Eigentlich wollte Sarah Klaassen Ponys kaufen. Stattdessen kam sie mit einem Zebra zurück zu ihrem Reit- und Therapiezentrum. Heute ist Stripes nicht nur der Star – sondern auch Deutschlands einziges Therapie-Zebra. pferde.de sprach mit Sarah über ihre Herzensentscheidung, wie Geduld zum Ziel führt – und warum Stripes auch einen Kindheitstraum erfüllt.

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Ein Leben ohne Pferde gibt es für Klaasen nicht. Und so hat sie sich in Ihlow in Ostfriesland ihren Traum erfüllt und ein Reit- und Therapiezentrum gegründet. Dazu bildet sie auch Pferde aus, um sie dann zu verkaufen. Dafür fuhr sie vor drei Jahren nach Holland zu einem Händler. "Ich wollte Ponys kaufen", erinnert sie sich. Doch dann kam alles anders…

Denn bei dem Händler entdeckt sie ein kleines Zebra, gerade sechs Monate alt. Wieso ausgerechnet ein Zebra dort war? "Das ist in Holland gar nicht so ungewöhnlich. Dort braucht man zum Beispiel keine Genehmigung für Zebras", sagt Klaassen. "Dieser Händler hatte mehrere Zebras." Und dieser kleine, gestreifte Kerl hatte es ihr sofort angetan: "Mein Herz hat sofort ‚Ja‘ gesagt", sagt sie lachend. Vielleicht auch, weil Stripes auffällt: "Er war in einem guten Zustand, aber ein bisschen zurückgeblieben. Er war kleiner, sehr zierlich."

Ihr Freund sagte nur: "Du spinnst"

Als sie ihrem Freund erzählte, dass sie einen Neuzugang gefunden habe, wollte er wissen, was für ein Pony es denn sei. "Ich hab‘ ihm dann gesagt: ein Gestreiftes", so Klaassen. Seine Antwort: "Du spinnst!" Das hörte sie nicht nur einmal. "Alle haben damals den Kopf geschüttelt und gesagt: "Was soll das? Den kriegst du nie zahm, das klappt niemals." Doch das hat die heute 30-Jährige nicht entmutigt. Im Gegenteil: "Ich wollte es allen zeigen."

Stripes war zu Beginn sehr schüchtern.
Stripes war zu Beginn sehr schüchtern. © Foto: privat

Aber Stripes machte es ihr nicht leicht. "Er war sehr scheu. Und so habe ich mir freigenommen und bin drei Wochen lang jeden Tag zu ihm gefahren. Ich habe mich dann für zwei, drei Stunden in seine Box gesetzt und war einfach nur da." Ihre einzige Hilfe: ein paar Möhren. "Irgendwann ließ er sich dann zumindest ganz vorsichtig anfassen."

Für ihr Zebra ging Sarah auch in den Zoo

Nach drei Wochen kam Zebra Stripes dann nach Ostfriesland – ganz offiziell. Denn natürlich hat Klaassen ihn angemeldet. Und das hieß für sie: Sie musste einige Auflagen erfüllen: Die Zäune müssten erhöht und verschiedene Auslaufflächen angelegt werden. Das Veterinäramt kontrollierte gleich mehrfach die Haltungsbedingungen. Dazu machte sie ein Praktikum im Zoo als Sachkundenachweis.

Damit Stripes sich in der neuen Umgebung nicht so allein fühlte, entschied Klaassen: Er kommt mit seinem Kumpel. "In Holland stand er mit dem Esel Goofy zusammen. Weil er sich bei ihm so wohlfühlte, kam Goofy eben mit." Neben dem tierischen Freund bekommt Stripes vor allem eins – ganz viel Geduld. "Ich war jeden Tag bei ihm, habe ihn gestreichelt, geführt", erzählt die Inhaberin des Tierthearpiezentrums. "Er hat natürlich auch gesehen, wie die anderen Pferde und Ponys auf mich reagieren. So wuchs ganz langsam sein Vertrauen zu den Menschen."

Zebra Stripes lebt mit der Herde

Mittlerweile lebt Stripes ganz friedlich mit den 16 anderen Pferden von Klaassen zusammen. Im Sommer ist die Herde rund um die Uhr auf der Weide. Im Herbst gibt es fürs Zebra eine Decke – und im Winter darf er über Nacht in den Stall. Er ist der Star auf dem Hof. "Vor allem die Kinder wollen ihn streicheln", sagt die Tiertherapeutin.

Und die Kleinen dürfen ihn nicht nur berühren, sondern auch putzen oder mal ein kleines Stück führen. Für Stripes ist das kein Problem – im Gegenteil. "Er findet das toll. Er will immer im Mittelpunkt stehen. Kaum komme ich zur Weide, steht er schon am Zaun und will mit." Für die Kinder ist Stripes mehr als nur ein exotischer Freund auf vier Hufe. "Er stärkt auch ihr Selbstbewusstsein. So gesehen ist Stripes ein Therapie-Zebra." Und damit einmalig.

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Mit Stripes ging ein Kindheitstraum in Erfüllung

Aber, das betont Klaassen: Stripes wird nicht bei der Reit-Therapie eingesetzt. "Zebras sind nicht zum Reiten gemacht. Und Stripes ist immer noch sehr zierlich, kann auch daher nicht viel Gewicht tragen." Doch manchmal legt sie ihm einen Sattel auf und macht einen kleinen Ausritt mit ihm. "Das genießen wir beide sehr." Für Klaassen sind das die ganz besonderen Momente. "Als Jugendliche habe ich den Film ‚Stripes – im Rennstall ist das Zebra los‘ gesehen und habe damals beschlossen: Irgendwann habe ich mal mein eigenes Zebra." Sie lächelt kurz: "Jetzt ist mein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen."  © Pferde.de

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