Seit 2012 recherchieren die Tierschützer von "Animal Welfare" über Pferdequalfleisch aus Kanada und Uruguay. Aktuelle Infos zeigen: Das Leid der Pferde ist längst nicht vorbei…

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Im ersten Moment klingt es nach einer guten Nachricht: Bereits seit 2007 werden in den USA keine Pferde mehr geschlachtet. Doch das bedeutet nicht, dass das Leid der Pferde vorbei ist. Im Gegenteil: Seitdem werden die Pferde über Tausende von Kilometern transportiert – zum Beispiel nach Kanada. Knapp 50 Prozent der im kanadischen Schlachthof Bouvry in Alberta geschlachteten Pferde stammen aus den USA, so das Ergebnis der Tierschutzorganisation "Animal Welfare Foundation". Das Pferdefleisch wird dann in die EU und die Schweiz exportiert.

Das Schreckliche: Bevor die Pferde geschlachtet werden, müssen sie erst einmal sechs Monate in Pferchen aushalten. In dieser Zeit werden die Pferde nicht nur gemästet. Gleichzeitig soll so sichergestellt werden, dass keinerlei Medikamente mehr in den Pferden sind. Das bedeutet: Egal, wie sehr die Pferde dort leiden – sie bekommen keine Hilfe. Denn weil es sich um "Schlachtpferde" handelt, dürfen schmerz- und entzündungslindernde Medikamente nicht eingesetzt werden.

Kanada: Kein Schutz, keine Medikamente bei Schmerzen

Dazu sind die Verhältnisse schrecklich, so die Tierschützer. Egal, ob klirrende Kälte im Winter oder sengende Hitze im Sommer – für die Pferde gibt es keinen Witterungsschutz. Um ihre Hufe kümmert sich keiner. Beim letzten Besuch stellen die Tierschützer fest, dass einige Pferche leer sind, andere dafür überfüllt. "Unter anderem sehen wir mehrere Pferde, die offensichtlich an Hufrehe leiden, einer sehr schmerzhaften Entzündung der Hufe", so die Tierschützer.

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"Sie müssten dringend medizinisch behandelt werden. Schon allein aus Tierschutzgründen sind bei der Therapie einer Hufrehe immer entzündungshemmende Schmerzmittel, wie zum Beispiel Phenylbutazon, einzusetzen. Phenylbutazon ist jedoch für Pferde, die zur Schlachtung bestimmt sind, verboten. Sie werden hier offensichtlich sich selbst überlassen." Und: "Wie bei jedem Kontrollbesuch finden wir tote Pferde im Mastbetrieb. Wir sehen auch wieder neugeborene Fohlen. Eines davon zeigt keine Lebenszeichen."

Uruguay: Kontrollen sind angekündigt…

Aber nicht nur aus Kanada kommt Pferdequalfleisch. "Kriminelle Banden schmuggeln Pferde aus Brasilien und bringen sie in EU-zertifizierte Schlachthöfe nach Uruguay", so die Tierschützer. Ihr Vorwurf: "Kontrollbesuche von EU-Inspektoren werden durch die Schlachthofbetreiber manipuliert." Die Tierschützer waren vor Ort, um die Zustände vor, während und nach den angekündigten Kontrollen durch EU-Behörden zu dokumentieren. Ihr Ergebnis: Die große Anzahl kranker, verletzter und abgemagerter Pferde werde für die Kontrolle durch wenige gesunde Tiere ersetzt. Sie stünden auf grünen Weiden mit ausreichend Schatten, Futter und Wasser. Gänzlich anders als vor oder nach der Kontrolle, die Tierschützer weiter: "Dann reichen Witterungsschutz, Futter und Wasser für so viele Pferde auf einmal nicht mehr aus und kranke und verletzte Pferde bleiben sich selbst überlassen. Kein Cent wird in die Gesundheit von ‚Schlachtpferden‘ investiert."

Deshalb setzt sich die "Animal Welfare Foundation" weiter ein, damit die Qualproduktion von Pferdefleisch in Nord- und Südamerika beendet wird. In einer Petition fordern Sie zusammen mit vielen anderen Organisationen

  • Argentinien, Australien, Uruguay und Kanada von der Liste der Drittländer zu streichen, aus denen Pferdefleischimporte zugelassen sind, da dort die Einhaltung der geltenden EU-Tierschutzanforderungen nicht garantiert werden kann;
  • von den Exportländern ebenbürtige EU-Tierschutzstandards zu verlangen – nicht nur für die Schlachtung, sondern auch für den Transport und die Unterbringung der Tiere in Sammelstellen;

und jeglichen Import von Pferdefleisch aus Ländern zu stoppen, in denen ein Rückverfolgbarkeitssystem verwendet wird, das sich ausschließlich auf Informationen von Pferdebesitzern und -händlern stützt.  © Pferde.de

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