Es gibt viele Maßnahmen, die jeder ergreifen kann, um nicht Opfer eines Einbruchs zu werden. Wir haben einen Kriminalexperten gefragt, wie Sie Ihr Zuhause schützen können und wie Sie sich am besten verhalten, sollte es trotzdem zum Ernstfall kommen.
Die Wohnungseinbrüche in Deutschland gehen seit 2015 von Jahr zu Jahr zurück. 2019 gab es nur noch knapp 87.000 Einbrüche. Das geht aus der "Polizeilichen Kriminalstatistik" hervor. Dabei sind die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin sowie die Bundesländer Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und das Saarland besonders stark betroffen.
In den Großstädten Bremen und Bonn gab es pro 100.000 Einwohner die meisten Einbrüche. Augsburg hingegen ist mit Abstand die sicherste Stadt. Insgesamt entstand im vergangenen Jahr wegen Wohnungseinbrüchen ein Schaden von 292 Millionen Euro.
Einbrecher sind vor allem tagsüber unterwegs
Dabei ist der Schaden häufig nicht nur materiell. Viel schlimmer ist für viele Betroffene, dass ihr Sicherheitsgefühl durch das Erlebnis erheblich gestört wird. Schlafstörungen, Anspannungszustände und ein Gefühl der Hilflosigkeit können Einbruchsopfer noch lange nach dem Vorfall belasten.
Aufgrund falscher Annahmen über das Verhalten von Einbrechern schützen sich viele Menschen nicht richtig. Ein Irrglaube ist beispielsweise, dass vor allem Erdgeschosswohnungen gefährdet seien. Kommt ein Einbrecher jedoch durchs Treppenhaus, kann er sich in den oberen Stockwerken viel ungestörter ans Werk machen, weil sich dort weniger Menschen bewegen.
Viele Menschen halten es auch nicht für notwendig, tagsüber den Zugang zum Hof oder zum Treppenhaus zu verschließen, weil sie annehmen, dass Einbrüche in der Nacht geschehen. Statistisch gesehen schlagen Einbrecher jedoch vor allem in der Zeit zwischen 8 und 22 Uhr zu. Denn tagsüber ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass niemand anwesend ist.
Wie schütze ich mich gegen Einbrecher?
Wenn es um die Prävention von Einbrüchen geht, sollte man drei Säulen beachten, empfiehlt Kriminalhauptkommissar Thomas Stoll von der Polizei Augsburg: "Die meisten denken nur an die technische Sicherheit." Genauso wichtig seien aber auch das persönliche Verhalten und das Nachbarschaftsverhalten.
Die meisten Einbrecher sind Gelegenheitstäter. Sie schlagen zu, wenn die Bedingungen dafür günstig erscheinen. Daher sollte man darauf achten, ihnen keine Gelegenheit zu bieten. Ein frei zugängliches Treppenhaus oder ein gekipptes Erdgeschossfenster und der Eindruck, dass niemand zu Hause ist, kommen einer Einladung für Einbrecher gleich.
Die Täter wollen schnell rein und schnell wieder verschwinden. 45 Prozent der Einbruchsversuche werden abgebrochen, weil sie zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Eine nützliche Maßnahme ist es daher, die Türe immer abzuschließen - am besten mehrfach -, wenn man seine Wohnung verlässt. Zieht man sie nur zu, kann sie viel schneller aufgebrochen werden.
Einbrecher wollen zudem ungestört agieren. Das Vortäuschen von Anwesenheit schreckt sie daher meistens ab. Dabei sollten sich Nachbarn auch gegenseitig helfen, rät Stoll: "Man sollte beispielsweise den Briefkasten für seine Nachbarn täglich leeren, wenn diese im Urlaub sind und nicht erst dann, wenn er bereits überquillt."
Polizei bietet Beratung an
Der wichtigste Grundsatz beim technischen Einbruchschutz ist laut Stoll, dass man erst für den mechanischen Schutz sorgen und sich danach Gedanken über eine elektronische Sicherung machen sollte: "Eine Alarmanlage kann keinen Einbruch verhindern", so der Kriminalbeamte.
Grundsätzlich sollte man dafür sorgen, dass die Türen und Fenster so gestaltet sind, dass ein Einbrecher aufgibt. Wichtig sei dabei, dass die Maßnahmen lückenlos angewendet werden: "Es reicht nicht, dass nur die neuralgischen Stellen wie die Terrassentüre besonders gut gesichert werden. Denn der Einbrecher kann auch durch das Toilettenfenster kommen."
Welche konkrete Sicherung sinnvoll ist, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab. Deshalb empfiehlt Stoll, das Beratungsangebot der Polizei in Anspruch zu nehmen: In den meisten Bundesländern bieten Kriminalexperten den kostenlosen Service an, eine Immobilie genau zu inspizieren und effektive Schutzmaßnahmen zu empfehlen. Die Polizei stellt auch Adresslisten von Fachfirmen zur Verfügung, die besonders dafür geschult sind, einen zuverlässigen Einbruchschutz zu installieren.
Wie verhalte ich mich, wenn der Ernstfall doch eintritt?
Kommt es zu einer Begegnung mit einem Einbrecher, sollten Sie sich unbedingt zurückhaltend verhalten und auf keinen Fall versuchen, ihn aufzuhalten. "Einen Einbrecher zu fangen, ist Aufgabe der Polizei", warnt Stoll.
Begegnen Sie einem Täter beispielsweise im Hausflur oder Sie merken, dass jemand in Ihrer Wohnung ist, wenn Sie nach Hause kommen, dann sollten Sie sich sofort selbst in Sicherheit bringen, dem Täter die Flucht ermöglichen und die Polizei rufen. Ein Einbrecher wird in der Regel nur dann gewalttätig, wenn er in die Enge getrieben wird.
Wenn Sie nachts im Bett liegen und plötzlich verdächtige Geräusche wahrnehmen, sollten Sie aus sicherem Abstand anzeigen, dass Sie da sind. "Machen Sie das Licht an und rufen Sie lautstark, 'Was ist da los'", empfiehlt Stoll. Wenn sich ein Einbrecher ertappt fühle, ergreife er normalerweise die Flucht.
Nützlich ist es daher, ein Telefon im Schlafzimmer zu haben. Sie sollten sofort den Notruf 110 wählen, dabei lautstark telefonieren und das Wort Polizei mehrfach deutlich aussprechen.
Wenn Sie den Einbrecher sehen, können Sie versuchen, sich einzuprägen, wie er aussah und in welche Richtung er geflohen ist. Lassen Sie nach einem Einbruch alles unberührt. Das erleichtert der Polizei die Aufklärungsarbeit.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Kriminalhauptkommissar Thomas Stoll von der Beratungsstelle der Kriminalpolizeiinspektion Augsburg
- Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes: Infobroschüre "Ungebetene Gäste"
- Gewerkschaft der Polizei: "Einbruchschutz – Tipps zum richtigen Verhalten"
- Polizeiliche Kriminalstatistik: "Polizeiliche Kriminalstatistik - Jahrbuch 2019"
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