• Das sogenannte Havanna-Syndrom könnte auf elektromagnetische Strahlung zurückzuführen sein.
  • Ein Geheimdienstbericht stützt in einigen Fällen die These gezielter Angriffe auf Diplomaten.
  • Seit 2016 klagen Diplomaten immer wieder über seltsame Symptome.

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Das sogenannte Havanna-Syndrom könnte laut eines Berichts der US-Geheimdienste in einigen Fällen durch eine externe Quelle hervorgerufen worden sein. Gepulste elektromagnetische Energie und Ultraschall, die aus kurzer Entfernung abgegeben werden, könnten die betreffenden Symptome ausgelöst haben, hieß es am Mittwoch in einem von Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines und CIA-Direktor William Burns veröffentlichten Bericht.

Es gebe "mehrere plausible Wege" elektromagnetische Impulse eines bestimmten Frequenzspektrums derart gezielt einzusetzen. Mit bestimmten Geräten könnten solche Signale in der Luft Hunderte Meter übertragen werden und mit etwas Verlust auch durch die meisten Baumaterialien.

Einsatz von Strahlungsquellen könnte gesundheitliche Beschwerden erklären

Ein Einsatz solcher Strahlungsquellen könne die zentralen gesundheitlichen Beschwerden des Havanna-Syndroms plausibel erklären, hieß es in der teilweise geschwärzten Zusammenfassung eines geheimen Expertenberichts.

Ein Einsatz von Ultraschall könnte die Symptome auch erklären, allerdings könnten solche Geräte nur Zielen schaden, die sich in unmittelbarer Nähe befänden. Andere Hypothesen wie nur der Einsatz chemischer oder biologischer Substanzen seien angesichts der beobachteten Symptome nicht plausibel, hieß es weiter.

Den Experten zufolge ist es möglich, Geräte zu bauen, die elektromagnetische Energie oder Ultraschallwellen auf eine Zielperson richten, um diese zu schädigen. Sie gaben aber keine Einschätzung dazu ab, ob diese Geräte tatsächlich existieren und solche Angriffe stattgefunden haben und wer gegebenenfalls hinter ihnen stecken könnte.

Havanna-Syndrom tritt seit 2016 immer wieder bei Diplomaten auf

Die ersten Fälle des Havanna-Syndroms waren 2016 bei Diplomaten in der kubanischen Hauptstadt aufgetaucht. Dutzende kanadische und US-Diplomaten sowie deren Angehörige in Havanna litten unter Gesundheitsproblemen wie Benommenheit, Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie Hör- und Sehproblemen.

Später wurden auch Fälle aus China, Deutschland, Australien, Russland, Österreich und sogar aus Washington gemeldet. Erst Anfang Januar wurden neue Fälle in den Botschaften in Paris und Genf bekannt.

CIA-Bericht: Viele Fälle lassen sich auf andere Faktoren zurückführen – aber nicht alle

Der Auslandsgeheimdienst CIA hatte nach US-Medienberichten kürzlich erklärt, es sei nicht davon auszugehen, dass eine globale Kampagne eines fremden Landes für die mysteriösen Erkrankungen verantwortlich ist. Die meisten Fälle waren demnach auf bisher nicht diagnostizierte Krankheiten oder Stress zurückzuführen, wie es hieß. Es gebe allerdings auch Fälle, die sich nicht erklären ließen.

Auch in dem neuen Bericht hieß es, ein Teil der Fälle "lässt sich nicht leicht durch Umwelteinflüsse oder Erkrankungen erklären und könnte externen Stimuli geschuldet sein". Das räumlich begrenzte und plötzliche Auftreten der Symptome spreche für einen räumlich und zeitlich begrenzten externen Auslöser.

Für den Bericht waren mehr als 1.000 als geheim eingestufte Dokumente verschiedener US-Behörden und Ministerien analysiert worden, genauso wie Berichte Betroffener und deren Krankenakten, wie es in der Zusammenfassung hieß. (dpa/afp/mgb)

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