Ein 20-jähriger Mann wurde in Hessen Opfer eines Hundebisses. Der Tierschutzverband PETA fordert nun nachdrücklich einen Hundeführerschein für alle Halter. Was würde ein solcher Nachweis bringen?

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Die Diskussion ist nicht neu, sie flammt immer wieder auf, wenn es zu einer Hunde-Attacke kommt: Brauchen wir in Deutschland einen Hundeführerschein? Der Tierschutzverband PETA erneuerte diese Forderung, nachdem in der vergangenen Woche ein 20-jähriger Mann im hessischen Vellmar von einem Hund in den Arm gebissen wurde.

"Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine", wird PETA-Fachreferentin Monic Moll auf der Webseite des Verbands zitiert. "Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier."

Das Aggressionsproblem liegt meist beim Halter.
Das Aggressionsproblem liegt meist beim Halter. © Foto: pixabay.com/Jeannette1980 (Symbolfoto)

Halter des beißenden Hundes aggressiv

Der Vorfall in Vellmar passt da ins Bild. Als das Opfer der Attacke dem Halter des Hundes seine Verletzungen zeigte und um dessen Personalien bat, reagierte der 55-jährige Mann uneinsichtig und aggressiv. Er soll den 20-Jährigen sogar bedroht haben, bevor er mit seinem Vierbeiner verschwand. Das Opfer erstattete Anzeige.

Peta fordert, dass Menschen, die sich einen Hund anschaffen möchten, vorher in einem Theoriekurs das notwendige Fachwissen über artgerechte Haltung und Kommunikation mit Tieren erlernen. Zusätzlich würde ein Praxisseminar für Hund und Halter in einer Hundeschule verpflichtend werden. Ein solcher Nachweis könne sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten und entsprechend damit umgehen.

Niedersachsen als Vorreiter

Das erste Bundesland, das einen Hundeführerschein beziehungsweise einen allgemeinen Sachkundenachweis einführte, war Niedersachsen im Jahr 2013. Baden-Württemberg zog 2021 nach. In den meisten Ländern ist der Nachweis freiwillig. Teilweise müssen sich Hunde, die als gefährlich eingestuft werden, sogenannte Listenhunde, sowie deren Halter mehr oder weniger umfassenden Tests unterziehen – beispielsweise in Bayern, Hessen oder Berlin. In anderen Ländern sind die Regeln für Hundehalter strenger. In der Schweiz ist der Hundeführerschein für alle Besitzer obligatorisch.

Die hessische Landestierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin sprach sich angesichts des Vorfalls in Vellmar gegenüber der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) für einen allgemeinen Hundeführerschein aus. Zum einen reduziere dieser die Zahl der unüberlegten Hundekäufe von Menschen, die sich kaum mit der damit einhergehenden Verantwortung beschäftigt haben. "Zum anderen ist davon auszugehen, dass mehr Sachkunde bei Hundebesitzern zu weniger gefährlichen Zwischenfälle mit Hunden auch innerhalb der Familien führt", sagt Martin.

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Beides kann auch dazu beitragen, die überfüllten Tierheime in Deutschland zu entlasten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Einrichtungen. Darunter sind sehr viele Tiere, die als "Impulskäufe" schnell wieder abgegeben wurden.  © Deine Tierwelt

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