Vor Beginn des Auslieferungsverfahrens von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat dessen Vater John Shipton mehreren Medien Interviews gegeben. Dabei sprach er über den Gesundheitszustand seines Sohnes und den Verlauf des Verfahrens.
Am Montag beginnen vor einem Londoner Gericht die Anhörungen im Verfahren um die Auslieferung des Wikileaks-Gründers
Assange wiegt "vielleicht noch 50 Kilo"
Vor dem Beginn der Anhörungen hat nun sein Vater John Shipton mehreren Medien Interviews gegeben. Darin äußert er vor allem Sorge über den Gesundheitszustand seines Sohnes. Der "Welt" erzählte Shipton: "Er ist abgemagert, er wiegt vielleicht noch 50 Kilo, er hat Probleme mit den Schultern und den Zähnen."
Den geistigen Zustand seines Sohnes könne er laut "Standard" nicht kommentieren, gibt aber doch eine Einschätzung ab: "Sein Gesundheitszustand ist ein Problem nach neun Jahren zunehmender psychologischer Folter, wie sie Nils Melzer (UN-Sonderberichterstatter über Folter, Anm. d. Red.) in seinem Bericht hervorgehoben hat. Julian ist ein Intellektueller, ein feinfühliger Mensch. Und er sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis mit Terroristen und Mördern. Ein feinfühliger Mensch, aber einer mit einem sehr starken Willen."
Und diesen starken Willen wird Assange auch in den nächsten Wochen, die über sein Schicksal entscheiden, brauchen. Er ist in den USA wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft. Eine Entscheidung des Londoner Gerichts dürfte erst am 18. Mai fallen.
Viel Unterstützung für Assange
Doch Assange erhält viel Unterstützung – selbst von oberster Ebene: So hat sich der Europarat gegen eine Auslieferung Assanges ausgesprochen. Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen, die nach eigenen Angaben Prozessbeobachter nach London schicken wird, ist gegen eine Überstellung Assanges an die USA.
Und was erwartet Shipton von dem Verfahren gegen seinen Sohn: "Wissen Sie, ich nehme jeden Tag, wie er kommt. Wer selbst Kinder hat, weiß, wie sehr man für sie kämpft. Die Verfolgung meines Sohnes macht mich als Vater entschlossener. Ich kämpfe dafür, dass sie beendet wird. Das gibt mir täglich die Kraft, weiterzumachen. Manchmal scheitere ich. Aber ich hoffe, dass wir gemeinsam mit der Hilfe und dank der Unterstützung von immer mehr Menschen erfolgreich sein werden", sagte er im Interview mit dem "Stern".
Wikileaks hatte 2010 Hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt. Sie enthielten hochbrisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen. (mgb/afp)
Verwendete Quellen:
- stern.de: "Wir vertrauen den Regierungen zu sehr – das ist ein Fehler"
- standard.at: Julian Assanges Vater: "Schweigen bedeutet Zustimmung"
- welt.de: "Er ist abgemagert, er wiegt vielleicht noch 50 Kilo"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.