Immer wieder klagten US-Diplomaten über Benommenheit, Kopfschmerzen und Sehprobleme. Nun zeigen Medienrecherchen, dass hinter dem mysteriösen Havanna-Syndrom russische Geheimdienste stecken könnten.

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Hinter den als Havanna-Syndrom bekannten mysteriösen Gesundheitsproblemen zahlreicher US-Diplomaten könnten einem Medienbericht zufolge russische Geheimdienste stecken. Einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Recherche der US-Medien "The Insider" und CBS und des "Spiegel" (kostenpflichtiger Artikel) zufolge fanden Journalisten Hinweise darauf, dass Mitglieder der Einheit 29155 des russischen Militärgeheimdiensts GRU die Vorfälle mit sogenannten Energiewaffen ausgelöst haben könnten.

Die Journalisten kommen somit zu einem anderen Ergebnis als ein im März 2023 veröffentlichter Bericht der US-Geheimdienste: Dieser hatte laut Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines ergeben, dass die Verantwortung eines "gegnerischen Staats" für die Vorfälle "höchst unwahrscheinlich" sei.

Die ersten Fälle des Havanna-Syndroms waren nach bisherigen Erkenntnissen im Jahr 2016 bei US-Diplomaten in der kubanischen Hauptstadt aufgetaucht, daher der Name. Dutzende kanadische und US-Diplomaten sowie deren Angehörige in Havanna litten unter Gesundheitsproblemen wie Benommenheit, Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie Hör- und Sehproblemen.

Später wurden auch Fälle von Diplomaten und Geheimdienstmitarbeitern bekannt, die in China, Deutschland, Australien, Russland, Österreich und sogar in der US-Hauptstadt Washington im Einsatz waren.

Dem Bericht der US-Medien und des "Spiegel" zufolge könnten die ersten Fälle des Syndroms aber schon 2014 aufgetreten sein - in Frankfurt am Main. Damals sei ein Bediensteter des US-Konsulats in der Stadt bewusstlos geworden, nachdem er etwas verspürt habe, das "einem starken Energiestrahl ähnelte".

Peskow bezeichnet Bericht als "haltlos"

In Russland wies Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag den Bericht als "haltlos" zurück. Über das Thema sei "in der Presse seit vielen Jahren gesprochen" worden, niemand habe aber "jemals irgendwelche überzeugenden Beweise veröffentlicht".

Bereits im Jahr 2022 hatten US-Experten einen Bericht veröffentlicht, wonach gepulste elektromagnetische Energie und Ultraschall, die aus kurzer Entfernung abgegeben werden, die betreffenden Symptome hervorgerufen haben könnten. Im Geheimdienstbericht im Jahr darauf hatte es aber geheißen, es gebe für den Einsatz solcher Waffen im Zusammenhang mit dem Havanna-Syndrom "keine glaubhaften Beweise".

Die Einheit 29155 des russischen Geheimdiensts GRU, welche die Angriffe mit sogenannten Energiewaffen ausgelöst haben soll, ist für Auslandseinsätze zuständig. Ihr werden mehrere Angriffe außerhalb Russlands zur Last gelegt - unter anderem die versuchte Vergiftung des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal im britischen Salisbury im Jahr 2018. (afp/mbo)

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