• Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat ihr Buch nach den Plagiatsvorwürfen erneut verteidigt.
  • Demnach schreibe niemand sein Buch allein.
  • Der CDU wirft sie indes spalterische Politik vor.

Mehr Politikthemen finden Sie hier

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat ihr Buch erneut verteidigt. Sie habe "sehr bewusst auf Fakten aus öffentlichen Quellen zurückgegriffen", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) und der französischen Zeitung Ouest-France. "Das ist kein Fachbuch, daher gibt es keine Fußnoten." Zuvor hatte Baerbock gesagt, es handle sich nicht um ein "Sachbuch".

Auf die Frage, ob sie das Buch selbst geschrieben habe, antwortete Baerbock: "Ja, aber wie es so schön heißt: Niemand schreibt ein Buch allein. Es sind nicht nur viele Ideen eingeflossen, ich habe dankenswerterweise auch Unterstützung bekommen." Grundlage seien Niederschriften langer Interviews mit ihr gewesen. Sie hatte zuvor erläutert, dass der Autor Michael Ebmeyer Gespräche mit ihr transkribiert und sie auf dieser Basis ihr Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" verfasst habe.

Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber konnte bislang an mehreren Stellen Ähnlichkeiten zwischen Formulierungen in Baerbocks Buch und anderen Veröffentlichungen nachweisen.

Baerbock spricht von "historischem" Wahlkampf

Zu den Umfragen, die die Grünen derzeit bei um die 20 Prozent hinter der Union sehen, sagte Baerbock, ihre Partei stehe "weiterhin an starker zweiter Stelle". Der Wahlkampf sei historisch, weil erstmals seit Konrad Adenauer keine amtierende Bundeskanzlerin antrete und erstmals eine grüne Kanzlerkandidatin. "Alles ist neu. Das sieht man auch in den Umfragen, da geht es mal auf und ab."

Es sei im Wahlkampf normal, dass Parteien im Wettstreit stünden und auch Medien kritisch berichteten. "Das ist absolut in Ordnung. Doch es gibt ganz offensichtlich auch Beharrungskräfte, die Veränderung verhindern und sachliche Debatten über die besten Ideen für unser Land überdecken wollen", sagte Baerbock. "Ich finde es wichtig, dass demokratische Parteien in Respekt und Anstand miteinander diskutieren - vor allem über die großen Zukunftsfragen."

Baerbock greift Union wegen Wahlprogramm an

Die Union greift Baerbock wegen ihres Wahlprogrammes an. CDU und CSU hätten laut Baerbock im Wahlprogramm "eine Politik für Privilegierte" angekündigt, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Mit dem Vorschlag von Armin Laschet und Friedrich Merz macht die CDU eine Rolle rückwärts zur Politik der 90er Jahre und fällt hinter 16 Jahre Angela Merkel zurück. Das spaltet unsere Gesellschaft."

Ihre Partei wolle hingegen für "klimagerechten Wohlstand" sorgen, sagte die Grünen-Chefin. Die Wahl sei eine Richtungswahl für das nächste Jahrzehnt. "Wir haben die große Chance aus dem weltweiten Umbruch einen Aufbruch zu machen."

Baerbock kritisierte, dass die Union Unternehmenssteuern senken sowie an der Schuldenbremse festhalten will. "Mit der Finanzpolitik von Armin Laschet und Friedrich Merz bleibt nichts mehr übrig für das Leben vor Ort." Sie selbst wolle hingegen investieren, "in gute Schulen, Krankenhäuser und Polizeiwachen". Eine gute Daseinsvorsorge schaffe gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Die Union streut den Menschen einfach Sand in die Augen, wenn sie so tut, als könne man das Land modernisieren, ohne dafür etwas auszugeben", erklärte Baerbock.

Baerbock steht seit Wochen in der Kritik

Die Kanzlerkandidatin der Grünen steht seit Wochen in der Kritik. So musste sie nachträglich dem Bundestag Nebeneinkünfte melden und ihren im Internet veröffentlichten Lebenslauf korrigieren. Derzeit haben sowohl Baerbock als auch ihre Partei mit rückläufigen Umfragewerten zu kämpfen.

Der Frage, ob sie selbst angesichts der Scherereien daran gedacht habe, die Kanzlerkandidatur ihrem Co-Parteichef Robert Habeck zu überlassen, beantwortete Baerbock nicht. Sie verwies stattdessen darauf, dass die Grünen erwartet hätten, "dass es ein wirklich heftiger Wahlkampf werden wird". (dpa/lh)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.