Sie gilt als eine der widerstandsfähigsten Rassen der Welt. Kein Wunder, schließlich haben die Criollos lange Zeit fast wild gelebt. pferde.de hat sieben spannende Fakten zu den Pferden der Gauchos.

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Was den Cowboys der Mustang ist, das ist den südamerikanischen Gauchos der Criollo – ein treuer Partner auf vier Hufen. Und nicht nur bei der täglichen Arbeit verlassen sich die Gauchos auf ihre Pferde. Übrigens: Gaucho ist Spanisch und Portugiesisch und bezeichnet in Bolivien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Brasilien vorwiegend die Nachkommen iberischer Einwanderer und Indígenas, also die indigene Bevölkerung, die ihren Lebensunterhalt als Arbeiter in der pastoralen Viehhaltung (also auf großen Flächen, aber mit verhältnismäßig geringem Aufwand) beziehen. Sie werden auch oft südamerikanischen Cowboys genannt.

Bei der Paleteada, einem Event im Rodeo-Stil, zeigen die Gauchos und ihre Pferde, wie perfekt sie harmonieren. Denn dann müssen zwei Reiter einen Ochsen im Galopp auf einer festgelegten Strecke steuern. Auch an Distanzritten nehmen viele Züchter teil, um die Qualität ihrer Pferde zu beweisen. Aber Criollos sind nicht nur zäh und ausdauernd – für ihren Menschen machen sie auch fast alles. Wenn Du mehr über die Pferde der Gauchos wissen möchtest – hier kommt das etwas andere Rasseportrait.

1) Aus Spanien in die Pampa

Die Geschichte der Criollos beginnt 1535: Damals brachte Don Pedro Mendoza, spanischer Konquistador und der Gründer von Buenos Aires, rund 100 Andalusier und einige andere Pferde in "seine" Stadt. Doch das Glück währte nur kurz: 1540 griffen die einheimischen Querandi die Kolonialisten an – und vertrieben sie. Mendoza flüchtete mit dem Schiff, die importierten Pferde blieben zurück – und fanden in der Pampa ein neues Zuhause.

Dabei war die flache Graslandschaft keine ideale Heimat. Die Pferde kämpften mit extremen klimatischen Bedingungen, Grasbränden, Dürre und Raubtieren. Die Folge: Nur die zähsten Pferde überlebten. Und sie zogen auf der Suche nach Weide und Wasser oft weit umher. Auch wenn es keine idealen Bedingungen waren: Die Pferde vermehrten sich schnell und bald streiften Tausende durch die Pampa.

40 Jahre später begann die zweite Ansiedlung um Buenos Aires. Weitere Kolonialisten fingen immer wieder einige Pferde ein. Doch es dauerte, bis sich daraus eine eigene Rasse entwickelte.

2) Gesucht: Echte Criollos…

Die eigentliche Zucht der Criollo begann erst vor etwa hundert Jahren, als man anfing, diese Rasse mit europäischen und amerikanischen Hengsten zu kreuzen. Das Problem: Dadurch wurden die Ursprünge fast rausgezüchtet, der Criollo stand vor dem Aus. Doch dann kam Emilio Solanet. Er hatte gehört, dass General Roca bei Kämpfen mit den Indigenen im Süden der Pampa ganz besonders zähe und schnelle Pferde beobachtet hatte. So startete er 1911 eine Expedition ins kaum besiedelte Patagonien. Er wollte sie finden, diese sagenhaften Pferde, die er für echte Criollos hielt. Und er fand sie – bei den Chackmatt-Indigenen. Solanet kaufte einige Pferde und brachte sie auf seine Ranch "El Cardal". Mit ihnen züchtete er dann die Criollos. Übrigens: Als Criollo werden auch die Nachfahren von Einwanderern bezeichnet.

3) Criollo: Ein Schweizer macht sie berühmt

Eigentlich war er Englischlehrer, doch der Schweizer Professor Aimé Félix Tschiffely sah in sich lieber einen Abenteurer. Da er die Criollos liebte, beschloss er: "Ich beweise, dass diese Pferde die ausdauerndsten der Welt sind". Sein Plan: Ein 10.000 Meilen-Ritt von Süd- nach Nordamerika. Von Solanet bekam er zwei Criollos geschenkt: Mancha (der Gefleckte) und Gato (Katze). Die Tiere waren damals bereits 15 und 16 Jahre alt. Kein Wunder also, dass viele Leute Tschiffely als Spinner abtaten und seinen Ritt für absurd hielten. Doch er ließ sich nicht abbringen. Und so ritt er über drei Jahre lang durch Wüsten und Sümpfe, kämpfte mit Hitze, Kälte und Revolutionären. In Mexiko wurde er vom Heer eskortiert, damit er sicher durchs Land kam.

Der Ritt machte Tschiffely berühmt – und mit ihm die Criollos. Per Schiff kehrte Tschiffely mit den Pferden nach Buenos Aires zurück. Die Pferde reisten dabei als Gäste des Besitzers der Dampfschiffgesellschaft. Nach dem Ritt lebten sie noch fast zwanzig Jahre. Nach ihrem Tod wurden sie ausgestopft und im Transport-Museum von Luján, einer Stadt im östlichen Argentinien, ausgestellt.

4) Criollo – oder doch ein Mestizo?

Bei der Zucht wird heute ganz genau auf die Abstammung bei den Criollo geachtet. Dabei wird zwischen Criollo Preparatorio und Criollo Definitivo unterschieden. Beide sind reinrassig. Der Unterscheid: Der Criollo Definitivo ist ein in vier Generationen rein gezogenes und der Criollo Preparatorio ist ein in bis drei Generationen rein gezogenes Pferd. Wer diesen Nachweis nicht bringen kann, ist ein Mestizo – ein Mischling unbekannter Abstammung. Zwar haben viele dieser Pferde Criollo-Blut in sich. Aber da der Abstammungsnachweis fehlt, werden sie nicht eingetragen.

Anders ist es bei den Cruzados. Das sind Stuten, die keinen Abstammungsnachweis besitzen, aber eindeutig dem Typ des Criollos entsprechen. Wird eine Cruzado-Stute mit einem gekörten Criollo-Hengst verpaart, gibt es in Deutschland keinen Abstammungsnachweis. Laut Zuchtprogramm gilt: Cruzados und ihre Nachzucht sind nicht eintragungsfähig, es besteht keine Aufstiegsmöglichkeit für diese Pferde in das Zuchtbuch des Criollo.

Criollos werden schnell mit Mestizos verwechselt.
Criollos werden schnell mit Mestizos verwechselt. © Foto: pixabay.com/Voilia (Symbolfoto)

5) Criollo – das Pferd der Gauchos

Der Criollo wurde durch sein Leben in der Pampa trittsicher, wendig und nervenstark. Genau diese Eigenschaften schätzen die südamerikanischen Cowboys, die Gauchos. Vor allem aber schwört der Gaucho auf die außerordentliche Ausdauer der Criollos. Und noch etwas macht sie zu einzigartigen Partnern bei der Arbeit: Criollos haben, wie Quarter Horses, den sogenannten "cow sense". Das ist der Sinn oder besser gesagt der Instinkt, mit dem sie quasi wie von selbst einem Rind folgen und es treiben. Damit erleichtern sie ihrem Reiter die Arbeit mit der Herde wesentlich. Oft wird ihnen die Mähne geschoren und oft auch der Schweif gestutzt, um das Hängenbleiben in Dornen und Gestrüpp zu verhindern.

6) Als Schlachtpferde nach Europa

In den 1980er Jahren kamen italienische Reeder auf eine Geschäftsidee: Sie wollten Schiffe, die nicht ausgelastet waren, auf eine neue Tour schicken. Da in Südamerika gerade Dürre herrschte, standen dort viele Pferde zum Verkauf. Die billigen Pferde sollten nach Italien – zum Schlachter. Und so ging es los: Schiffe mit bis zu 1500 Schlachtpferden fuhren über den Atlantik. Das waren so viele Pferde, dass auch Händler auf ein Geschäft hofften. Ließen sich die Pferde nach den meist schrecklichen Überfahrten noch einen Sattel auflegen, dann wurden sie als Criollos verkauft…

7) Fiesta Criolla – in Deutschland

Zwei Deutsche holten die Pferde der Gauchos nach Deutschland. Heino Bassewitz und Conrad Hoyos lebten und arbeiteten mehrere Jahre in Uruguay. Dort lernten sie Land, Leute und Criollos intensiv kennen. Zurück in Deutschland blieb die tierische Liebe: 1991 importierten sie die ersten zwei Hengste und zwei Stuten aus Uruguay. Seit 1992 bewirtschaftet Bassewitz Gut Dalwitz als Biobetrieb, 1993 wurden dort die ersten Fohlen in Dalwitz geboren.

Übrigens: La Primera ist die erste Criollozucht nicht nur Deutschlands, sondern auch außerhalb des Ursprungs-Zuchtgebietes in Südamerika. Einmal im Jahr wird dort auch die Criollo Woche gefeiert: Dabei werden die Fohlen und Verkaufspferde gezeigt. Dazu werden Rinderkurse, Horsemanship-Vorstellungen, Ausritte, Polocrosse und Gaucho Spiele angeboten.

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Ebenfalls im September gibt es für alle Criollo-Fans in Deutschland die Fiesta Criolla des Criollo Reit- & Zuchtverein Deutschland e. V. Dann stehen zum Beispiel Reiterspiele und eine Zuchtschau auf dem Programm. 2022 gab es auch einen Krimi-Orientierungsritt und diverse Trails.  © Pferde.de

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