Für viele Jecken gehören Pferde zum Karneval dazu. Doch Tierschützer schlagen Alarm: Der Lärm und das Gedränge sind zu viel Stress für die Pferde. Bonn hat jetzt reagiert: Dort findet der Rosenmontagszug erstmals ohne Pferde statt.

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Ob Karneval oder Schützenumzüge – Pferde gehören oft dazu. Doch immer wieder kommt es dabei zu Unglücken. In Köln gingen im Rosenmontagszug Pferde durch und verletzten vier Menschen. Ebenfalls in Köln brach im vergangenen Jahr ein Pferd bei einem Schützen-Umzug zusammen – und starb. Und in Sonnewalde gab es in diesem Jahr beim traditionellen Karnevalsumzug einen tragischen Unfall mit einer Pferdekutsche.

Diese Meldungen zeigen: Immer wieder kommt es zu Unfällen mit Pferden bei Umzügen. Deshalb laufen Tierschützer immer wieder Sturm, bislang nur mit wenig Erfolg. In Köln sind für dieses Jahr 270 Pferde angemeldet, in Düsseldorf sollen es rund 40 Pferde sein. Immerhin: In Nordrhein-Westfalen gelten jetzt strengere Vorgaben.

Pferde dürfen "nur" acht Stunden geritten werden

Diese Entscheidung begrüßt der Deutsche Tierschutzbund. Für die Verantwortlichen heißt das: Die Pferde seien "idealerweise am Anfang oder am Ende des Zuges" zu positionieren – und nicht vor oder hinter einer Musikkapelle. Länger als acht Stunden dürfen die Pferde nicht geritten werden, nach vier Stunden müssen sie eine Pause machen. Außerdem soll es auch Dopingkontrollen geben.

Auch für Reiter gibt es neue Vorschriften. So gilt für sie ein Alkohol-, Rauch- und Handyverbot. Sie müssen viele Reitstunden nachweisen. Und: Sie dürfen nicht zu schwer sein, die Reiter dürfen nur maximal 15 Prozent des Pferdegewichts wiegen.

Immer mehr Städte zeigen: Karneval geht auch ohne Pferde

Für die Tierschützer ist das noch nicht genug: "Lärm, Gedränge und fliegendes Wurfmaterial stellen nach wie vor einen erheblichen Stressfaktor für die Fluchttiere dar", sagt Andrea Mihali, Expertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. "Ein Training kann nur bedingt dabei helfen, die sensiblen Pferde auf solche Einsätze vorzubereiten. Grundsätzlich sollte man sich fragen, ob Traditionsgründe allein dazu berechtigen, Pferde einer solchen Belastung auszusetzen."

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Der Verband plädiert dafür, zukünftig ganz auf den Einsatz von Pferden zu verzichten. Denn dass es auch ohne geht, zeigt zum Beispiel die Stadt Eppingen. Dort wurden 2018 Pferde bei Martinsumzügen im Stadtgebiet verboten, nachdem ein Pferd bei einem vorgezogenen Umzug durchgegangen war. Auch Bonn feiert tierisch – ohne Pferde. Das Präsidium des Festausschusses Bonner Karneval beschloss 2021, dass Pferde beim Rosenmontagszug nicht mehr eingesetzt werden dürfen.  © Pferde.de

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