Amerikanische Züchter träumten vom "idealen Pferd". Heraus kam das American Saddlebred, eine Gangpferderasse mit "perfektem" Körperbau. pferde.de hat sieben spannende Fakten zu den eleganten Amerikanern.

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Wer einmal auf einem American Saddlebred saß, möchte nie wieder absteigen: Die eleganten Pferde haben nämlich besonders bequeme Gänge. Und sie präsentieren sich durchaus gerne. Kein Wunder, dass sie in Amerika die am weitesten verbreitete Pferderasse für Shows ist. Doch wer sie auf diese Shows beschränkt, tut den edlen Pferden Unrecht. Denn sie haben deutlich mehr zu bieten.

Wenn Du mehr über die eleganten Amerikaner wissen möchtest – hier kommt das etwas andere Rasseportrait…

1. Von Europa auf die Plantagen

Die Geschichte des American Saddlebreds ist eng an die Geschichte des Landes geknüpft. Sie beginnt bereits im 16. Jahrhundert, als Kolonisten aus England auch Gangpferde mitbrachten. So wurden die vorhandenen Pferde zum Beispiel mit Hobbys und Galloways gekreuzt. Es folgten die Passgänger Narraganset Pacer – und Englische Vollblüter, um die Pferde zu veredeln.

Vor allem in Virginia und Kentucky wollten die Züchter das ideale Pferd entwickeln. Es sollte nicht nur das perfekte Reitpferd sein, sondern auch für die Landwirtschaft eingesetzt werden – und Wagen ziehen. So entstand der Kentucky Saddler, der später zum American Saddlebred oder American Saddler Horse umbenannt wurde.

Im 18. Jahrhundert wurden die Saddlebreds auf beiden Seiten der Kavallerie eingesetzt, dazu war es ein ausdauerndes und braves Arbeitspferd auf den Plantagen. Und es wurde der Liebling wohlhabenden Bevölkerung. Die Fans nennen das Saddlebred "The horse that America made" – das Pferd, das Amerika gemacht hat. Und die Amerikaner waren sehr stolz auf ihre Pferde. 1776 schrieb ein amerikanischer Diplomat an den Kontinentalkongress und bat darum, das American Saddlebred als Geschenk an Marie Antoinette nach Frankreich zu schicken.

2. Zweite Karriere als Show-Pferd

Im 19. Jahrhundert änderte sich die Zuchtrichtung. Aufgrund seines "perfekten" Körperbaus und seiner eleganten Bewegungen wurde aus dem Allzweck-Pferd ein Show-Pferd. So gibt es zum Beispiel die World’s Championship Horse Show. Sie findet jedes Jahr in Verbindung mit der Kentucky State Fair statt und krönt die Weltmeister der Saddlebreds, Hackney Ponies und Road Horsesin verschiedenen Kategorien. Insgesamt treten mehr als 2.000 Pferde an, die um mehr als 1 Million US-Dollar an Preisgeldern kämpfen. Auch wenn die Geschichte der Rasse lang ist, so wurde das American Saddlebred erst 1980 offiziell anerkannt. Mit der Gründung des ersten amerikanischen Zuchtverbandes 1981 wurde das American Saddlebred als eigenständige Rasse bestätigt.

3. Es dürfen auch zwei Gänge mehr sein

Das American Saddlebred gehört zu den Gangpferderassen. Entsprechend können sie – je nach Veranlagung – gleich zwei Gänge mehr haben. Daher wird auch zwischen den "three-gaited" Saddlebreds und den "five-gaited" Saddlebreds unterschieden. Die "Fünfgänger" haben noch Slow Gait und Rack als Plus. Der Slow Gait wird als unterbrochener Viertakt mit derselben Fußfolge wie beim Schritt absolviert. Er zeichnet sich dadurch aus, dass jeder Huf nach dem Abheben für eine kurze Zeit in der Luft bleibt. Der Rack ist im Prinzip die schnelle Version des Slow Gaits.

4. Qual für die Show

Ihre Gänge werden in Amerika geliebt. Daher werden die Saddlebreds, wie die Tennessee Walking Horses, sehr gerne als Showpferde genutzt – und müssen dafür leiden. Früher soll ihnen bis kurz vor Showbeginn ein Sack über den Kopf gezogen worden sein, so sollten sie sich noch ausdrucksvoller zeigen. Dazu werden ihnen oft schwere Hufeisen aufgenagelt, damit ihr Gang noch spektakulärer wirkt. Ein Leid, das die Pferde still, auch aufgrund ihrer sehr hohen Schmerztoleranz ertragen. Während die Shows den Pferden in Amerika den Beinamen "Pfau unter den Pferden" eingebracht haben, sind sie bei uns für ein eher negatives Image der Pferde verantwortlich. Denn der Anblick der oft panischen Pferde mit durchgedrücktem Rücken und extrem hohem Kopf können viele Pferdeliebhaber nicht ertragen.

5. American Saddlebred – menschenbezogene Musterschüler

Auch wenn die meisten zuerst über die äußere Schönheit der Rasse sprechen – mit ihrem Wesen ziehen die Pferde viele Menschen in den Bann. Denn American Saddlebred sind sehr lieb und menschenbezogenen. Dazu lernen sie schnell und wollen immer alles richtig machen – wie Musterschüler auf vier Hufen. Doch für Anfänger sind die Saddlebreds nicht geeignet. Der Grund: Sie sind sehr sensibel – und verstehen menschliche Fehler nicht. Und sie wollen gut behandelt werden. Wird jemand grob, bekommen sie Angst, verlieren das Vertrauen und werden sehr hektisch.

Die Pferderasse gilt als 'echter Amerikaner'.
Die Pferderasse gilt als 'echter Amerikaner'. © Foto: pixabay.com/Rebecca Scholz (Symbolfoto)

6. Von der Enterprise zum Saddlebred-Züchter

Als Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise wurde William Shatner weltberühmt. Privat flog der Kanadier nicht – er ritt. Und zwar am liebsten American Saddlbreds. Diese Liebe begann 1983, als er eine Folge seiner Fernsehserie TJ Hooker in einer Scheune drehte, in der mehrere Pferde untergebracht waren. Er bezeichnete die Begegnung mit den Saddlebreds als "Liebesbeziehung" und kaufte noch am selben Tag zwei davon.

Auf seiner ehemaligen Belle Reve Farm in Kentucky züchtete er die Rasse auch. Und ihm gehörte ein echter Star auf vier Hufen: Sein Hengst Sultan’s Great Day war zweifacher Weltmeister und bis zu seinem Tod im Jahr 2004 der beste Zuchthengst der Farm. Great Day zeugte 95 Fohlen, die 342 Auszeichnungen bei der World’s Championship Horse Show in Louisville gewonnen haben. Great Day wurde vom Saddle Horse Report 1994 und 1996 zum führenden Vererber von Weltmeistern ernannt und war während seiner gesamten Karriere ein Top-10-Vererber.

7. Black Beauty war ein American Saddlebred

Auch vor der Kamera begeisterten American Saddlebreds. Berühmt ist der schwarze Hengst Highland Dale. Seinen tierischen Durchbruch hatte er 1946 als Black Beauty. Von 1955 bis 1960 "spielte" er dann den Hengst Fury. Dafür bekam sein Besitzer pro Serienfolge 1.500 Dollar. Dazu spielte er auch in der Western-Serie Bonanza mit.

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Insgesamt bekam er mehr als 500.000 Dollar Gage. Heute ist bekannt: Der Hengst litt sein Leben lang unter Atemnot und musste trotzdem weiter drehen. Im Alter von 29 Jahren verstarb er. Und auch das sprechende Pferd "Mr. Ed" war zumindest ein halbes Saddlebred: Bamboo Harvester war ein Mix aus American Saddlebred und Araber. Und sogar im Filmklassiker "Vom Winde verweht" sind American Saddlebreds zu sehen.   © Pferde.de

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