Während die dringend benötigten Hilfslieferungen an der Grenze festhängen, weil Diktator Maduro "im Innern Gift" vermutet, schließt Venezuelas Übergangspräsident Juan Guaidó eine militärische Intervention der USA im südamerikanischen Krisenstaat nicht mehr aus.

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Venezuelas selbsternannter Übergangspräsident Juan Guaidó will eine von ihm autorisierte US-Militärintervention in dem südamerikanischen Krisenstaat nicht ausschließen. Er werde "alles Notwendige" tun, um Menschenleben zu retten, sagte der oppositionelle Parlamentspräsident am Freitag der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. Er räumte aber ein, dass ein Eingreifen der USA ein "sehr brisantes Thema" sei.

In Venezuela herrscht seit Wochen ein erbitterter Machtkampf zwischen Staatschef Nicólas Maduro und Guaidó, der sich im Januar zum Übergangspräsidenten ausgerufen hatte. Mittlerweile haben sich rund 40 Länder hinter Guaidó gestellt, unter ihnen die USA, Deutschland und weitere EU-Staaten sowie eine Reihe südamerikanischer Länder. Maduro kann sich bisher auf die Unterstützung des venezolanischen Militärs verlassen.

Washington hat eine Intervention der US-Armee in Venezuela nicht ausgeschlossen. Präsident Donald Trump halte sich "alle Optionen" offen, hatte der Nationale Sicherheitsberater John Bolton Ende Januar gesagt.

Hilfslieferungen stecken an der Grenze fest

Der venezolanische Präsident Maduro bekräftigte am Freitag den Stopp von Hilfslieferungen aus den USA. Die Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten hängen an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela fest, weil das venezolanische Militär sie nicht ins Land lässt. Maduro sagte, Washington habe die humanitäre Krise in seinem Land "erfunden", um eine "Intervention" zu rechtfertigen.

"Venezuela wird diese Show der falschen humanitären Hilfe nicht zulassen, denn wir sind keine Bettler", sagte Maduro am Freitag. "Das ist keine Hilfe, das ist eine Demütigung des Volkes. Von außen sieht das Paket sehr schön aus, aber im Inneren ist Gift."

Venezuela: Wer ist Juan Guaidó?

Er will Venezuelas Präsident Maduro die Macht entreißen.

In Venezuela herrscht als Folge der politischen und wirtschaftlichen Krise ein extremer Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Nach Angaben von Guaidó drohen 300.000 Todesfälle, wenn die Hilfslieferungen nicht ins Land gelassen werden. Erst am Mittwoch seien acht Kinder unter drei Jahren gestorben, die dehydriert und unterernährt gewesen seien. Er kündigte für die kommende Woche einen neuen Versuch an, um die Hilfe doch noch ins Land zu bringen.

Guaidó appellierte an das Militär, die Hilfslieferungen über die Grenze zu lassen. Das Militär stehe dabei vor einem "riesigen Dilemma", sagte er in dem Interview. Angesichts des "riesigen Bedarfs" sei es "geradezu erbärmlich", die Hilfe abzulehnen. "Die Einfuhr dieser Hilfe zu blockieren, könnte als Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen werden", sagte der Oppositionsführer.

Das Militär müsse sich entscheiden, ob es sich "auf die Seite der Verfassung" stelle oder an der Seite eines "zunehmend isolierten Diktators" bleibe, sagte Guaidó über Maduro. Aus "Angst" seien bisher keine weiteren hochrangigen Militärs dem Beispiel des Luftwaffengenerals Francisco Yánez gefolgt, der am vergangenen Wochenende die Seiten gewechselt hatte. Guaidó sagte, Offiziere der Nationalgarde, die "Unzufriedenheit" geäußert hätten, seien sogar "gefoltert" worden.

Guaidó strebt weiterhin Neuwahlen an

Guaidó zeigte sich überzeugt, dass Maduro von seinen Verbündeten Russland und China keine Hilfe erwarten kann. Moskau und Peking seien sich der Situation in Venezuela "sehr bewusst". Sie wüssten genau, "dass Maduro keine Unterstützung in der Bevölkerung hat und die Wirtschaft nicht stabilisieren kann, obwohl er über die größten Ölreserven der Welt verfügt".

Guaidó bekräftigte, sich "unabhängig und autonom" darum zu bemühen, die widerrechtliche Aneignung der Macht durch Maduro zu beenden, eine Übergangsregierung einzusetzen und freie Wahlen zu organisieren. (hub/afp)

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