- Die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden sind im vergangenen Jahr deutlich angestiegen.
- Mit 761 Milliarden Euro lagen sie sogar über dem Wert aus dem Vorkrisenjahr 2019.
- Laut Bund der Steuerzahler entgehen den deutschen Bürgern wegen lange nicht erhöhter Freibeträge Milliarden Euro.
Nach dem Corona-Tief 2020 sind die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden im vergangenen Jahr wieder deutlich gestiegen. Insgesamt nahm der Staat laut Finanzministerium 761 Milliarden Euro an Steuern ein. Das sind 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit kamen trotz anhaltender Pandemie auch etwas mehr Steuereinnahmen rein als im Vorkrisenjahr 2019 (735,9 Milliarden).
2020 hatte die Corona-Pandemie zu einem deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung und damit auch der Steuereinnahmen geführt, im Frühjahr 2021 setzte laut Finanzministerium aber eine spürbare wirtschaftliche Erholung ein. Vor allem die Einnahmen aus Gemeinschaftsteuern, also etwa Lohn- und Einkommensteuer sowie Umsatzsteuer, stiegen daraufhin wieder deutlich um mehr als 80 Prozent.
Die reinen Bundessteuern dagegen nahmen erneut ab - was vor allem an der Abschaffung des Solidaritätszuschlags für die meisten Bürger lag. Weil die Menschen auch im zweiten Pandemiejahr wenig Auto fuhren und reisten, gingen auch die Einnahmen aus der Besteuerung von Benzin und Diesel zurück.
Die unerwartet hohen Steuereinnahmen trugen auch dazu bei, dass der Bund im vergangenen Jahr weniger Kredite aufnehmen musste als gedacht. Rund 24,8 Milliarden Euro an Kreditermächtigungen wurden nicht genutzt. Zusätzlich will Finanzminister Christian Lindner (FDP) 60 Milliarden Euro nicht genutzte Kredite in den Energie- und Klimafonds schieben, um sie in den kommenden Jahren für Investitionen in Klimaschutz und Transformation nutzen zu können.
Bund der Steuerzahler übt deutliche Kritik
Die hohen Steuereinnahmen dürften die Kritik befeuern, die der Bund der Steuerzahler zuletzt geäußert hatte. Demnach entgehen den deutschen Bürgern wegen lange nicht erhöhter Freibeträge Milliarden Euro. Das sagte sein Präsident Reiner Holznagel der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Je länger die Pauschalen und Freibeträge eingefroren bleiben, desto stärker steigt die Belastung", kritisierte er mit Blick auf die hohe Inflation. Der Staat sollte immer zum Jahreswechsel alle Pauschalen und Freibeträge prüfen und an die Preis- und Einkommensentwicklung anpassen.
So wurde der Arbeitnehmerpauschbetrag von jährlich 1.000 Euro laut Holznagel seit 2011 nicht mehr erhöht. Inflationsbereinigt müsste er 1.169,48 Euro im Jahr betragen. Ein besonders krasses Beispiel sei der Werbungskostenpauschbetrag von 102 Euro, der für sonstige Einkünfte und Renten gelte. Dieser sei seit 1955 nicht mehr erhöht worden und müsste inflationsbereinigt bei 535,86 Euro liegen.
Nicht zufrieden sei der Bund der Steuerzahler auch mit der Erhöhung der Entfernungspauschale, sagte der Präsident. Um die Inflation seit 2004 auszugleichen, seien 40 Cent pro Kilometer bereits ab dem ersten Kilometer nötig. Aktuell gelten 30 Cent für die ersten Kilometer und 35 Cent ab dem 21. Kilometer. Von 2024 an sollen es 38 Cent ab dem 21. Kilometer sein. (dpa/mko) © dpa
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