• Nummern statt Namen - die ukrainischen Behörden finden über 400 Gräber in der Nähe der befreiten ostukrainischen Stadt Isjum.
  • Um ein Massengrab handelt es sich wohl nicht.
  • Die UN nennt die Funde aber schockierend.

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In einem Wald in der Nähe der von ukrainischen Truppen zurückeroberten Stadt Isjum im Osten des Landes sind nach Behördenangaben mehr als 440 Gräber entdeckt worden, darunter eines mit 17 Soldaten.

Mindestens eine der exhumierten Leichen weist gefesselte Hände auf. Ob es sich um einen Zivilisten oder einen Soldaten handelt, konnte wegen des Zustands der Leiche zunächst nicht festgestellt werden, wie ein AFP-Korrespondent vor Ort am Freitag berichtete.

Die ukrainischen Behörden begannen am Freitag mit der Exhumierung der Leichen. Die Gräber seien während der Gefechte um die Einnahme Isjums durch Russland im März und während der russischen Besatzung ausgehoben worden, sagte Oleg Kotenko, der ukrainische Regierungsbeauftragte für die Vermisstensuche.

In Ijsum gefundene Gräber wohl kein Massengrab

Die Bestattungsdienste hätten zum Teil nicht gewusst, wer die vielen toten Menschen seien. Deshalb stünden auf einigen Kreuzen nur Nummern. Derzeit bemühten sich die Behörden, ein Register mit den Fundorten der Leichen zu finden.

Bei den in Ijsum gefundenen Gräbern handelt es sich jedoch nicht, wie zunächst angenommen, um ein Massengrab, sondern um viele Einzelgräber: "Ich möchte das nicht Butscha nennen - hier wurden die Menschen, sagen wir mal, zivilisierter beigesetzt", sagte Kotenko.

Am Donnerstagabend hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von der Entdeckung eines Massengrabs in Isjum gesprochen, ohne allerdings Einzelheiten zu nennen. Den russischen Streitkräften wird seit Monaten vorgeworfen, in den besetzten Gebieten in der Ukraine zahlreiche Gräueltaten an Zivilisten begangen zu haben. Die UNO kündigte die Entsendung eines Teams nach Isjum zur Prüfung der ukrainischen Vorwürfe an.

Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros in Genf nennt Leichenfunde schockierend

Eine Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros in Genf nannte die Leichenfunde schockierend. Die Todesursache jedes einzelnen Verstorbenen müsse untersucht werden. Die Suche nach weiteren Toten in den zurückeroberten Gebieten wird ukrainischen Angaben zufolge derweil durch Minen erschwert. Kotenko sagte, man mache aber weiter, um die Körper Gefallener an ihre Familien zu übergeben.

Ende März waren in dem Kiewer Vorort Butscha nach dem Abzug russischer Truppen hunderte getötete Zivilisten teils mit Folterspuren gefunden worden. Butscha gilt seitdem als Symbol für schwerste Kriegsverbrechen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der am 24. Februar begann. Isjum im Gebiet Charkiw war Ende März von den russischen Truppen erobert worden - in der vergangenen Woche befreite die ukrainische Armee die Stadt. (AFP/dpa/lh)

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