Knapp drei Jahre ist der Zins-Schock nun her: Innerhalb kurzer Zeit stiegen die Zinsen für Haus- und Wohnungskredite steil an. Viele mussten ihren Traum vom Eigenheim auf Eis legen. Doch mit guten Nerven können Sie jetzt wieder loslegen.
Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen will, braucht seit ein paar Jahren sehr starke Nerven. Erst stiegen die Immobilienpreise steil an, danach legten die Bauzinsen einen Höhenflug hin.
Anschließend sanken die Zinsen zwar wieder – schossen aber Anfang März wieder in die Höhe, nachdem die Bundesregierung ihre Pläne bekannt gegeben hatte, Hunderte Milliarden Euro neue Schulden zu machen.
Die Zinsen sind so instabil wie die Weltlage
Ein Lichtblick immerhin bleibt: Die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen steigen in den Großstädten weniger stark, in anderen Regionen sind sie seit 2023 gesunken.
Gute Nerven brauchen Kaufwillige trotzdem – denn die Zinsen bleiben wohl auch weiterhin so instabil wie die Weltlage.
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Die gute Nachricht ist: Wie viel Zinsen Immobilienkäufer für ihre Finanzierung zahlen müssen, haben sie ein Stück weit selbst in der Hand. Es gibt wohl kein anderes Finanzprodukt, bei dem sich durch einen einfachen Konditionenvergleich so viel Geld sparen lässt wie bei einem Immobiliendarlehen.
Der Trick ist: Selbst wenn ein Zinsunterschied zunächst klein aussieht, summiert sich die Ersparnis wegen der hohen Kreditsummen und der langen Laufzeiten von bis zu 20 Jahren zu riesigen Beträgen.
Der Bauzinsvergleich der Stiftung Warentest zeigt das eindrucksvoll. Wir haben die Zinsen für vier Modellfälle erhoben, die mit unterschiedlich viel Eigenkapital und unterschiedlichen Zinsbindungen eine Eigentumswohnung für 400.000 Euro finanzieren wollen. Bei den Top-Angeboten zahlen die Kunden bis zum Ende der Zinsbindung zwischen 37.700 und 104.100 Euro weniger Zinsen als bei der teuersten Bank im Test.
Das heißt: Wer beim Einholen von Angeboten und bei Verhandlungen mit der Bank gut vorbereitet ist und starke Nerven hat, kann sich womöglich auf Jahre einen Vorteil sichern.
Mieten steigen derzeit stärker als Kaufpreise
Dazu kommt: Die Mieten sind in den vergangenen Jahren so stark gestiegen, dass die Monatsbelastung nach dem Kauf oft gar nicht mehr viel höher ist als die Miete für eine vergleichbare Wohnung.
Da es in den meisten Ballungsräumen kaum noch bezahlbare Wohnungen gibt, ist für viele Familien ein Umzug in eine größere Wohnung ein Nervenkrieg – sodass viele darüber nachdenken, ihre Zeit, Geld und Nerven lieber in einen Kauf zu stecken. Es kann sich daher lohnen, neu zu kalkulieren, ob der Traum vom Eigenheim heute leichter realisierbar ist als noch vor ein oder zwei Jahren.
Eine erste Berechnung ist dafür zentral: Zuerst müssen Sie herausfinden, wie viel Ihre Wunschimmobilie maximal kosten darf. Bei der Stiftung Warentest gibt es dafür einen kostenlosen Rechner, mit dem Sie für Ihr Einkommen und bisherigen Ersparnisse durchspielen können, welcher Kaufpreis realistischerweise drin ist.
Wichtig ist, an dieser Stelle alle Kosten einzubeziehen. Denn beim Kauf einer Immobilie fallen neben dem eigentlichen Kaufpreis weitere Posten an, die Tausende Euro ausmachen. Dazu gehören in jedem Fall die Grunderwerbsteuer, die je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 Prozent des Kaufpreises beträgt, sowie Notarkosten und Grundbucheintrag (rund zwei Prozent des Kaufpreises). Außerdem kommen häufig noch Kosten für Makler und – falls es sich um ein bestehendes Haus handelt – für die Renovierung dazu.
Danach sollten Sie sich klarwerden, welche Rahmenbedingungen Ihre Finanzierung haben soll. Wie hoch ist Ihr Eigenkapital, wie hoch darf die monatliche Rate sein, wie hoch die Tilgung, wie lang soll die Zinsbindung festgeschrieben werden?
Wenn Sie Ihr Traumobjekt gefunden haben, holen Sie Kreditangebote von mindestens drei günstigen Anbietern aus unserem Test ein, darunter mindestens ein Kreditvermittler. Und da die Zinsen angesichts der Weltlage stärker schwanken als sonst, bietet die Stiftung Warentest einen zusätzlichen Service: Mit unserem neuen Kredit-Check können Sie tagesaktuell einschätzen lassen, ob das Angebot, das Sie vorliegen haben, günstig ist. Damit aus der Finanzierung des Traumhauses kein Nervenkrieg wird.
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Stiftung Warentest Finanzen und ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Die Stiftung Warentest testet seit 60 Jahren Finanzdienstleistungen und veröffentlicht die Ergebnisse auf test.de und in ihren Magazinen. Alle Publikationen sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.