Wie gefährlich ist Reiten? Und welche Verletzungen treten am häufigsten auf? Ein deutsches Ärzteteam um Martin Hoffmann vom Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum wollte es genau wissen. Ergebnis: Vor allem die Hände und Arme erwischt es…
Es war eine aufwändige Studie: Martin Hoffmann und seine Kollegen untersuchten drei Jahre lang Aufzeichnungen aus einem städtischen Traumazentrum der Stufe 1 in Deutschland und bewerteten alle Notfallberichte und Entlassungsbriefe, die sich aus Verletzungen im Zusammenhang mit Pferden ergaben. Dabei wurden die Patientendaten, Body-Mass-Index, Traumamechanismus, Verletzungsarten und Behandlungsdetails ausgewertet.
Für die Studie wurden die Daten von 95 Patienten mit pferdebedingten Verletzungen genutzt. Das Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit der Patienten, nämlich 93,7 Prozent, war weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 35,3 Jahre und reichte von 6 bis 71 Jahren. Der durchschnittliche Body-Mass-Index lag bei 23,6. Und: In 60,6 Prozent der Fälle war eine stationäre Behandlung erforderlich, der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug 10 Tage. Doch bei welchen Unfällen kommt es zu diesen Verletzungen?
Verletzungen – meist durch Sturz vom Pferd
Bei 55 Patienten (55,6 Prozent) war eine chirurgische Behandlung erforderlich. Die offene Reposition und interne Fixierung waren die häufigsten Verfahren. Dabei wurden in 74,5 Prozent der Fälle Gelenke oder gebrochene Knochen durch eine Operation wieder in ihre Normalstellung gebracht.
Und: Mit 60,6 Prozent entstanden die häufigsten Verletzungen durch einen Sturz vom Pferd. Auf Platz 2 landeten Verletzungen durch Tritte von Pferden (23,2 Prozent). Dabei zeigte sich auch, dass Hände und Arme am häufigsten verletzt werden. Sie waren in 52,5 Prozent der Unfälle betroffen. Gefolgt wurden sie von einem Aufprall durch ein Pferd bei 23,2 Prozent.
Sogar Finger mussten amputiert werden
Die Wirbelsäulen- und Beckenverletzungen standen dabei im Zusammenhang mit einem Sturz von einem Pferd. Verletzungen der unteren Extremitäten wurden überwiegend durch Tritte beim Absteigen des Reiters verursacht. Und: Zehn Patienten haben sich beim Halten der Zügel diese mit den Fingern verheddert und so Verletzungen an der oberen Extremität erlitten. Dabei mussten drei Finger sogar amputiert werden.
"Trotz der Tatsache, dass Verletzungen im Zusammenhang mit Reitunfällen nur einen kleinen Prozentsatz der Notaufnahmen ausmachen, insbesondere in städtischen Gebieten, sollten Verletzungsmuster nicht unterschätzt werden, und die Folgen dieser Verletzungen können tiefgreifend sein", schrieb das Studienteam. "In unserer Studie mussten fast zwei Drittel der Patienten stationär behandelt und mehr als die Hälfte operiert werden."
Die Ergebnisse zeigen, dass die Verletzungsmuster zwischen Reitern und nichtreitenden Personen variieren, so die Forscher. Ihr Vorschlag: Ärzte sollten ihren reitenden Patienten raten, sich der Risiken des Pferdesports gründlich bewusst zu werden und die Bedeutung einer angemessenen Ausbildung und Sicherheitsausrüstung zu verstehen. © Pferde.de
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