Zum Weltfrauentag am 8. März ehrte Bundespräsident Joachim Gauck am Donnerstag 33 ganz besondere Bürgerinnen mit dem Bundesverdienstkreuz. Das gesellschaftliche Engagement dieser Frauen und ihre Leistungen in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft sollten so besonders gewürdigt werden. Doch zunächst hatte der Präsident andere Sorgen.

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Es hätte ein schöner Tag werden sollen im Schloss Bellevue: Zum Weltfrauentag am 8. März wollte Bundespräsident Joachim Gauck ein Zeichen setzen und zeichnete 33 Frauen mit dem Bundesverdienstkreuz aus - Männer waren zu diesem Termin nicht zugelassen. Zu dumm, dass der Bundespräsident am Vortag der Zeremonie in einen kleinen Shitstorm geriet. Es ging ausgerechnet um die Sexismus-Debatte, die bei Twitter unter #aufschrei angestoßen worden war und in den Medien Furore gemacht hatte. Was war passiert?

Frauen der #Aufschrei-Initiative zeigten sich "verblüfft und erschüttert" über den von Gauck im "Spiegel" kritisierten "Tugendfuror" in der Diskussion. In einem offenen Brief an das Staatsoberhaupt, der von Hunderten unterzeichnet wurde, wird Gauck mangelndes Feingefühl vorgeworfen. Auf Twitter kochen die Emotionen hoch, denn neben der großen Anzahl an Befürwortern finden viele Twitter-User die Kritik überzogen.

Doch Schloss Bellevue gilt als weitgehend Twitter-freie Zone und so nutzte Gauck den Termin, um dem Shitstorm wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen. Wir stellen einige der Preisträgerinnen vor und zeigen, wie sie unsere Welt mit ihrer Arbeit jeden Tag ein wenig besser machen.

Soziales Engagement macht einen Unterschied

Die vielleicht bekannteste Preisträgerin ist Nina Hoss. Die Schauspielerin wurde für ihr künstlerisches Schaffen bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und nutzt ihre Popularität dazu, verschiedenen sozialen Projekten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sie unterstützt die Aktion "Deine Stimme gegen Armut" und kämpft als Botschafterin für Terre-des-Femmes gegen weibliche Genitalverstümmelung. Außerdem engagiert sie sich für den Schutz des Regenwaldes.

Monika Schulz-Strelow will qualifizierten Frauen den Zugang zu Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft erleichtern. Der von ihr mitgegründete Verein Frauen in die Aufsichtsräte e. V. setzt sich für die nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in deutschen Aufsichtsräten ein. Mit dem Women-on-Board-Index erstellt der Verein das Ranking zum Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen der 160 börsennotierten deutschen Unternehmen. Mit Veranstaltungen und Foren setzen die hier engagierten Frauen wichtige Impulse für die deutsche und europäische Debatte.

Das Haus von Petra Peterich ist eine offizielle Haftalternative für straffällig gewordene Jugendliche. Die Sozialpädagogin nimmt die jungen Menschen auf und bietet ihnen als Alternative zur U-Haft intensive pädagogische Betreuung. 70 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren haben bisher bei ihr gelebt: mit klaren Regeln, einem engen Netz aus Drogenkontrollen und Kollegen, die jeden Einzelnen betreuen. Bei Jugendlichen, die in Haft waren, werden etwa zwei Drittel erneut straffällig. Den Jugendlichen, die als Alternative zur Haft bei Familie Peterich aufgenommen wurden, gelingt dagegen zu zwei Dritteln eine Lebensführung ohne erneute Straffälligkeit.

Margit Adamski ist Gründungsmitglied des Vereins Zweites Leben, der sich für Menschen einsetzt, die einen Schlaganfall oder eine Schädel-Hirn-Verletzung erlitten haben. Als selbst Betroffene betreut sie ehrenamtlich das Vereinsbüro, engagiert sich bei den vielen Aktionen des Vereins und hilft tatkräftig bei der Patientenbetreuung mit. Im Jahr 2008 wurde das Nachsorgezentrum "Haus zweites Leben" eröffnet. Als Schatzmeisterin des Vereins hat sie für den Neubau 1,6 Millionen Euro Spendengelder verwaltet und mit ihrem Engagement zum guten Gelingen dieses Großprojektes beigetragen.

Nachdem Harriet Bruce-Annan von Ghana nach Deutschland kam, arbeitete sie zunächst als Reinigungskraft auf den Toiletten der Düsseldorfer Altstadt. Erhaltenes Trinkgeld schickte sie in Ghanas Hauptstadt Accra, um arme Kinder in ihrer Heimat zu unterstützen. Im Jahr 2002 gründete Harriet Bruce-Annan den Verein African Angel. Zwei Jahre später flog sie mit 5.000 Euro gesammeltem "Tellergeld" nach Ghana und mietete dort ein Haus für 26 Kinder. Um das Heim halten zu können, verkaufte sie ihre Lebensversicherung. Durch Medienberichte über die "Toilettenfrau" erhöhte sich das Spendenaufkommen, so dass bereits ein Jahr später ein weiteres Kinderheim für 52 Kinder eröffnet werden konnte. Ihre Erlebnisse hat Harriet Bruce-Annan in ihrem Buch "Mit 50 Cent die Welt retten" veröffentlicht.

Eine vollständige Liste der ausgezeichneten Frauen aus allen deutschen Bundesländern findet sich auf der Internet-Seite des Bundespräsidialamtes.

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