EU Puppy Trade now" auf deren Website live geschaltet. Der Text analysiert das Ausmaß des Welpenhandels, beleuchtet die Nachfrage nach Hunden, klärt die Frage, wie viele von ihnen aus nachverfolgbaren Quellen stammen. Außerdem werden die Vorteile eines vollständigen "I&R" (Identifikation und Registrierung) Systems erläutert.
Ab der zweiten Novemberwoche startet die Tierschutzorganisation dann mit zusätzlichen Pressemitteilungen über den illegalen Welpenhandel.
Fokus der Kampagne und EU-Fahrplan
Dass die Zeit eilt und daher der Fokus der Kampagne auf dem Zeitraum November 2024 bis März 2025 liegt, zeigt der geplante Ablauf bis zur Gesetzgebung:
- Quartal I/2025 (voraussichtlich Februar/März): Das Komitee wird über seinen Text abstimmen.
- Q II bis Q III 2025: Alle Abgeordneten des Europäischen Parlaments werden über den Text abstimmen.
- Q III bis Q IV 2025: Der Trilog wird stattfinden.
Nach diesem Zeitpunkt werden keine Änderungen mehr möglich sein.
Als Online-Vermittlungsplattform äußert sich auch DeineTierwelt
Auch DeineTierwelt nahm Stellung zur EU-Verordnung. "Für DeineTierwelt sind der Tierschutz und das Tierwohl von eminenter Bedeutung und zählen zu unseren höchsten Werten", betonte Tierschutzbeauftragte Hanna Hindemith in ihrem Schreiben. "Als führende Online-Vermittlungsplattform begrüßen wir daher ausdrücklich den Vorschlag für eine Verschärfung der bestehenden Rechtsverordnung zum Wohle von Hunden und Katzen und deren Rückverfolgbarkeit. Denn nur eine eindeutige Verifizierung hilft im Kampf gegen illegalen Welpen- und Kittenhandel. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass unverifizierte Angaben zu viel Spielraum für falsche Informationen bieten und eine zuverlässige Rückverfolgung unmöglich machen."
Bereits seit Ende 2021 besteht daher auf der Vermittlungsplattform eine Verifizierungspflicht für Anbieter von Hunden, gefolgt von einer solchen Pflicht für Anbieter von Katzen. Diese Daten sind nicht nur hinterlegt, sondern durch fälschungssicheres Online-Identverfahren über Ausweisdokumente auch eindeutig verifiziert.
Darüber hinaus unterstützt DeineTierwelt nicht nur die "Vier Pfoten" Modell-Lösung "VeriPet". Auch begrüßt die Plattform die Einführung einer europäischen Datenbank, in der sowohl die Daten der Anbieter als auch die der Hunde und Katzen zu deren Verifizierung hinterlegt sind. Die Lösung, diese Verifizierung im Rahmen der Ausstellung des EU-Heimtierausweises oder Impfpasses durch einen Veterinärmediziner durchführen zu lassen, findet ebenso Zustimmung bei DeineTierwelt.
Einige Punkte, die DeineTierwelt am Herzen liegen
Was DeineTierwelt aber als betroffene Plattform als problematisch sieht und Risiken birgt, sind die folgenden Punkte:
- Der Begriff "Online-Plattform" muss zwingend auch für soziale Medien sowie auf eigens erstellte Webseiten zum Verkauf von Hunden und Katzen Gültigkeit haben. Erfahrungsgemäß greifen viele Händler auch auf diese Verkaufsmöglichkeit zurück.
- Auch für Welpen unter acht Wochen braucht es eine Lösung. Denn frühestens mit acht Wochen können die Welpen einen Chip erhalten. Jüngere Tiere besitzen somit noch gar keine Transpondernummer, die abgefragt werden könnte.
- Sowohl bei der Zucht, der Haltung und dem Verkauf von Hunden und Katzen sollte ein gemeinsamer Mindeststandard für das Tierwohl für alle Akteure geben. Bisher wird dieser nur von gewerbsmäßigen Händlern, nicht aber von privaten Verkäufern gefordert.
- DeineTierwelt hat bereits Verbote und Einschränkungen für als Qualzucht eingestufte Rassen oder Rassenmerkmale umgesetzt. Dennoch ist eine genauere Definition von veterinärmedizinischen Experten wünschenswert. Denn eine Prüfung bei zu unspezifisch definierten Merkmalen ist kaum bis gar nicht möglich.
Deine Tierwelt ist jederzeit dazu bereit, Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Interessen des Tierschutzes als auch die aller Beteiligten angemessen berücksichtigen. Denn das gemeinsame Ziel sollte ausschließlich das Wohl und der Schutz unserer tierischen Freunde sein.
Wie Du Betrüger im Online-Tiermarkt erkennst, erfährst Du hier. DeineTierwelt arbeitet eng mit Tierschutzorganisationen, Zuchtvereinen, Ämter und Politikern zusammen, um gegen illegale Tierhändler vorzugehen. Die Anzeigen werden blockiert, die Anzeigensteller gesperrt und die Daten an das zuständige Veterinäramt übermittelt. Halte bitte die Augen offen und melde uns fragwürdige Anzeigen unter tierschutz@deine-tierwelt.de! Was DeineTierwelt sonst noch alles für den Tierschutz unternimmt, kannst Du unter anderem hier nachlesen. © Deine Tierwelt
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