Banken werben immer wieder mit günstigen Girokonten. Zwar sind diese Konten teilweise kostenlos, doch für ökologische oder soziale Nachhaltigkeit tut man dann meistens nicht sehr viel. Doch es gibt sie, die Banken, die nach ökosozialen Kriterien handeln. Verbraucherexpertinnen erklären, worauf zu achten ist.
Wenn Kunden bei ihrem Girokonto gute Konditionen bekommen und gleichzeitig etwas für die Umwelt und soziale Faktoren tun wollen, ist es oftmals gar nicht so leicht, die richtige Bank dafür zu finden. Denn: "Es gibt keine feste Definition für Nachhaltigkeit. Was man selbst als fair, ethisch oder ökologisch sinnvoll betrachtet, ist eine individuelle Frage", sagt Anika Görner vom Verbraucherportal "Finanztip". Es sei lohnenswert, sich mehrere nachhaltige Banken genauer anzusehen. Die Banken würden ihre Investitionskriterien in ihren Berichten offenlegen, erklärt Görner.
Eine sehr detailreiche Auswertung zu diesem Thema stammt von der Verbraucherzentrale Bremen. In dieser Untersuchung habe man darauf geachtet, so Anke Behn von der Verbraucherzentrale, dass die untersuchten Banken "umfassendere Nachhaltigkeitskriterien" erfüllten. Denn es sei ja nicht so, dass eine konventionelle Bank gar nicht auf Nachhaltigkeit achte, sagt Behn.
Mehr als ein Dutzend deutscher Kreditinstitute arbeiten nachhaltig
Die Verbraucherzentrale Bremen hat einen umfassenden Kriterienkatalog erstellt, wann eine Bank ihrer Ansicht nach als umfassend nachhaltig gelten kann. Es wurde untersucht, in welche Branchen und Bereiche die Banken kein Geld investieren und an wen sie keine Kredite vergeben.
Entscheidend ist hierbei, ob die jeweilige Bank Geschäfte mit Unternehmen macht, die Waffen oder Rüstungsgüter produzieren, schlechte Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit tolerieren oder Menschenrechte verletzen. Auch etwaige Finanzierung von Atomkraft, Massentierhaltung oder Glücksspiel fließt mit ein. Ebenfalls wurde überprüft, wo der Schwerpunkt der Kreditvergabe liegt. Wichtige Faktoren können etwa Bildung, Gesundheit und Pflege oder ökologisches Bauen sein.
Ein zentraler Aspekt ist ebenfalls, ob die Banken sich an Lebensmittelspekulationen beteiligen. Im Ergebnis stellte die Verbraucherzentrale Bremen fest, dass die öko-sozialen Banken bei den Nachhaltigkeitskriterien teils recht unterschiedlich positioniert sind. Für potenzielle Kundinnen und Kunden lohnt sich daher ein Blick in das Ranking, das die Verbraucherzentrale Bremen aufgestellt hat.
Kosten sind sehr unterschiedlich – aber nicht per se höher als bei Standardbanken
Doch wie ist es um die Kosten eines solchen Kontos bestellt? Laut der Ergebnisse der Verbraucherzentrale Bremen fallen die Kontoführungsgebühren ziemlich unterschiedlich aus. Dies geht von einem kostenlosen Konto bis hin zu mehr als 120 Euro Jahresgebühr. Kreditkartenkosten sind oftmals zusätzlich zu bezahlen und ebenfalls je nach Bank sehr verschieden.
So ist nach Auswertung der Verbraucherzentrale Bremen die GLS-Bank mit ihrem Girokonto am teuersten – erfüllt aber als einzige Bank alle aufgestellten Nachhaltigkeitskriterien. Am anderen Ende der Kostenskala steht die kirchliche Bank im Bistum Essen. Deren Konto ist kostenlos, doch fallen die Dispozinsen erheblich höher aus. Außerdem hat die Bank keinerlei Filialen – die GLS-Bank ist in immerhin sieben deutschen Städten vertreten.
"Die Kosten, die ein Kunde für ein Konto bei einer solchen Bank tragen muss, variieren – das tun sie bei den anderen Banken aber auch", sagt Anke Behn. Nachhaltige Banken seien aber nicht durchweg teurer, so die Finanzexpertin.
Eine Übersicht des Vergleichsportals "Biallo" macht deutlich, dass kostenlose Konten bei Standardbanken teils nur bei einem bestimmten monatlichen Geldeingang zu bekommen sind. Auch hier lohnt sich ein Vergleich von nachhaltigen und konventionellen Banken. Eine solche Gegenüberstellung bietet etwa der Fair Finance Guide Deutschland an.
Erreichbarkeit vor Ort bei nachhaltigen Banken kaum gegeben
Genau hinsehen muss man nicht nur bei den einzelnen Nachhaltigkeitskriterien, sondern auch bei den Leistungen, welche die nachhaltigen Banken anbieten. Bei vielen der nachhaltigen Banken seien die Standard-Produkte zu bekommen, sagt Anika Görner. Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeld und Festgeld werden oft angeboten.
Auch sei eine Baufinanzierung bei vielen dieser Banken Teil des Leistungsangebots. Dennoch gibt es Unterschiede. Die gesetzliche Einlagensicherung jedenfalls sei bei allen bekannten nachhaltigen privaten und kirchlichen Banken gegeben, so Görner.
Ein wichtiger Punkt für manche Kunden sei auch die Erreichbarkeit vor Ort, betont Anke Behn: "Wenn der Kunde seine Bank vor Ort haben will, wie bei einer regionalen Sparkasse oder bei einer regionalen Volksbank, dann sind diese nachhaltigen Banken eher nicht zu empfehlen."
Denn sie hätten in der Regel kein Filialnetz oder nur wenige Geschäftsstellen. Wenn der Kunde hingegen lieber alles online oder telefonisch machen wolle, sei das kein Problem.
Für diejenigen, die sich für das Eröffnen eines nachhaltigen Kontos entschieden haben, hat Anika Görner noch einen Tipp: "Es ist sinnvoll, ein neues und das alte Konto eine Weile parallel zu führen. In dieser Zeit kann man sich auch entscheiden, wie gut einem die Handhabung und die sonstigen Features der nachhaltigen Bank gefallen."
Über die Gesprächspartner
- Anika Görner, ist Finanzexpertin auf Finanztip.de
- Anke Behn ist Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Bremen
Verwendete Quellen
- fairfinanceguide.de: Wie fair und nachhaltig sind deutsche Banken?
- Verbraucherzentrale Bremen: Übersicht: Banken mit Nachhaltigkeitsstandards
- Verbraucherzentrale Bremen: Girokontenvergleich: Konditionen der Banken mit Nachhaltigkeitsstandards
- biallo.de: Girokonto-Vergleich
- finanztip.de: So grün kann Dein Geld sein
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