Ein Golden Retriever wurde in München durch sein eigenes Halsband erdrosselt und starb. Auf einer Wiese spielte er ausgelassen mit einem anderen Vierbeiner. Dabei zogen sich die Leinen der Vierbeiner so fest, dass die Halter sie nicht mehr trennen konnten.

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Wenn sich Hundehalter mit ihren angeleinten Fellnasen begegnen, kommt es häufig zu merkwürdigen Situationen. In Windeseile drehen sich die Vierbeiner oft umeinander und sorgen schnell dafür, dass sich die Leinen ineinander verheddern. Eine solche Situation entstand vor wenigen Tagen auch in München und endete tragisch.

Als ein Golden Retriever auf einer Wiese in der bayerischen Landeshauptstadt einen Großpudel traf, spielten die beiden ausgelassen miteinander. Dabei verfing sich das Halsband des Goldies jedoch im Geschirr der anderen Fellnase, der Hund steckte fest, teilte die Feuerwehr München mit.

Hund beim Spielen durch Halsband erdrosselt

Welche Art von Halsband der Golden Retriever an dem verhängnisvollen Tag in München trug, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass er sich damit im Halsband des anderen Hundes verfing. Beim wilden Toben zog sich das Band dann immer enger um den Hals der Fellnase und schnürte ihm die Luft ab. Als die Halterin bemerkte, dass die Situation für ihren Schützling bedrohlich wurde, versuchte sie, die Tiere voneinander zu trennen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Während der Golden Retriever keine Luft mehr bekam, lieh sich die Halterin ein Messer eines Passanten und versuchte, das Halsband ihrer Fellnase zu durchtrennen. Als ihr das endlich gelang, brach ihr Goldie unmittelbar zusammen und blieb leblos auf der Wiese liegen. Beim Versuch, die Tiere voneinander zu trennen, verletzte sich die Halterin selbst. Die alarmierten Rettungskräfte eilten ihr und dem Hund zur Hilfe.

Verletzte Halterin in Klinik gebracht

Auf der Wiese versuchten sie, den Golden Retriever zu reanimieren. Nach einigen Bemühungen mussten die Einsatzkräfte jedoch den Tod des Vierbeiners feststellen. Vor Ort kümmerten sie sich auch um die verletzte Frau, leisteten eine Erstversorgung und brachten sie anschließend mit einem Rettungswagen in eine Münchener Klinik. Welche Art von Verletzungen sie erlitt, ist nicht bekannt. Der Pudel blieb bei dem Vorfall unverletzt.

Der andere Hund blieb unverletzt.
Der andere Hund blieb unverletzt. © Foto: unsplash.com/Berkay Gümüştekin (Symbolfoto)

Bisher ist nicht klar, was für eine Art von Halsband der Golden Retriever bei dem tödlichen Unfall trug. Der Fall zeigt, wie gefährlich Halsband, Geschirr und Leinen beim wilden Spielen sein können. Häufig lassen Halter deshalb die Leinen schnell auf den Boden fallen, wenn ihre Hunde sich beschnuppern und dabei im Kreis drehen. Das Halsband bei jeder Begegnung mit einem Artgenossen abzumachen, würde sich schließlich als nicht praktikabel erweisen. Lasse Deinen Hund unbedingt nicht unbeaufsichtigt, wenn er ein Halsband oder ein Geschirr trägt.

Entscheidend dafür, ob ein Halsband eine tödliche Gefahr für den vierbeinigen Liebling darstellt, ist die Breite. Denn, je dünner das Halsband, desto mehr Druck wird auf eine bestimmte Stelle am Hals ausgeübt, wenn man daran zieht. Als Faustregel gilt: Die Breite des Halsbandes sollte mindestens der Breite des Nasenspiegels des Hundes entsprechen. Ausnahmen sind die Windhunde. Bei diesen Rassen sollte aufgrund des besonders langen Halses das Halsband deutlich breiter als der Nasenspiegel sein.

Das Halsband aus tiermedizinischer Sicht

Eines der am häufigsten genutzten Hilfsmittel in der Hundeerziehung ist wohl das Halsband. Vier unterschiedliche Ausführen gibt es davon: das "einfache" Halsband. Dann das sogenannte "Halbwürge-" oder auch "Zugstopphalsband". Das "Würgehalsband" oder auch "Zughalsband". Sowie das "Korallen-" oder auch "Stachelhalsband."

Grundsätzlich werden alle Halsbänder aus tierärztlicher Sicht dann problematisch, sobald durch zu großen Zug oder Ruck am Halsband Druck auf den Hundehals ausgeübt wird. Denn je nach Größe der Vierbeiner wirken bestimmte Kräfte, wenn er an der Leine zieht oder sein Zweibeiner ihn zurückhalten muss. Und diese Kräfte konzentrieren sich auf einen nur wenig Quadratzentimeter umfassenden Punkt des Halses, betonte Tierarzt Dr. Ralph Rückert bereits 2015 in seinem Blogbeitrag.

Das Halsband sitzt in der Regel im Bereich des vierten und fünften Halswirbels. Unterhalb dieser Halswirbel und zwischen mehreren großen Muskelgruppen liegen die Halsschlagader, die Luftröhre, die Speiseröhre, der Kehlkopf, Nerven und die Schilddrüse. Durch zu großen Zug oder Ruck am Halsband werden diese Organe zusammengequetscht. Je nach Stärke kann es dann zu Beeinträchtigungen oder gar zu dauerhaften Beschädigungen in ihrer Funktion kommen.

Würgehalsbänder ohne Zugstopp sind in Deutschland verboten

Und noch einmal dramatischer höher sind diese Kräfte, wenn es sich um die Zug- oder Würgehalsbänder handelt. Zwar ist das Würgehalsband ohne Zugstopp nach § 1 und § 3 des Deutschen Tierschutzgesetzes verboten, Würgehalsbänder mit Zugstopp sind dagegen weiterhin frei verkäuflich. Bei diesen Modellen konzentrieren sich die auf den Hals einwirkenden Kräfte auf eine absolute Minimalfläche.

Ihre Intensität wird um den Faktor zehn verstärkt, warnt der Tierarzt und Blogger Dr. Ralph Rückert. Demnach führt diese Art von Halsband besonders schnell für Schäden und sorgt für eine tödliche Gefahr für die Fellnase, wenn darauf große Kräfte wirken. Zudem bestehen viele Würgehalsbänder mit Zugstopp aus Ketten. Metall ist zusätzlich gefährlich, weil man dieses nicht einfach zerschneiden kann, wenn sich ein anderer Hund darin verfängt.

Von besonders dünnen Moxon- oder Showleinen – also einer Kombi aus Halsband und Leine, die wie ein Lasso aussehen – sowie von Kopfhalftern rät Hunde-Experte Martin Rütter eher ab. Wenn Hunde gelernt haben, gut und locker an der Leine zu laufen, seien Moxonleine nicht problematisch. "Verwerflich finde ich nur, Hilfsmittel zu verwenden, die dem Hund ausschließlich zeigen, was er nicht tun soll, anstatt ihm beizubringen, was er tun soll", heißt es in seinem Blog. Sogenannte "Haltis" seinen Kombination mit einer Flexileine gesundheitsgefährdend und könnten im Halswirbelsäulen-"Supergau" enden, so Rütter. Das Geschirr seiner Wahl sei das "Ausbildungsgeschirr". Denn damit lasse sich der Hund gut führen. Nachteil: Oft seien sie nicht gut geschnitten und könnten verrutschen.

Auch die Halterin war verletzt.
Auch die Halterin war verletzt. © Foto: unsplash.com/JackieLou DL (Symbolfoto)

Was tun im Notfall?

Im Notfall ist auch entscheidend, dass Du das Halsband schnell entfernen kannst. Daher sind Modelle mit einer Schnalle von Vorteil. Viele Hundebesitzer entscheiden sich aber bewusst gegen ein Halsband mit Schnalle. Da sie häufig aus billigem Plastik bestehen, könnten sie sich unter starkem Zug öffnen.

Auch das kann für die Fellnase zur tödlichen Gefahr werden, wenn dieser sich in Panik losreißt und auf die Straße läuft. Zum schnellen Entfernen gehört natürlich auch, dass sich das Halsband im Notfall auch durchschneiden lässt. Habe dafür am besten immer ein Taschenmesser dabei. Im Falle des erdrosseltem Goldies kam aber selbst das Taschenmesser zu spät.

Es ist schon schwer genug, einem panischen Vierbeiner das Leder-Halsband zu durchschneiden. Bei einem Metall-Halsband wird dieses jedoch gänzlich unmöglich. Viele Hersteller bieten mittlerweile Halsbänder mit einem sogenannten Panik-Verschluss an. Dieser ist nur aktiv, wenn die Leine nicht am Halsband befestigt ist.

Der Panik-Verschluss sorgt dafür, dass sich das Halsband bei zu großer Krafteinwirkung automatisch öffnet, zum Beispiel, wenn sich ein anderer Hund darin verfängt. Eine äußerst innovative Idee dafür, dass das Halsband für Bello nicht zur Todesfalle werden kann.

Vielleicht ist ja das Brustgeschirr für Deinen Vierbeiner die richtige Alternative? Unter dem folgenden Link findest Du viele wertvolle Informationen darüber. Auch hier gibt es bestimmtes Sicherheitsgeschirr, das sich zum Beispiel für längliche Hunde oder an Silvester eignet. Aber auch Geschirre haben Nachteile, klärt der Tierarzt Rückert auf. So schränken sie zum Beispiel die Bewegungsfreiheit ein und einige Modelle blockieren die freie Beweglichkeit des Schultergelenks.

Wie Dr. Rückert empfiehlt auch Hunde-Profi Martin Rütter, den Hund sowohl an das Tragen eines Geschirrs als auch an das Tragen eines Halsbandes zu führen. – Falls eines von beiden beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen einmal nicht möglich sein sollte, so kannst Du ausweichen.

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Fazit: Bei jeder Art von Halsband ist Vorsicht geboten

Letztendlich kann aber jedes Halsband zur Todesfalle für den Schwanzwedler werden. So untersuchte 2020 eine Studie in England die Kräfte von verschiedenen Halsbandtypen auf den Hals der Vierbeiner. Das Ergebnis war ernüchternd: Bei keinem der getesteten Modelle kann ein Verletzungsrisiko ausgeschlossen werden, wenn man großen Zug ausübt.  © Deine Tierwelt

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