Früher hatten junge Leute viele verschiedene Traumberufe, zum Beispiel Schauspieler, Sängerin, Moderatorin oder Fußballprofi. Die Teenies von heute scheinen nur einen Berufswunsch zu haben: Influencer oder Influencerin. Doch was genau ist das eigentlich? Und wie wird man Influencer? Wir haben eine Influencerin gefragt, die sich damit auskennt.
Der Traum vom Leben als Influencer, der durch die Welt jettet, die neusten Produkte testet, in den schönsten Hotels schläft, auf allen wichtigen Events unterwegs ist und dabei jede Menge Geld verdient, ist bei vielen jungen Leuten groß.
Kein Wunder, die Preise, die sich mit dem Fertigen von Content für Instagram, Facebook und YouTube aufrufen lassen, sind immens. Top-Influencerin Caro Daur (@carodaur) verdient laut Manager Magazin eine Million Euro jährlich, Tendenz steigend.
Aber auch schon kleinere Instagram-Accounts können pro Postings bis zu 600 Euro verdienen.
Influencer werden: Was ist eigentlich ein Influencer?
Doch ist wirklich alles Gold, was glänzt? Die noch junge Branche des Influencer-Marketings boomt. Werbebudgets wandern immer öfter in Richtung Influencer. Trotzdem: Der Aufbau einer guten Community, einer hohen Reichweite und aktivem Engagement erfordert vor allem eines: Disziplin und Arbeitseifer.
Mit nur ein paar schönen Bildern ist der Traum vom Influencer-Werden schneller ausgeträumt, als man denkt. Nur wer mit Leidenschaft und Motivation sein Profil aufbaut, seine Community pflegt und das Geldverdienen nicht als oberste Priorität einordnet, kann langfristig als Influencer erfolgreich sein.
Doch was versteht man eigentlich unter einem Influencer? Julia Hansen aus Kiel weiß es. Die Social-Media-Managerin ist selbst eine Größe auf Instagram. Ihr folgen auf ihrem Instagram-Profil @julispiration 36.000 Follower. "Ein Influencer ist für mich eine Person, die mich inspiriert. Die mir Trends zeigt, die ihr persönlich gefallen und neue Wege geht", erklärt sie. Man vertraue dieser Person und nehme die Meinung dieser ernst.
Influencer-Marketing: Mehr Follower = mehr Macht
Je mehr Follower die Person hat, umso größer ist ihre Wirkungsmacht – und umso interessanter wird sie auch für Unternehmen als Werbeikone. Auch Julia hat bereits einige Kooperationen umgesetzt. Ein netter Nebeneffekt, schließlich teilt sie auf ihrem Account nur das, was ihr gefällt.
"Tagtäglich bekomme ich Nachrichten von meinen Followern, die sich für meine Tipps – seien es Lebensweisheiten, Alltägliches oder auch mein persönliches Lieblingsshampo – bedanken", sagt sie. "Auf diese Art und Weise zeigen sie mir, dass sie mir vertrauen. Ich möchte Gutes mit ihnen teilen und das nehmen sie an. Das ist ein sehr schönes Gefühl für mich und bedeutet, dass ich sie inspirieren darf".
Das Vertrauen ist wertvoll, Firmen profitieren von der Authentizität der Influencer. Denn was Julia Hansen empfiehlt, wird am Ende auch gekauft. Ein Win-Win-Situation für Influencerin und Unternehmen also.
Profil eröffnen und loslegen
Influencer werden ist auf den ersten Blick einfach. Heutzutage braucht es nur ein Instagram-Profil oder einen Account auf anderen Social-Media-Kanälen. Dann heißt es nur: loslegen und Content kreieren. "Indem man seine Ansichten, Tipps und Tricks teilt, wird man Influencer", sagt Julia Hansen. "Das kann wirklich jeder tun, wenn er denn möchte."
Die Motivation Geld sollte dennoch nicht im Vordergrund stehen, sondern viel mehr die Leidenschaft für das Thema, über das man berichtet. Authentizität ist letztlich das höchste Gut des Influencers. Auch Julia Hansen sagt: "Ein guter Influencer ist für mich jemand, der seine Tipps glaubwürdig rüberbringen kann. Ein sehr guter Influencer ist für mich jemand, der auch hinter seiner Meinung steht."
Langfristig braucht es aber ein Gespür für Trends, für eine individuelle Bildsprache, einen eigenen Stil und eine eigene Position.
Wer vom Influencer-Dasein träumt, sollte vor allem eins haben: Spaß und Freude am Content kreieren – und Geduld. Ein erfolgreiches Influencer-Profil entsteht nicht über Nacht. Die meisten erfolgreichen Influencer sind seit Jahren im Geschäft und ernten erst jetzt die Früchte ihrer Arbeit.
So wie Julia Hansen. Ihr Profil hat sie 2016 ins Leben gerufen, doch erst ein Jahr später kam die erste Kooperationsanfrage.
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Influencer-Community ist wie kleine Familie
Jungen Menschen, die ebenfalls Influencer werden wollen, rät Julia Hansen vor allem eins: "Immer am Ball bleiben." Sie selbst ist oft online, beantwortet Kommentare und hinterlässt auch bei ihren Followern immer wieder nette Kommentare. So wird die Community gestärkt. "Die Community kann man als eine Art kleine Familie betrachten."
Ihr zweiter Tipp: "Wenn man mal keine Lust auf Instagram hat: lassen und den Tag Pause machen. Geht der Spaß an der App verloren, merken das auch deine Follower."
Man sollte sich ihrer Meinung nach nicht zu viel Druck aufbauen. "Auch sollte man sich nicht zu sehr in Feed-Farben oder Filter-Geschichten hineinsteigern." Das Offline-Leben sollte immer noch wichtiger sein, als der Instagram-Feed oder das Leben als Influencer.
Verschiedene Social-Media-Kanäle ausprobieren
Ihr dritter Tipp: sich breit aufstellen und neue Kanäle ausprobieren. Julia Hansens Instagram-Account ist nur ein Teil des Julispiration-Universums. Auch ein Blog, ein YouTube-Kanals sowie ein Podcast gehören zum Business. So erreicht sie ihre Zielgruppe auf den verschiedensten Kanälen und kann sich kreativ unterschiedlich ausprobieren.
Auch wenn es mittlerweile Influencer-Akademien oder auch Workshop zum Thema "Influencer werden" gibt – das strategische Aufbauen eines Social-Media-Kanals ist nur die eine Seite der Medaille.
Follower, gerade im Jahr 2019, wählen sehr gezielt ihre Influencer aus, denen sie ihr Vertrauen schenken. Eine knallharte Business-Herangehensweise funktioniert nur selten.
Sympathie, ein eigenes Thema oder Stil, gute Inspirationsideen sowie starke Meinungen überzeugen oftmals mehr. Julia Hansen selbst folgt gerne Accounts, die nicht nur die oberflächliche Scheinwelt zelebrieren. "Ich folge gern Personen, die auch ihre schlechten Tage und Missgeschicke mit uns teilen." Authentisch sei eben auch, als Influencer das Leben in all seinen Facetten abzubilden.
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