Bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei in Iowa hat der Ex-Präsident über 50 Prozent der Stimmen gewinnen können. Haben seine innerparteilichen Konkurrenten überhaupt noch eine Chance gegen ihn zu gewinnen?

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Lukas Weyell sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Es war bereits in den Umfragen abzusehen, dass Donald Trump gewinnen würde, aber so einen klaren Sieg hatten nur wenige erwartet. Der Ex-Präsident gewinnt bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei in Iowa mit über 50 Prozent der Stimmen und stellt damit einen neuen Rekord auf: Er ist der erste Kandidat in der 50-jährigen Geschichte der Urwahl in diesem Bundesstaat, der mit einem so hohen Sieg in das Wahljahr startet. Diesen Rekord hatte bisher George W. Bush inne, der im Jahr 2001 mit 41 Prozent der Stimmen für eine Sensation sorgte.

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Nun ist der Ex-Präsident trotz laufendem Gerichtsverfahren gegen ihn weit vor seinen Kontrahenten, der ehemaligen UN-Botschafterin Nikki Haley, sowie Floridas Gouverneur Ron DeSantis gelandet. Das Ergebnis des vierten Kandidaten, Vivek Ramaswamy, war derart schlecht, dass dieser seine Bewerbung um das Präsidentenamt direkt zurückzog. Donald Trump startet also mit ordentlich Rückenwind in die Vorwahlen. Haben seine Kontrahenten überhaupt noch eine Chance?

Experte: "Ein deutliches Signal"

Christian Lammert ist Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Systeme Nordamerikas an der Freien Universität Berlin. Er hält das Ergebnis für nicht überraschend. Gegenüber unserer Redaktion erklärt er: "Iowa ist ein primär ländlicher Bundesstaat mit überwiegend weißer Bevölkerung und vielen evangelikalen Wählern. Diese gehören zur Kernanhängerschaft Trumps."

Dass er aber knapp über 50 Prozent der Stimmen erhalten hat, sei allerdings "ein deutliches Signal", dass die Basis der Republikanischen Partei hinter den Positionen Trumps stehe und es für die Herausforderer in den Republikanischen Vorwahlen schwer werde, so Lammert.

Dem Politikwissenschaftler zufolge sei es für Trump vorteilhaft gewesen, dass dessen Anhänger voll motiviert und mobilisiert sind: "Hier hat er einen deutlichen Vorteil gegenüber seinen Republikanischen Mitstreiterin und Mistreitern, momentan aber auch gegenüber dem Demokratischen Kandidaten Joe Biden."

Trotz widriger Wetterbedingungen von teilweise bis zu -20 Grad Celsius und tiefem Schnee sind die Trump-Unterstützer am Montag zu den Versammlungen in Iowa erschienen. "Auch wenn die Wahlbeteiligung insgesamt zurückging, hat Trump darunter nicht gelitten", so Lammert.

Wie ergeben sind die Republikaner dem Ex-Präsidenten?

Die Republikanische Parteibasis scheint Lammert zufolge momentan völlig auf Trump ausgerichtet zu sein. Trotz der zahlreichen Klageverfahren gegen den Ex-Präsidenten steige die Unterstützung in den letzten Monaten kontinuierlich. Auch seine Gegenkandidaten vermieden es im Vorwahlkampf, die Gerichtsverfahren zu thematisieren, die gegen Trump laufen, weil sie wussten, dass dieses Thema bei den republikanischen Wählern kritisch gesehen wird.

Lammert: "Auch wenn Trump seit 2016 keine Wahl mehr gewinnen konnte, seine Anhängerschaft innerhalb der Republikanischen Wählerkoalition ist stark genug, um sich die Front-Runner Position in den Republikanischen Vorwahlen zu sichern."

Inwiefern ist es für Trumps Konkurrenten noch möglich aufzuholen?

Für die Herausforderer Trumps im Vorwahlkampf wird es nun schwer. Ron DeSantis und Nikki Haley liegen in Umfragen weit abgeschlagen hinter dem Favoriten. Laut der Umfrage-Plattform "fiverthirtyeight.com" liegt der Ex-Präsident im Schnitt bei 63,1 Prozent, während seine Herausforderer beide jeweils ungefähr elf Prozent der Stimmen auf sich vereinen können.

US-Experte Lammert ist daher pessimistisch was die Chancen von Trumps Konkurrenz angeht: "Ron DeSantis galt lange Zeit als ernstzunehmender Herausforderer, ist jetzt aber weit abgeschlagen nur noch gleichauf mit Nikki Haley und konnte sich gerade noch auf den Platz zwei in Iowa retten." DeSantis Wahlkampfkassen seien allerdings schon leer, so dass er wenig Chancen hat noch erfolgreich in den Vorwahlen zu agieren.

Haley einzige aussichtsreiche Kandidatin gegen Trump

Für die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley sieht es etwas besser aus, so Lammert: "Ihre Hoffnungen liegen jetzt auf den nächsten Vorwahlen am 23. Januar in New Hampshire." Dort liegt sie in Umfragen deutlich näher an Trump. New Hampshire Bevölkerung sei außerdem weit weniger evangelikal. "Hier können auch die sogenannten Independants, also die Wählerinnen und Wähler, die sich nicht direkt eine Partei zuordnen, an den Vorwahlen der Republikaner teilnehmen und das kommt Haley entgegen."

Sollte Haley hier ein sehr gutes Ergebnis bekommen oder gar Trump überflügeln können, könnte sich das Momentum vielleicht noch zu ihren Gunsten verschieben. "Sie ist nach Trump die einzige Siegerin des bisherigen Vorwahlkampfes, was ihr auch die Unterstützung mächtiger Interessengruppen brachte und ihre Wahlkampfkassen gefüllt hat", so Lammert.

Er erwartet eine baldige Entscheidung bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei: "Ende Januar wissen wir dann, ob sich hier ein spannender Zweikampf um die Präsidentschaftskandidatur entwickelt oder das Rennen bereits sehr früh entschieden ist."

Verwendete Quellen

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