Innenminister Salvini würde Carola Rackete am liebsten ins Gefängnis werfen. Doch die Sea-Watch-Kapitänin bekommt auch in Italien viel Zuspruch. Ihr BH-loser Auftritt vor Gericht bringt Rackete allerdings eine Solidaritätsaktion der etwas anderen Art ein.
Dass Carola Rackete nicht viel von Konventionen hält, bekamen die italienischen Behörden zuletzt deutlich zu spüren.
Am 29. Juni steuerte sie ihr Schiff "Sea-Watch 3" mit 40 Flüchtlingen an Bord in den Hafen von Lampedusa , obwohl Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini das Anlegen jeglicher Rettungsschiffe aus dem Mittelmeer in italienischen Häfen verboten hatte.
Eine Geldstrafe in Höhe von 16.666 Euro wurde gegen Rackete nach Angaben von Sea-Watch bereits verhängt. Gegen die 31-Jährige aus Niedersachsen wird in Italien außerdem unter anderem wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt.
Rackete tritt vor Gericht auf - ohne BH
Vergangenen Dienstag reiste Rackete ins sizilianische Agrigento zu einer Anhörung vor Gericht. In vielen italienischen Medien standen aber weniger der Grund für die Anhörung oder die Flüchtlings- und Migrationsfrage im Mittelpunkt der Berichterstattung, sondern vielmehr das Outfit, in dem Rackete vor Gericht erschien.
"Eine Schamlosigkeit ohne Grenzen" polterte beispielsweise das konservative Blatt "Libero" aufgrund der Tatsache, dass die Kapitänin für alle sichtbar ohne BH auftrat.
Dass Frauen ihre Brustwarzen in der Öffentlichkeit - im Gegensatz zu Männern - nicht zeigen dürfen, nahmen US-Aktivistinnen bereits 2012 zum Anlass, den Hashtag "#FreeThe Nipple" ins Leben zu rufen.
#FreeTheNipple: BH-Verzicht am 27. Juli
Italienische Anhängerinnen der Initiative nahmen die Berichterstattung über Racketes BH-Verweigerung zum Anlass, den 27. Juli zum "Tag der freien Nippel" auszurufen und den Hashtag damit politisch aufzuladen.
Nicoletta Nobile und Giulia Trivero initiierten auf Facebook den Aktionstag. Gegenüber der italienischen Zeitung "La Repubblica" sagten sie: "Unser Protest ist aus ironischer und provokanter Absicht geboren worden, hat aber ein sehr ernstes Ziel."
Man wolle kein Statement in der "Flüchtlingsproblematik senden, sondern kritisiere, dass politische Debatten immer häufiger durch belanglose Details verdeckt würden.
Kritik: Politische Debatte wird in Hintergrund gerückt
"Wenn die politische Debatte zum x-ten Mal in den Hintergrund rückt und Argumente durch Demütigung und Zensur des weiblichen Körpers delegitimiert werden, dann muss etwas passieren", heißt es auf Facebook.
Nobile erklärte: "Unser Ziel ist es, den Protest in den Alltag zu bringen." Wer mitmachen wolle, solle einfach nur einen Tag lang keinen BH unter der Kleidung tragen.
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